Linksaußen:Bavarias liebste Kinder

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Die Wiesn ist aus. Kein Besucherrekord, keine neue Bier-Bestmarke. Nun ja. An den Sportlern lag's jedenfalls nicht

Von Ralf Tögel

Und? War doch schön, oder? Trotz der Sicherheitsbedenken, trotz Zaun um die Festwiese, den hat eh kaum einer gesehen. Von wegen Trommeln fürs Oktoberfest, dass überhaupt jemand kommt. Als ob ich, die Bavaria, das nötig hätte. Der kleine Durchhänger zu Beginn, na gut, da hat es auch wie aus Kübeln geschüttet. Sonst war's aber voll, wie immer. Und wissen Sie, warum? Bestimmt nicht, weil dieser Kabarettist dafür geworben hat, oder wegen dieser beiden halbprominenten Frauen, die fast nackert fast vor meinen Füßen einen Menschenauflauf verursacht haben und dann von der Polizei verhaftet wurden. Braucht kein Fest, so was. Nein, ich sag nur: Stammgäste.

Meine italienischen Fans zum Beispiel, die kann nichts abschrecken. Rein ins Wohnmobil, ab übern Brenner und Feiern, bis die Spaghetti - na, Sie wissen schon. Waren alle da, mit lustigen Hüten, Wiesn-Brillen und dem, was der Italiener so für Tracht hält. Und dann hab ich ja noch mein Sportvolk, auf das ist Verlass. Erst mal haben sie den Wiesn-Champion gekürt, die Herrschinger Volleyballer, die Löwen-Kicker und der EHC. Eine Gaudi, Masskrug-Stemmen, Herzerl bemalen und Ozapfn. Der Michi Wolf, mein lieber, zwei Schläge, und das Bier ist gelaufen. Eishockeyspieler können halt zuhauen. Die drei hab ich schon besonders lieb, mir zu Ehren spielen sie sogar in Wiesn-Trikots. Die Herrschinger Volleyballer, obwohl deren Saison erst beginnt - schon geil. Der EHC wurde Champion, hat wie immer alles gewonnen. Nur meine Löwen mal wieder nichts. Die Roten machen erst gar nicht mit, wenigstens haben sie den Kleinen nach Dortmund heimgeschickt, Sie wissen schon, der mal in einer quietschroten Lederhose da war, bunter als jeder Italiener. Und wie viele wieder gekommen sind, Brucks Handballer, die MSC-Hockeyspieler, eigentlich alle.

Ob die Bayern-Basketballer da warn? Ich weiß schon, da gab es mal Ärger. Lange her. Damals haben sie im eigenen Vorbereitungsturnier auf den Hut bekommen, waren trotzdem zum Feiern da. Kam nicht gut an, hab ich gehört, schließlich musste sogar der Trainer seinen Hut nehmen. Ein Bauermannopfer, sozusagen. Heuer? Ich verrat nichts.

© SZ vom 04.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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