Linksaußen:Harte Zeiten für Konserven

Lesezeit: 1 min

Die nächste Wechselperiode kommt bestimmt - und mit ihr die Zeit, wo der Fußball wieder hortet und schachert, hamstert und entlässt.

Von Ralf Tögel

Seit Mittwochabend ist es bittere Gewissheit: Man muss mit dem auskommen, was man hat. Keine Chance mehr, zu spät, aus und vorbei. Hoffentlich reicht's, die Zeiten könnten schnell härter werden. Und das liegt nicht allein daran, dass der Winter kommen wird. Manchmal könnte man schon meinen, die Welt fliegt aus ihren Angeln, die Regeln sind außer Kraft gesetzt, irgendwie ändert sich alles. Nur gut, wenn man ein bisschen vorgesorgt hat.

Sogar von höchster Stelle wurde daran erinnert, dass man schon mit ein wenig Weitblick in die Zukunft gehen sollte, Rücklagen bilden, man weiß ja nie. Panikmache, für viele war das ein Lacher, das Thema wurde ja auch gehörig aufgebauscht. Von wegen Hamsterkäufe, alles Blödsinn, wird man sehen. Die sozialen Netzwerke waren jedenfalls wie immer vorn dabei, Schmähungen, lustige Bilder, mal abwarten, wer zuletzt lacht. Ist ja außerdem auch eine Frage des Geldes, wer kann sich schon teure Konserven auf die Bank setzen, egal ob man sie braucht oder nicht, für alle Fälle sozusagen? Die Reichen halt, wie immer.

Unsereins? Muss aufs Geld achten, durchdacht haushalten, die Moneten klug anlegen, langfristig planen, abwägen, sondieren, beobachten und mit Verstand zuschlagen. Andere horten blind was geht, ob sie Bedarf haben oder nicht, völlig wurscht. Das treibt die Preise hoch, ist moralisch fragwürdig und macht nicht gerade sympathisch. Und die Konserven? Die fragt keiner, mieses Geschäft, konservenverachtend sozusagen. Und das Schlimmste: Alle schimpfen und kritisieren, das Geschrei ist laut, viel Gezeter - und was bringt's? Nichts!

So sicher wie der Winter kommt auch die nächste Wechselperiode, dann kommt wieder Bewegung in die Fußballklubs, dann fuchteln die Berater wieder mit Verträgen durch die Luft, dann werden wieder Mondsummen aufgerufen. Und es wird wieder gehamstert und geschachert, verliehen und verkauft, weitervermittelt und abgeworben. Im Kleinen wie im Großen, bei Manchester United und beim FC Pipinsried, beim FC Barcelona und dem BCF Wolfratshausen. Denn eines ist klar: Der Fußball darf alles. Und alle schauen zu und finden es gut. Sonst würde sich ja was ändern.

© SZ vom 05.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: