Linksaußen:Alkohol ist auch keine Rettung

Lesezeit: 1 min

Der EHC Klostersee verschwindet aus der Eishockey-Oberliga. Und das, obwohl er werbetechnisch eine wunderbare Vorlage lieferte. Aber die Begriffspaarung "Leistungssport" und "Hooligans" ist nicht jedes Sponsors Bier

Von Andreas Liebmann

Kürzlich gab es diesen Streit ums Bier. Also, nicht am Stammtisch oder so, sondern vor Gericht. Weil die Großbrauerei vom Tegernsee, die ihr "Tegernseer Hell" verblüffenderweise am - na? Richtig: am Tegernsee braut, etwas gegen den Namen "Klosterseer" einzuwenden hatte. Denn dieses - man ahnt es - wird eben nicht am Klostersee gebraut. Sondern ein paar Meterchen entfernt. Wozu man wissen muss, dass jener Klostersee so winzig ist, dass er selbst locker in ein paar Holzfässer abgefüllt werden könnte.

Ähnlich erstaunlich ist (aber das hat die Öffentlichkeit weniger interessiert), dass auch der Eishockeyverein, der in unmittelbarer Nachbarschaft zur beklagten Familienbrauerei residiert, EHC Klostersee heißt. Obwohl doch beide aus Grafing kommen. Wo es weder See noch Kloster gibt. Der namensgebende Badeteich hingegen liegt inmitten der Nachbarstadt Ebersberg, er entstand durch Aufstauung des Flüsschens Ebrach.

Die Grafinger Brauerei hat den Rechtsstreit gewonnen. Sie hätte das trotzig-offensiv bewerben können, indem sie etwa postwendend beim EHC Klostersee als Namenssponsor einsteigt. Wo der doch sowieso schon genauso heißt wie ihr umstrittenes Helles. Doch dazu kam es nicht, im Gegenteil: Fast gleichzeitig hatte nämlich der Klub zig Sponsoren verloren, weil ihm die Randale einiger Chaoten den einst grundsoliden Ruf ruiniert haben - weshalb er nun sogar auf die Oberliga-Lizenz verzichtet.

Man hätte das Team für diese Rettung also nicht mal umbenennen müssen. Nicht jeder Sportverein hat so viel Glück. Man denke an die Recycling Volleys Berlin. An die Paderborner, die mal unter dem Namen Webmoebel Baskets antreten mussten. An Frauen-Basketballteams wie die TH Wohnbau Angels - oder die Münchnerinnen von der TS Jahn, die sich jedes Jahr einem anderen Namensgeber zulosen. Zuletzt hießen sie Burger Estriche. Im Tennis, ganz neu auf dem Markt, gibt es den Frauen-Zweitligisten Münchener Versicherungsmakler Team TCG - wohinter sich der TC Großhesselohe versteckt. Sicherlich alles besser, als pleite zu gehen.

Überdies harmonieren die Begriffe "Leistungssport" und "Bier" werbetechnisch gar nicht schlecht; besser als zum Beispiel "Sponsoren" und "Hooligans". Das Baseballteam Milwaukee Brewers etwa weist mit Stolz im Namen auf die Brautradition seiner Stadt hin. Milwaukee liegt am Michigansee, auch kaum größer als die Ebersberger Seenplatte.

© SZ vom 09.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: