Linksaußen:Der Geist im Wasser-Loch

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Warum er nur Handballern seine Gunst gewährt? Man weiß es nicht. Nicht einmal, wer oder was genau er ist. Aber irgendetwas haust dort unten in den Tiefen des Ammersees . . .

Von Ralf Tögel

In den schottischen Highlands befindet sich ein bekannter See namens Loch Ness. Dass er von außergewöhnlicher Berühmtheit ist, liegt weniger an seiner Schönheit oder an seiner außerordentlichen Tiefe von bis zu 230 Metern und der damit zusammenhängenden geografischen Besonderheit, dass Loch Ness das mit Abstand größte Wasservolumen aller schottischen Seen birgt, obwohl er nur der zweitgrößte ist, noch an irgendeiner anderen für derart stille Gewässer abnormen Eigenschaft. Nein, sein donnerhallender Ruf resultiert aus einer Absonderlichkeit, die bis heute nicht einmal in wissenschaftlich akzeptabler Form belegt ist. Denn der schottische Süßwasser-Promi beherbergt irgendetwas, dessen Existenz seit Jahrhunderten die Gemüter bewegt. Ein Monster? Eine Seeschlange? Ein Hirngespinst? Man weiß es nicht.

Nicht nur das Wasser-Loch in der schottischen Hochlage hat einen scheuen Insassen zu vermelden, auch vom Ammersee erzählt man sich die eine oder andere Sage. Der ist zweifellos von mindestens gleichwertiger Schönheit, eingebettet in die herrlichen Voralpen, ein bisschen kleiner zwar und mit 81 Metern nicht so beeindruckend tief, doch dafür haust im drittgrößten bayerischen Stillgewässer ein nicht minder sagenumwobenes Wesen: der Geist vom Ammersee.

Nein, gemeint ist nicht der Weiherbeiß, wie der Volksmund die Zerkarien oder Egellarven nennt, die Badegästen bei Hautkontakt juckende Quaddeln bescheren. Sondern jener übellaunige Geselle, der sich offenbar nur mit einer Spezies verträgt: dem Handballer. Im Jahr 2007, so geht die Legende, schlich ein robbenbärtiger Mann hinab an des Seegeists nasses Heim und erbat seinen Beistand. Und der Geist war willig. Der schnauzbärtige Heiner Brand und die deutsche Nationalmannschaft wurden Weltmeister, nachzulesen im Wintermärchenbuch. Nun trifft es sich, dass der Kapitän der damaligen Mannschaft Trainer geworden ist. Und als solcher mit der deutschen U20 zur Vorbereitung auf die EM an den See zurückgekehrt ist. Ob Markus Baur nun nächtens auch ans Ufer schleicht? Man weiß es nicht.

Am Turnierverlauf in Dänemark wird man es erkennen können. Zu den Mysterien des Ammersee-Geistes zählt im Übrigen, warum er nur Handballern seine Gunst gewährt. Vielleicht mag er seine Ruhe. Bislang hat er jedenfalls keine anderen Sportler erhört. Anfragen gab es genug. Die meisten, so will es die Legende, von Fußballern aus Giesing.

© SZ vom 25.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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