Linksaußen:Fogasch mit Fisolen

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Im Sport ist Kommunikation besonders wichtig, oder nicht? Im Fußball sicher, deshalb hat der FC Bayern einen Trainer, der Deutsch spricht - und keinen Österreicher. Beim Wrestling in der Olympiahalle stellt sich das sowieso ganz anders dar.

Kolumne von Ralf Tögel

D ie Sprache ist die Quelle der Missverständnisse - so hatte schon der kleine Prinz in einem seiner zahllosen Abenteuer festgestellt. Der Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry hat die märchenhafte Erzählung vor ziemlich genau einem Dreivierteljahrhundert erschaffen, um der garstigen Menschheit ein Plädoyer für Freundschaft und Menschlichkeit zu halten. Und was haben wir gelernt? Wenig, wenn man sich in der Welt umsieht, man versteht einander nicht. Vielleicht hatten die Fußballer des FC Bayern deshalb die Forderung nach einem deutschsprachigen Trainer gestellt. Und wahrscheinlich hatte man den Kollegen Tuchel im Kopf, der präferiert aber Frankreich, wo bekanntlich eher selten deutsch gesprochen wird. Das soll mal einer verstehen, aber: Wäre, wäre, Fahrradkette, wie der Fußball-Philosoph Lothar Matthäus zu sagen pflegt.

Die Bayern haben in Niko Kovac einen Berliner mit kroatischen Wurzeln geholt, der kann ganz hervorragend auf deutsch parlieren. Auch Ralph Hasenhüttl fand in den Kandidatenkreis, der ist aber in Graz geboren, das liegt in Österreich. Vielleicht hat er ja bei Sondierungsgesprächen, die meist von einem guten Essen flankiert werden, zum Fogasch (Zander) Paradeiser (Tomaten) und Fisolen (Bohnen) geordert, oder gar ein Fluchtachterl zu viel erwischt, jedenfalls wollte man sich nicht gut genug verstehen, um eine Einigung zu erzielen. Ist auch egal, wäre, wäre ... , Sie wissen schon.

Aber eventuell wird Kommunikation ja auch überschätzt, wofür das wochenendliche Treiben in der Olympiahalle passender Beleg war, denn dort traf sich eine ganze Heerschar seltsam gekleideter und mit mächtigen Muskeln bepackter Menschen, um die Kräfte zu messen - wofür Brüllen, Grunzen und Quietschen völlig ausreichend war. Wrestler kommen ohne viele Worte klar, man versteht schon, was der andere will.

Warum nicht Esperanto? Leicht zu lernen und jeder versteht es

Deutlich gesitteter geht es beim Basketball zu, womit man wieder bei den Bayern wäre. Dort ist Amtssprache Englisch, weshalb dem neuen Trainer Dejan Radonjic unterstellt wurde, dass er aufgrund mangelnder Kenntnisse Schwierigkeiten habe, sich den Spielern mitzuteilen. Nach dem jüngsten Gala-Auftritt gegen Bamberg muss man dies wohl als Trugschluss entlarven. Zwar prägt den Montenegriner eine gewisse Wortkargheit, aber nach großen Missverständnissen sah es nicht mehr aus. FCB-Geschäftsführer Marko Pesic hatte die schnelle Besserung damit erklärt, dass man sich auf Esperanto verständigt habe, jener weltweit verbreiteten Plansprache, erfunden vom polnischen Augenarzt Ludwig Lazarus Samenhof alias Doktoro Esperanto. Freilich war dies nur ein giftiger Gruß an alle Kritiker, nun Abbitte zu leisten.

Aber Moment mal, keine schlechte Idee, warum eigentlich nicht? Esperanto ist leicht zu erlernen, im Gegensatz zu Österreichisch oder Deutsch, wie schon Jürgen Wegmann seinerzeit festgestellt hatte. Man müsse nachsichtig sein mit einem ausländischen Kollegen, denn "er ist die deutsche Sprache noch nicht mächtig". Letztendlich ist es ganz egal. Die Wahrheit liegt sowieso auf dem Platz, in der Halle oder im Ring. Dem ist nur ein Wort anzufügen, wie Horst Hrubesch seinerzeit fand: "Vielen Dank."

© SZ vom 22.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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