Linksaußen:"Ich so fett wie Meat Loaf"

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Musiker lieben Fußball, Elton John kaufte gleich den ganzen FC Watford. Türkgücü sollte sich "Kaufrausch" der Band Ohrbooten anhören.

Von Gerhard Fischer

Dmitri Schostakowitsch war ein glühender Fan von Zenit Leningrad. Gut, er war auch der größte Komponist der Sowjetunion. Aber die Sportwissenschaft interessiert sich für Tore, nicht für Noten, und Schostakowitsch (1906 bis 1975) hat alle Torschützen von Zenit Leningrad aufgeschrieben: von Heimspielen, Auswärtsspielen, Testspielen und Trainingsspielen, vielleicht sogar von Mensch-ärgere-dich-nicht-Spielen. Der blasse Mann mit der dicken Brille war schon Statistiker, als die Statistiker von Sky und Sportschau Tag, Stunde und Minute ihrer eigenen Geburt noch nicht kannten. Schostakowitsch liebte den Fußball. Es gibt Fotos, wo er am Spielfeldrand sitzt und seine Augen leuchten wie bei einem Kind.

Robert Plant, der Sänger von Led Zeppelin, ist Fan der Wolverhampton Wanderers. Die Wolves gewannen bisher nicht viel (wie ihre deutschen Verwandten, die Löwen), aber 1974 holten sie in London den Ligacup gegen Manchester City; man kann Ausschnitte bei Youtube ansehen und Keeper Gary Pierce lobpreisen, der in seinem roten Torwartpullover in 90 Minuten 900 Glanzparaden zeigte. "Ich brauche danach drei Tage, um nach Wolverhampton zurück zu kommen", sagte Plant, der auf dem Weg wohl 900 Dosen Bier leeren musste. "Die Wolves hätten fast meine Ehe verwüstet."

Rod Stewart liebt Celtic Glasgow und Manchester United, und manche meinen, sein Song "You're in My Heart" beziehe sich auf ManU und nicht auf Manu (oder auf eine andere Frau). Campino schwärmt für den FC Liverpool, Elton John kaufte gleich einen ganzen Klub, den FC Watford. Fußball und Musik haben das Kreative gemeinsam, das Wilde. "Fußball ist Musik, Fußball ist Freiheit", sagte Bob Marley.

Manchmal singen Fußballer. Der Löwen-Torhüter Petar Radenkovic reimte in seinem Lied "Bin i Radi, bin i König": "Ball kommt wie der Blitz, daß i manchmal schwitz, doch ich fang fast alle, mit Humor und Witz." Der Bayern-Kollege Jean-Marie Pfaff dichtete: "Ich war ein Belgier und jetzt bin ich Bayer, trinke Bier und esse Leberkäs mit Eier." Und Franz Beckenbauer sang "Gute Freunde kann niemand trennen", was Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach bestimmt als Trailermusik wählen, wenn sie bald - ohne den krank geschriebenen Beckenbauer - in der Schweiz vor Gericht einlaufen, weil sie das Sommermärchen 2006 gekauft haben sollen.

Mit der Einlaufmusik ist das so eine Sache. Jeder kennt und liebt Liverpools "You'll never walk alone". Aber die Deutschen kriegen nichts zustande. Nicht in der Bundesliga. Nicht in der Regionalliga. Der VfR Garching begrüßte seine Fans neulich mit einem Lied über die Kameradschaft. Jaja.

Wir haben - in sehr enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Akademie für Musik und dem Helene-Fischer-Fanklub in Leningrad - Vorschläge für die Vereine im Münchner Umland erarbeitet: Die SpVgg Unterhaching, die an die Börse ging, sollte mit "Spielgeld" von Veysel einlaufen. Die schönste Zeile lautet: "Wenn hier einer Bruder sagt, Bruder, vertrau nicht." Dem FC Pipinsried empfehlen wir "Unser Dorf braucht fette Action" von den Jungen Zillertalern. Schönste Zeile: Fehlanzeige. Und Türkgücü, das 23 Spieler holte, könnte "Kaufrausch" von der Band Ohrbooten spielen. Schönste Zeile: "Du dünnes Sparschwein, ich so fett wie Meat Loaf."

© SZ vom 19.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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