Linksaußen:Das Lachen der Anderen

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Punktabzüge sind nicht lustig, zumindest nicht für die Betroffenen. Das wissen die Handballer des TuS Fürstenfeldbruck genauso gut wie die Fußballer des TSV 1860 München. Zum Glück erwischt es nicht jeden gleich so schlimm wie den unvergessenen FSV Newros München

Von Ralf Tögel

An dieser Stelle sei erst einmal an den FSV Newros erinnert, genauer gesagt an dessen Fußballer. Die haben im Jahr 2006 eine gewisse Berühmtheit erlangt, denn die Mannschaft schaffte das Kunststück, die Saison mit einem negativen Punktekonto abzuschließen. Ein kleines Minus vor einer Eins war da zu lesen, was für ein Anblick. Dass dies den Abstieg aus der A-Klasse bedeutete, muss man nicht extra erwähnen. Insgesamt zwölf Zähler waren den Kickern storniert worden, die Hälfte wegen des Einsatzes von nicht berechtigten Spielern, die anderen sechs wegen diverser Handgreiflichkeiten. In diesem Moment war es gar nicht mehr witzig.

Es ist ja so eine Sache mit Punktabzügen, lustig finden das meist nur die nicht Betroffenen, da muss man nur mal beim TSV 1860 München nachfragen. Über München lacht die Sonne, über die Löwen die ganze Welt, hahaha, sehr witzig. Wenigstens ging es nur um finanzielle Fouls, auch aktuell droht den Sechzigern bekanntlich wieder mal ein Punktabzug. Aber dieses Mal haben sie die richtigen Schlüsse gezogen und sofort einen anerkannten Fachmann vom Finanzstandort England zu Hilfe geholt. Gut gebrüllt, Löwe, wird jetzt mancher sagen, mal sehen, wer dieses Mal zuletzt lacht.

Den Fürstenfeldbrucker Handballern steckt das Lachen schon seit geraumer Zeit in den Hälsen. Der ambitionierte Drittligist ist kurz vor Weihnachten vom Aufstiegs- zum Abstiegskandidaten geschrumpft, weil ein Spieler nach Verbandsansicht nicht spielberechtigt war. Kein Alt-Internationaler aus Kasachstan oder sonst woher, sondern ein Nachwuchsspieler, den der TuS behutsam ausgebildet und per Doppelspielrecht an die Schwelle zum Profitum gepäppelt hat. Genau das also, was die Verbände als vorbildlich erachten. Und dann wird der Kerl einfach volljährig, das Doppelspielrecht erlischt, der Klub verpennt das Umwidmen der Spielgenehmigung. Und kaum sind zweieinhalb Monate vergangen, merkt das sogar der Verband - plötzlich sind 13 Punkte weg. Selber schuld, der Deutsche Handballbund zieht sich auf seine Satzung zurück, Thema beendet, Einspruch abgelehnt. Was bleibt? Die Revision. Ist zwar teuer, aber ein Ausweg - theoretisch. Oder lieber gleich einen Manager aus England holen? Dort hat von Handball aber niemand eine Ahnung, und dem TuS fehlt der passende Scheich mit dem nötigen Kleingeld. Der FSV Newros im Übrigen hat sich längst aufgelöst. Nicht witzig!

© SZ vom 06.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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