Linksaußen:Gesucht: ein Stück Prärie

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Ein Pferd ist für Außenstehende eine übersichtliche Einrichtung. Vom Pferdesport in München kann man dagegen kaum behaupten, dass es hier unkompliziert zugeht

Von Andreas Liebmann

Ein Pferd ist selbst für Außenstehende eine übersichtliche Einrichtung. Im Idealfall besitzt es vier Beine, die paarweise an beiden Enden des Rumpfes hängen. In der Mitte einen Sattel, der zwar nicht ab Werk verbaut ist, aber viele Funktionen des 1-PS-Antriebs erst komfortabel nutzbar macht. Und wo es wiehert, ist vorne.

In den Weiten der Prärie kann man auf Pferden "völlig sinnlos nebeneinander herreiten", wie Häuptling Abahachi und der Ranger im "Schuh des Manitu". Im beengteren München eher nicht. Die Komödie, die hier vor gut 15 Jahren entstand, wurde daher zu großen Teilen in Andalusiens Tabernas-Wüste gedreht. Auf Pferden springt man in der Landeshauptstadt eher im Zickzack über Stangen, wie in einigen Tagen bei den Munich Indoors. Oder die Tiere rennen im Kreis herum, wahlweise auf Gras mit Steuermann (Riem) oder auf Sand mit Gepäckwagen (Daglfing). Pferde in München sind eben manchmal doch komplizierter. Weil Hufe Untergrund benötigen. In Riem ist es nämlich so, dass zwar (wie an Allerheiligen) Tausende zu hochpreisigen Rennen strömen. Die Rennbahn aber macht trotzdem Miese, Jahr für Jahr, sechsstellig. Ställe und Quartiere sind längst maroder als jene Filmkulissen, die teils schon seit den Siebzigern in der Tabernas-Wüste vor sich hin verrotten, für zig Westernproduktionen aus Pappe und Sperrholz hingekleistert und stehen gelassen. Stören ja nicht. Riems alter Vereinsvorstand probierte seinerzeit das Trainingsgelände zu verkaufen, um an Geld zu kommen. Das kostete ihn sein Amt. Während der neue Vorstand, der Riems Defizite Jahr für Jahr aus eigener Tasche ausgleicht, nun viel lieber das Trainingsgelände verkaufen will, um an Geld zu kommen. An einen anderen Investor und zu besseren Konditionen.

Noch verwirrender ist, dass nebenan die Daglfinger, die auch ohne prestigeträchtige Renntage Miese machen, ihre ganze Rennbahn verkaufen wollen - weil sie das ja vor Jahren bereits getan haben. Das ist zwei Präsidenten her, das Geld längst aufgebraucht. Grob gesagt wollen sie nun entweder mehr Geld vom alten Käufer haben, oder ihr Gelände für einen neuen Käufer zurückklagen. Wie gesagt, ziemlich kompliziert. Umziehen wird die Rennbahn in jedem Fall. Vielleicht ja ins Innere der Galopprennbahn. Oder irgendwohin, wo es so viel Platz gibt, dass man sogar mal mit lautem Gewieher sinnlos umherreiten kann. Maisach, Fröttmaning, wo auch immer. Die Tabernas-Wüste ist zu weit entfernt.

© SZ vom 07.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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