Linksaußen:eMessi und eRonaldo

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Die Welt digitalisiert sich, auch der Sport. Hierzulande hinkt das elektronische Gaming der Zeit hinterher, doch der Bayerische Fußball-Verband bläst zum Start in die Moderne.

Von Sebastian Winter

Südkorea ist ein Paradies für Sportler. Jedenfalls für jene Hochleistungsathleten, die eine der unzähligen PC Bangs besuchen - keine Bange, das sind hochseriöse und öffentlich zugängliche Hallen für: Computerfreaks. LAN-Partys hießen die Massenduelle früher mal, bei denen manchmal Tausende wie in Trance vor ihren Rechnern sitzen. Inzwischen gibt es World Cyber Games und eW eltcups, das e steht natürlich für elektronisch. Professionelle eSportler verdienen hunderttausende Euro an ihren Computern, an denen sie beispielsweise Messi und Ronaldo in der Fußballsimulation FIFA 18 Tore schießen lassen, ihre Äxte in der League of Legends oder der World of Warcraft schwingen oder ihre Gewehre in Fortnite laden. Das geht eben am besten in Südkorea, der asiatische Markt boomt auch in dieser Hinsicht. 2:0 gegen Deutschland? In virtueller Hinsicht steht es mindestens 200:10.

Uli Hoeneß ist gegen das neue Zeugs. Seine Basketballer nicht

Immerhin gibt es inzwischen auch hierzulande ein paar eSport-Inseln. Beim FC Schalke 04 sind sie seit 2016 Vorreiter, auch in Leipzig, Nürnberg, Stuttgart, Bochum oder jüngst gar beim großen KFC Uerdingen sind sie ins virtuelle Fußballgeschäft eingestiegen - teils mit eigenen Teams und -turnieren. Und weil der Bayerische Fußball-Verband (BFV) ja schon immer Pioniergeist in sich trug, hat er nun auch den eSport für sich entdeckt. Am Samstag hat er in München den ersten BFV eSports Cup veranstaltet, 32 Spieler, Live-Übertragung bei Facebook, die besten Vier der Finalrunde bekommen den Jackpot: einen Trainingstag mit den FIFA-Topstars Kai "deto" Wollin, Mario Viska und Burhan "Bny" Yerli.

Man hätte gerne Uli Hoeneß dabei beobachtet, wie er in seiner Stadt an der Konsole die göttlichen französischen Weltmeister Mbappé, Pavard und Griezmann dabei anleitet, die zuletzt eher irdischen eRonaldos und eMessis auszudribbeln, aber man weiß ja: Der FC-Bayern-Präsident hat es nicht so wirklich mit dem e, ob Mail oder Sport. Im Juni erst begrub er jedenfalls laut Bild die Pläne seines Klubs, eine eSport-Sparte zu gründen, höchstpersönlich. Begründung: Solches Zeug passe nicht zur Tradition und zum Selbstverständnis seines familiären Klubs. Gut nur, dass der FC Bayern Basketball schon im April ein eSport-Team entwickelt hat. Klar, virtuelle NBA. Bayern Ballers Gaming heißt es, was ganz gut mit den PC Bangs harmoniert. Der Klub sollte bald mal nach Südkorea fliegen.

© SZ vom 23.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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