Linksaußen:Ein Fest für Rotnasen

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Weihnachten ist erst am 25. Dezember? So leicht lässt sich der FC Bayern nicht vorschreiben, wann die besinnliche Kommerzzeit anzubrechen hat. Weshalb er schon mal jede Menge Wünsche erfüllt, die eigentlich niemand gehegt hat

Von Alexander Mühlbach

In Teilen der alten Welt ist immer noch der Glaube verbreitet, Weihnachten, also der Tag von Christi Geburt - nicht zu verwechseln mit Heiligabend, dem Tag der Bescherung - falle auf den 25. Dezember. In Amerika dagegen, dem aufgeklärten Winterwunderland, weiß längst jedes Kind, dass Weihnachten dann ist, wenn ein roter Truck durchs Werbefernsehen rollt. Und der Truck fährt jedes Jahr früher los. Allein auf Deutschlands Autobahnen herrschen pro Jahr 960 000 Kilometer Stau. Das ist mehr, als der Weihnachtsmann auf seinem Schlitten zurücklegen muss. Zum Glück! Wer weiß, um wie viel röter Rentier Rudolphs Nase noch leuchten würde, wenn er Dopingmittel schlucken müsste wie ein russischer Leichtathlet?

Die Amerikaner sind indes auf alle Achs- und Kufenbrüche vorbereitet. Am Black Friday, dem letzten Freitag im November, locken die Geschäfte mit besonderen Rabatten, damit nur ja niemand vergisst, dass es jetzt losgeht mit der besinnlichen Einkaufszeit. Weswegen so riesige Schlägereien um die reduzierten Waren ausbrechen, dass selbst der revanchelustige Wladimir Klitschko nach einem verlorenen Kampf um eine heruntergesetzte Milchschnitte seine Karriere im Kaufhaus beenden müsste.

Was in Amerika das Geschäft belebt, ist dem FC Bayern billig. Weswegen der Rekord-Erste-Niederlage-am-15.-Spieltag-Meister dieses Jahr ebenfalls einen Black Friday für den eigenen Online-Shop ausrief. Besser gut geklaut als schlecht erfunden. Zum Tag der deutschen Einheit etwa hatte der FCB noch mit einem "Solidaritätsnachlass für alle" (Osten und Westen!) geworben. Im Angebot: der Wende-Hoodie und die Wende-Mütze. Tja, die Sachen müssen weg. Die. Sachen. Müssen. Weg!

So ist der Black Friday vielleicht nur die logische Konsequenz. Nachdem der FCB endlich den ostdeutschen Markt erschlossen hat, geht es nun darum, die transatlantischen Beziehungen zu stärken. Wie sonst wird man das FCB-Waffeleisen (nicht zu verwechseln mit dem FCB-Sandwichmaker), die FCB-Badeente (in Tracht) oder die FCB-Partyhüte los? Gut, Pep Guardiola könnte mit dem Sound-Kugelschreiber "Stern des Südens" neben dem FCB-Weihnachtsbaum einen Vertrag unterschreiben. Offiziell natürlich, um den Fans ihren innigsten Weihnachtswunsch zu erfüllen. Vor allem aber, damit die Fans die freudige Nachricht vom nahenden Verbleib des Herrn mit dem FCB-Sekt begießen können. Frohes rotes Fest!

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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