Linksaußen:Der Kranich flattert davon

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Erst der FC Bayern und jetzt der SE Freising: Die Lufthansa ist nach vielen Jahren bei beiden Fußballklubs kein Sponsor mehr. Schlimm für die Bayern...

Kolumne von Andreas Liebmann

Man kommt diesem Marketingriesen einfach nicht aus. Ganz offenbar hat er sich schon bedenklich tief in unsere Gehirne gesprudelt. Und gehackelt. Gekickt. Gesegelt, geskatet, gesurft. Und selbstverständlich geradelt, geröhrt und getaucht. Wie bitte? Ach ja, gepaddelt auch, selbstverständlich. Und gecarvt? Klar, sowieso, fast vergessen. Jedenfalls drängt sich dieser Slogan immer wieder fast von alleine auf, ob man es will oder nicht. Sobald man zum Beispiel hört, dass in der Bundeswehr nicht mal mehr jeder zweite Airbus A400M einsatzbereit ist. Und nur vier von 128 Eurofightern. Oder wenn man mitbekommt, wie der deutsche Entwicklungsminister in Sambia festhängt, der Bundespräsident in Äthiopien, der Finanzminister in Indonesien, während die Kanzlerin und ihr Vize auf halbem Weg nach Buenos Aires umdrehen müssen. Weil die Regierungsflugzeuge schrottreif sind. Will man da den hohen Damen und Herren nicht, ehe sie auf Linienflüge umsteigen, auf Ryanair, Rikschas, Kamele, Draisinen, oder sie in ihrer Verzweiflung die alten Modelle der Gebrüder Wright aus den Museen zerren, säuselnd zurufen: In Österreich gibt es ein Unternehmen, das verleiht Flüüüüüügel...

Egal, nur so ein Gedanke. So ganz traut Red Bull ja seinem eigenen Marketingversprechen nicht über den Weg. Zum Champions-League-Finale nach Göteborg jedenfalls ist die Mannschaft des EHC München nicht etwa selbst geflattert, sondern mit der Lufthansa geflogen - vielleicht waren die sponsoreigenen Flügel gerade alle verliehen. Ministern auf Dienstreise sind die Spieler im Flieger nicht begegnet, wahrscheinlich haben sie aber auch weder in der Touristenklasse noch im Frachtraum nachgesehen. Der restliche EHC-Tross kam dann per Trade Air hinterhergereist, einer kroatischen Gesellschaft, über die man im Internet liest, dass sie nur drei Maschinen besitzt - dafür flugfähige, wie man anmerken muss.

Apropos: Die Höhenflüge der Freisinger Landesliga-Fußballer müssen künftig ohne Unterstützung aus der Luftfahrt stattfinden. Über viele Jahre hatten sie ja etwas mit dem FC Bayern gemeinsam, was in der Öffentlichkeit zu Unrecht viel zu wenig wahrgenommen wurde: Beide Klubs wurden - kein Witz - von der Lufthansa gesponsert. Die Bayern eher als kleines Licht, weshalb sie für ihre Trikots andere Schriftzüge hernehmen mussten. Dass der Kranich brusthoch auf den Hemden des SE Freising prangte, muss dem Flugunternehmen dagegen wichtig gewesen sein. Richtig aufgefallen ist das aber erst vor einigen Tagen, als die Freisinger ankündigten, sie würden am Wochenende einen neuen Trikotsponsor vorstellen.

Es war, wie sich herausstellte, nicht Qatar Airways. Dorthin sind 2018 ja die Bayern gewechselt, was seither ihre Auswärtsreisen erschwert. Zuvor hatte die Lufthansa ihnen die Flüge maßgeschneidert (ein Service, den die Freisinger selten in Anspruch nahmen). Weil die Katarer aber keine innerdeutschen Strecken anbieten, muss der FCB für die Zusatzmilliönchen nun flexibler reisen. Bahn, Tretroller, Schaufelraddampfer, Ruderboote, man kann sich behelfen. Auch Fluggemeinschaften (Plane Sharing) mit Spitzenpolitikern böten sich an. Die Freisinger fahren übrigens weiterhin Bus. Ihr neuer Sponsor ist ein Gebäudereiniger.

© SZ vom 11.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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