Linksaußen:0,1 Prozent gegen Loddar

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Zeichnung: SZ (Foto: N/A)

Exzentrischer Englisch-Experte mit Hang zum Dramatischen : Das Anforderungsprofil der FC-Bayern-Basketballer für ihren neuen Trainer ist klar. Der Kandidat auch: Lothar Matthäus.

Von Ralf Tögel

Rat zu geben ist das dümmste Hand werk, das einer treiben kann. Rate sich jeder selbst und tue, was er nicht lassen kann."

Johann Wolfgang von Goethe, der große deutsche Dichter, Naturwissenschaftler und Staatsmann, wusste schon immer, dass es klüger ist, an sich zu halten, als den Besserwisser zu geben. Aber: Nichts ist so süß wie die Versuchung, nicht wahr? Deshalb sei im Folgenden ein bisschen von dieser lieblichen Frucht genascht. Kaum eine Frage bewegt die sportiven Gemüter dieser Stadt mehr als die Trainerfrage. Vielleicht weil sie von Verantwortlichen so ungern beantwortet wird. Man erinnere sich an die Causa Pep: Was für ein Eiertanz, ehe sich der FC Bayern dann doch genötigt sah, Signore Carlo Ancelotti aus dem Hut zu zaubern. Offiziell, der machte wahrscheinlich längst einen Bairisch-Kurs.

Und nun die Basketballer. Zu 99,9 Prozent geht der Coach, das hat Svetislav Pesic vor sieben Wochen gesagt. Und der Klub? Seither kein Kommentar. Selbst schuld, dann gibt es halt mal einen kleinen Tipp. Kann ja nicht so schwer sein, das Anforderungsprofil ist klar umrissen: Die Fußstapfen des Serben sind riesig, es muss eine gefestigte Persönlichkeit sein, die gerne in der Öffentlichkeit steht - kein Klub wird so beäugt. Sollte passabel englisch sprechen und ordentlich Folklore verbreiten, denn der Unterhaltungsfaktor der Liga wird mit dem Abschied des Serben signifikant fallen.

Kurz nachgedacht, und: Es kann nur einen geben - Lothar Matthäus. Steht gern in der Öffentlichkeit ("Die Schuhe müssen immer zum Gürtel passen"), teilt sich gerne mit klugen Dingen mit ("Ich möchte keine Frau sein, sonst würde ich immer an meinem Busen spielen"), spricht passabel Englisch ("I like to play with my balls"), und über den Folklore-Faktor muss man sich gar keine Sorgen machen ("Ey Mädels, unser Schwarzer hat den Längsten"). Außerdem kennt er den Verein. Es passt alles, nur Uli Hoeneß sollte er vielleicht aus dem Weg gehen, ist aber noch nicht ganz sicher, ob der als Präsident zurückkommt.

Wie sagte Arthur Schopenhauer, der deutsche Philosoph: Hoffnung ist die Verwechslung des Wunsches einer Begebenheit mit ihrer Wahrscheinlichkeit.

Lieber auf die 0,1 Prozent hoffen!

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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