Linksaußen:Die heiligen drei Botschafter

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Dem oftmals nur bedingt diplomatischen Paul Breitner stellt der FC Bayern künftig drei weitere weltweit agierende Repräsentanten seiner Marke zur Seite

Von Andreas Liebmann

Als Fußball-Profi konnte ich nur eines nicht: Mund halten und Diplomat sein." So klingt ein echter Markenbotschafter des FC Bayern München. Paul Breitner nämlich, der vermutlich auch nach seiner aktiven Laufbahn wenig Zeit fand, Nachhilfestunden in Zurückhaltung und Bescheidenheit zu nehmen. Aber nur fürs Klappe halten muss ja auch niemand einen Botschafter beschäftigen. Wobei: Böswilligen Gerüchten zufolge hatten die Bayern Breitner, den Chefkritiker des deutschen Fußballs, seinerzeit ohnehin deshalb (zunächst als Berater) geholt, damit er fürderhin weniger über, sondern bestenfalls für den Rekordmeister wettert und schimpft. Er, der Franz Beckenbauer mal "Totengräber des deutschen Fußballs" nannte.

Indizien für fortschreitende Altersmilde sind an Breitner bislang nicht beobachtet worden, dennoch hat der 65-Jährige nun Unterstützung bekommen, von Giovane Elber, Bixente Lizarazu und Hasan Salihamidzic. Sie alle sollen den weltweiten Ruhm des FC Bayern künftig als Markenbotschafter mehren. Was schon insofern erstaunlich ist, da Elber, 44, Sätze wie diesen hinterlassen hat: "Nach meiner Karriere möchte ich zurück auf meine Farm, das Leben genießen und das Feld pflügen." Anfang 2003, nach einem Rüffel von Karl-Heinz Rummenigge ("Klappe halten - Tore machen"), sagte er, weder Franz noch Jesus könnten ihn davon abhalten, 2004 fortzugehen.

Soweit bekannt, hat Jesus es damals auch gar nicht ernsthaft versucht. Elber ging, 2003. Nun sind der Äcker offenbar genug gepflügt, er bedankt sich bei den Bayern-Bossen "für diese ehrenvolle Aufgabe" und verspricht, er werde für seine internationalen Aufgaben "neben Portugiesisch, Deutsch, Italienisch und Spanisch nun auch Englisch lernen". Wo doch in der Kabine der neuzeitlichen Bayern nicht mal jeder Deutsch spricht.

Alle drei gelten als Klubheilige, neben Mehmet Scholl und Oliver Kahn natürlich, die aber bereits in anderem Auftrag botschafteln. Lizarazu dürfte sich für seinen Job nicht zuletzt durch jene Ohrfeige empfohlen haben, die er 1999 dem Nicht-mal-Greenkeeper Lothar Matthäus verpasste. Richtig breitnerisch klingt er aber noch nicht. "Ich freue mich darauf, überall in der Welt erzählen zu können, was diesen Klub so einzigartig macht", säuselt er. "Brazzo" Salihamidzic behauptet sogar: "Das ist die schönste Geschichte für mich, seitdem ich als Spieler vom FC Bayern weg bin." Nun ja, es gibt solche und solche Botschaften. Aber Paul Breitner ist ja noch im Amt.

© SZ vom 16.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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