Linksaußen:(Gem)einsame Abschlussfeier

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Immer nur Fußball: Münchens OB wünscht sich mehr Abwechslung auf dem Rathaus-Balkon.

Von Ralf Tögel

Dass sich zur Wiesn ein paar Deppen wieder gegenseitig auf die Birne hauen werden, für diese Prophezeiung muss man weder Knöchelchen werfen noch Teesatz schwenken - die Vorhersage wird unschöner Weise auch dieses Jahr zutreffen. Es wird aber in diesem Jahr auch eine Art Rauferei geben, die nach klaren Regeln abläuft, ein so genannter "typischer Männersport" - nicht unbedingt en vogue in diesen Tagen, da die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in den Fokus drängt. Keine Sorge, im Folgenden wird keine geschlechtertrennende Diskussion entfacht, das Gegenteil ist der Fall. Doch dazu später mehr.

Die besten Rugbyspieler der Welt also werden sich in München versammeln, was bei Teilnehmern wie Olympiasieger Fidschi, Weltmeister Neuseeland oder Weltserien-Gewinner Südafrika keine Übertreibung ist, um sich im sportlich fairen Wettkampf zu messen - beim so genannten Oktoberfest 7s. Jener kleinen und populären Variante des rauen Vollkontaktsports, die mit nur sieben statt 15 Schränken gespielt wird. Woran auch der ranghöchste städtische Wiesn-Festbier-Anzapfer seine helle Freude hat, wie Oberbürgermeister Dieter Reiter kürzlich bei der Gruppenauslosung für das Turnier im Olympiastadion zugab, die er natürlich höchstselbst vornahm.

Immer nur Fußball: Der OB will Abwechslung auf dem Balkon

Schon schön sei es, sagte der OB inmitten von Models in Trikots der teilnehmenden Nationen auf dem Marienplatz, dass München sein "Sportportfolio nicht nur auf Fußball, Eishockey und Basketball gründet. Die Münchner werden es mögen. Auch wenn ich die blauen Flecken bei den Spielern gar nicht zählen möchte." Diesen kleinen chauvinistischen Zusatz beiseite gewischt, darf man daran erinnern, dass Reiter ein paar Tage zuvor und ein paar Meter höher noch versuchte, etwas Stimmung in die müde Meisterfeier der Bayern-Kicker zu bringen. Vielleicht sehnt er sich deshalb nach anderen Sportler*innen auf dem Balkon?

Aktuell kommen nur noch die Bayern-Basketballer in Betracht. Im Vorjahr wurde ja die historische Chance verpasst, neben selbigen auch noch die Eishockey-Bullen vom EHC zu den kickenden Titelabonnenten auf den Balkon zu bitten. Drei Meister aus München in drei Sportarten, gab es in dieser Konstellation noch nie, könnte sich aber jederzeit wiederholen. Blöd ist nur, dass die jeweiligen Sportarten zu sehr unterschiedlichen Zeiten ihre Saison beenden, eine Anpassung tut dringend Not. Und so ein Rathausbalkon ist ja nicht einfach zu bekommen. Aber was wäre das für eine Sause, wenn Basketballer, Fußballer und Eishockeyspieler gemeinsam schunkeln und singen. Mit den FCB-Fußballerinnen, die haben 2015 schon mal mitgefeiert. Und überhaupt, Herr Reiter, München hatte schon deutsche Meister im Volleyball und Turnen, Handball-Pokalsieger, es gibt Bundesligisten im Hockey, Wasserball, Schach, Lacrosse - und Rugby. Der RFC München hat sogar ein 7s-Frauen-Team. Die könnte der OB charmanter Weise auch ohne Titel auf den Balkon einladen. Der Stimmung würde das sicher gut tun.

© SZ vom 11.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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