Linksaußen:Franz Josef und der Arschbomber

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Bayern hat schon lange keine Olympischen Spiele mehr abbekommen. Zeit, dass sich der Freistaat seiner glorreichen Zeiten erinnert und handelt.

Von Ralf Tögel

Hat der Freistaat nicht kürzlich den 100. Geburtstag von Franz Josef Strauß gefeiert? Den Godfather der Christsozialen, den Über-Bayer? Hat er. Zumindest der Großteil. Und wie üblich war das Geklapper groß, die Folklore bunt, angemessen halt, denn keiner beherrschte das Spiel mit diesen Instrumenten wie der Metzgerssohn aus München. Mei, wenn der Strauß noch da wäre, dann hätte es das Fiasko mit der Vergabe der Olympischen Winterspiele doch gar nie gegeben, oder? Und jetzt?

Haben uns die Ökos den Spaß verdorben. Wegen der raffgierigen Verbände und deren Knebelverträgen, Umweltschutz und so weiter. Gut, mit solchen Details wie Moral oder Ethik nehmen es die großen Verbände nicht so ganz genau. Ja aber das große Ganze, der Franz Josef hat auch im rechten Moment mal Fünfe grade sein lassen. Jetzt gehen diese pfundigen Veranstaltungen immer weiter weg, nach China, Russland oder gleich an den Persischen Golf.

Klar, die müssen sich mit so Kleinkram wie Umweltschutz oder Menschenrechten nicht groß aufhalten. Da kann man schon mal ein Städtchen verlegen, weil da halt eine Autobahn hin muss. Oder ein kleines Tal fluten, wenn's nicht anders geht. Kein Schnee im Winter? Wo ist das Problem, kann man machen. 50 Grad im Schatten ist zu heiß zum Kicken? Quatsch, muss man halt Klimaanlagen in Stadionform bauen. Wo ein Wille ist . . . , wie wir Bayern sagen.

Und was bleibt uns? Die sportive Bedeutungslosigkeit? Muss man halt improvisieren, würde der Franz Josef jetzt sagen. Es gibt auch andere tolle Meisterschaften, die man noch kriegen kann: Schienbeinkicken, da wird dem Gegner so lange vor selbiges getreten, bis er einknickt. Aber da sind die Engländer kaum zu schlagen. Extrembügeln, Wurmausgraben - alles Domänen der Insel-Athleten. Im Frauentragen kommt man an den Finnen nicht vorbei und im Pfahlsitzen sind die Nordlichter Meister. Die sind aus Sicht der Bayern ja auch so was wie Ausländer. Aber es gibt einen Lichtblick. Die Arschbomben-Weltmeisterschaft, Titelträger 2015: Rainhard Riede aus Waldkraiburg. Kein Münchner, aber immerhin ein waschechter Bayer! So einer lässt sich schnell eingemeinden. Das hätte der Franz Josef sicher auch gesagt.

© SZ vom 14.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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