Linksaußen:Elegant (ab)gelöst

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Sie haben einen Trainer abzugeben, wissen aber nicht, wie? Unser Führungskräfteseminar für Amateurvereine zeigt Ihnen, wie Sie es möglichst geschickt anstellen

Von Andreas Liebmann

D er Saal ist gut gefüllt. Gläser klirren. Heiteres Gemurmel durchdringt den Raum. "Willkommen zu unserem Führungskräfteseminar für Amateursportvereine", sagt der Dozent. "Heutiges Thema: ,Wie moderiere ich einen Trainerwechsel.' Unsere Gäste vom FC Ismaning haben sich bereit erklärt, ihren aktuellen Fall als Rollenspiel vorzutragen. Bitte, die Herren, legen Sie los!"

(Zwei Männer schreiten aufeinander zu.)

Chef: "Servus Jacky, na, wie geht's?"

Trainer (natürlich nicht der echte): "Danke, prima, kann kaum erwarten, dass es endlich wieder losgeht." (Will schnell weiter Richtung Trainingsplatz.)

Chef: "Wart' mal! Du siehst blass aus."

Trainer: "Hab mich nie besser gefühlt."

Chef: "Schweißausbrüche? Schlafstörungen? Mir scheint, du zitterst ein wenig."

Trainer: "Unsinn, ich ..."

Chef: "Mit Burnout ist nicht zu spaßen. Merkt man selbst oft als Letzter. Du hast hier echt Übermenschliches geleistet, Jacky, wir werden dir ewig dankbar sein. Aber ruh dich mal aus! Mach Pause!!"

Dozent: "Danke, die Herren, den Rest kennen wir. Im Sommer kommt Muriqis Nachfolger. Geschickt gelöst. (Beifall)

Viele von Ihnen haben als Hausaufgabe ähnliche Fälle mitgebracht. Nachahmenswert hat das auch Türkgücü hinbekommen: zu vermitteln, dass der aktuelle Trainer nur nicht langfristig genug verlängern wollte, weshalb man genötigt war, den neuen zu holen - gute Idee. Genial. Wichtig ist immer: Keine offene Kritik! Das ist viel zu angreifbar. Und selbst früh an die Presse gehen, nicht dass man irgendwann wie Hoeneß herumstammelt, nur weil ein anderer schneller war.

Ach ja: Sind München-Osts Volleyballer da? Ja? Also, das hätten Sie eleganter lösen können! Wo es in Ihrem Sport doch eh kaum Trainer gibt. Muss Ihr Frauen-Coach da aus der Zeitung erfahren, dass Sie seinen Nachfolger suchen? Sie hätten mit ihm reden können. Etwa so (spricht mit ernster Miene ins Leere): ,Basti, wir machen uns Sorgen um dich. (Pause) Du kommst ja kaum noch zum Segeln. So geht es nicht weiter. Wir haben uns da etwas einfallen lassen ...' - Einfühlsam, verstehen Sie? Wer noch ein Beispiel braucht, meine Herren: Im besten Fall sollten Sie klingen wie der Vorgesetzte in Udo Jürgens' Lied ,Vielen Dank für die Blumen. ' (Beamer geht an. Dozent liest)

"Er bat mich zu sich und er sagte, Sie versteh'n wohl,/ es wäre schrecklich, wenn wir Sie bei uns verlier'n./ Ich weiß auch nicht, wie's ohne Sie hier weitergeh'n soll,/ doch woll'n wir das ab nächsten Ersten mal probier'n ... (summt)"

© SZ vom 20.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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