Linksaußen:43 Buden und ein Kasten Bier

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Wenn C-Klassist FC Espanol III die Flut an Gegentoren beklagt, ist das Jammern auf hohem Niveau. Andere Amateurfußballer trifft es noch härter.

Von Stefan Galler

Klar kennen alle das Zitat des legendären Liverpooler Trainers Bill Shankly, wonach Fußball nicht etwa eine Frage von Leben und Tod, sondern eine noch viel ernstere Sache sein soll. Da hat der Schotte schon recht gehabt, auch wenn manch Ahnungsloser von der "schönsten Nebensache der Welt" spricht. Gerade im Amateurbereich und dort ganz unten in den Niederungen der sog. Buchstabenligen kann man nur hoffen, dass die Freizeitfußballer nicht ihr gesamtes Lebensglück abhängig machen vom Erfolg auf den lokalen Bezirkssportanlagen.

Man nehme nur einmal die Kicker der dritten Mannschaft des FC Espanol, der in München-Schwabing zu Hause ist: Nach fünf Spielen in der C-Klasse ist das Team in Gruppe 5 mit null Punkten und sage und schreibe 6:43 Toren Letzter. Nicht viel besser ergeht es dem SV Untermenzing III, der in Gruppe 3 ebenfalls nach fünf Partien bereits das beeindruckende Torverhältnis von 3:34 aufweist. Hauptproblem für die Mitglieder dieser offenbar nicht besonders erfolgsorientierten Ensembles ist, dass es angesichts der Haue, die es Woche für Woche setzt, auch quasi unmöglich ist, in die nächstbessere Garnitur innerhalb des Klubs aufzurücken.

Und doch ist es Jammern auf hohem Niveau, wenn Espanol III nach vier Spielen 43 Gegentore beklagt. Der SV Vonderort II aus der Nähe von Bottrop schaffte das zuletzt in einem einzigen Match: 0:43 gingen die Vonderorter in der dortigen Kreisliga C gegen den Polizei-Sportverein Oberhausen unter. Immerhin spendierten die Freunde und Helfer in kurzen Hosen ihrem demoralisierten Gegner nachher einen Träger Bier.

Die Realität schreibt einfach die schönsten Geschichten zum Fußball. Und doch sei jenen, die ein Herz haben für die Hartplatz-Helden und deren Schicksal im Randbereich dieses Sports das neue Büchlein "Nimm du ihn, ich hab ihn sicher" von Joël Grandke empfohlen. Der Autor schildert ein Spieljahr des fiktiven Klubs Vorwärts Benenbröök von der Kaderplanung bis zur exzessiven Saison-Abschlussfahrt nach Mallorca. Ähnlichkeiten mit lebenden Amateurklubs, auch aus dem Großraum München, sind nicht beabsichtigt, sondern höchstwahrscheinlich.

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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