Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen:Kuh zu vermieten

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29 Euro in der Woche für eine Kuh: Mit einem ungewöhnlichen Modell soll das Landschaftspflege-Projekt mit Murnau-Werdenfelser Rindern gefördert werden.

Ingrid Hügenell

Rinder als Landschaftspfleger: Der Versuch mit einer kleinen Herde von Murnau-Werdenfelser Kühen und Kälbern in der Pupplinger Au hat sich bewährt. "Die erste Zwischenbilanz ist äußerst positiv", sagt Rolf Deeg, einer der Initiatoren des Projekts. Im Frühling sollen nach seiner Vorstellung deshalb doppelt so viele Kühe mit ihren Kälbern auf einer doppelt so großen Fläche weiden und den lichten Auwald vor der Verbuschung bewahren. Um das Projekt weiter zu fördern, möchten die Initiatoren zwölf Rinder vermieten, wie Andrea Pichler vom Geltinger Dorfladen sagt.

Die Murnau-Werdenfelser zählen zu den ältesten Rinderrassen der Welt. (Foto: N/A)

Deeg kommt zwar von der Landschaftspflege, hat inzwischen aber auch die Murnau-Werdenfelser ins Herz geschlossen, die zu den ältesten Rinderrassen der Welt zählen. Vor einigen Jahren waren sie so selten geworden, dass man schon ihr völliges Verschwinden befürchten musste. Nun ist es bei Nutztieren aber so, dass keiner sie hält, nur weil sie so schöne Augen haben. Die Kuh muss sich auch lohnen. Deshalb kümmern sich die Projektträger vom Isartalverein, Markus Henning vom Wolfratshauser Maschinenring, der Geltinger Dorfladen und eben Deeg darum, dass Milch und Fleisch der Murnau-Werdenfelser verkauft werden. Ein ganzes Netzwerk, das über große Teile des Oberlands reicht, ist so entstanden.

Im Geltinger Dorfladen gibt es Käse, Wurst und Fleisch vom Murnau-Werdenfelser, auch Pralinen der Bernrieder Firma Clement Chocokult, die mit der Sahne der Kühe hergestellt werden. Gekäst wird in einer kleinen Molkerei im Allgäu. Im Sommer macht Monika Kniegel vom Wackersberger Beindlhof ein eigenes Bauernhofeis aus Murnau-Werdenfelser Sahne. Die stammt vom Garmischer Gschwandtnerbauern, der eine Milchviehherde hat.

Die Kühe, die in der Pupplinger Au als Landschaftspfleger unterwegs sind, gehören Manfred Schmid aus dem Bad Heilbrunner Ortsteil Fletzen. Sie werden nicht gemolken, ihre Milch trinken die Kälbchen. Sie liefern Fleisch und Salami.

Das Mietkuh-Projekt soll laut Andrea Pichler vom Dorfladen beginnen, wenn die Rinder wieder ausgetrieben werden. Bis zu zwölf Leute können sich dann für 29 Euro pro Woche eine Kuh mieten. Sie bekommen das eingezahlte Geld in Form von Rinderprodukten zurück, erwerben also eine Garantie, die raren Erzeugnisse wie Fleisch, Käse und anderes auch wirklich zu bekommen. Das Geld geht an die Bauern, die so eine Entschädigung dafür erhalten, dass die Murnau-Werdenfelser weniger Milch geben als das weit verbreitete Hochleistungs-Fleckvieh.

© SZ vom 16.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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