Landesliga live:Überlebenskampf der braven Bubis

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Auch Ömer Kanca, rechts im Duell mit seinem Kaufbeurer Gegenspieler, ist bislang nicht der erhoffte mitreißende Führungsspieler. (Foto: Günther Reger)

Der SC Oberweikertshofen spielt gegen Kaufbeuren 1:1 und bereitet sich auf die Abstiegsrelegation vor. Manager Bergmann bemängelt fehlende Wettkampfhärte.

Von Ralf Tögel, Oberweikertshofen

Uli Bergmann holt tief Luft, dann sagt der Sportliche Leiter des SC Oberweikertshofen: "Nein, so habe ich mir das sicher nicht vorgestellt." Platz vier in der Vorsaison, die klare Nummer eins im Brucker Landkreis, da darf der Blick schon mal nach oben zeigen. Das war vor der Saison, zwei Spieltage vor dem Saisonende ist klar: Selbst der Klassenerhalt kann nur noch über den Umweg der Relegation erreicht werden.

Daran ändert auch das 1:1-Unentschieden gegen die SpVgg Kaufbeuren nichts, außer dass nun auch die letzte theoretische Chance dahin ist. Trainer Thomas Griesgraber, der zusammen mit Carsten Teschke zur Winterpause installiert wurde, um den Abstieg zu verhindern, sagt folgerichtig: "Für uns hat die Vorbereitung auf die Relegation längst begonnen." Das neue Trainergespann hat diese so gründlich verkorkste Spielzeit nicht retten können, in deren bisherigem Verlauf zwei Trainer und eine halbe Mannschaft ausgetauscht wurden. Spielertrainer Sebastian Schuff musste nach nur fünf Spieltagen seinem Assistenten weichen, Christian Feicht wiederum wurde wegen der anhaltenden Talfahrt kurz vor Ende der Hinrunde eben durch Teschke und Griesgraber ersetzt. Auch deren Maßnahme in der Winterpause, die Mannschaft ordentlich umzukrempeln, ist nach einem guten Start in die Rückrunde längst verpufft.

"Über die Trainer rede ich jetzt nicht", sagt Manager Bergmann. Priorität hat der Klassenerhalt

Ein paar recht prominenten Akteure wurden aufgrund fehlender Einstellung vor die Tür gesetzt, ein paar nicht weniger prominente nach Oberweikertshofen gelotst. Allen voran Ömer Kanca, Drittligaspieler und zuletzt Bayernliga-Spielertrainer in Pipinsried, sowie die ehemaligen Jugendauswahlspieler Jozo Spikic (bosnische U21) und Kristijan Cabraja (kroatische U18). Selbst für einen wie Uli Bergmann, der schon mal ganz gerne Personal austauscht, wenn der Erfolg ausbleibt, war das ein bisschen viel Fluktuation. Und dann kam auch noch Pech dazu: Die hoch gelobten Ex-Nationalspieler fallen beide mit einem Kreuzbandriss aus und Kanca ist bislang nicht der erhoffte mitreißende Führungsspieler. "Es sind zu viele brave Bubis", beklagt Bergmann die fehlende Wettkampfhärte im Abstiegskampf, einen dieser Bubis hat er höchstselbst vergangene Woche zum Flughafen kutschiert: Der Brasilianer Daniel Francisco Apolinario ist bereits zurück in seiner Heimat. Der Innenverteidiger konnte dem SCO nicht weiterhelfen, dieser Idee war wohl auch nicht zuträglich, dass Apolinario weder ein Wort Deutsch noch Englisch verstand.

Bergmann bietet den Zuschauern gerne Spektakel und holt schillernde Spieler in die sechste Liga, so stand beispielsweise aufgrund der guten Kontakte nach Brasilien schon mal der Cousin von Bayern-Star Douglas Costa im Kader. Besser gesagt saß er auf der Bank, denn geholfen hat auch er nicht. "Von sechs neuen Leuten sind zwei übrig", sagt Trainer Griesgraber, der sich nun mit den Gegebenheiten abfinden muss. Im Klartext heißt das: sich für die beiden Relegationsspiel e zu präparieren - und zu hoffen. Im maladen Patrick Feicht (Knie) und dem regionalligaerfahrenen Uli Fries, der wegen Prüfungen für die Meisterschule seit Wochen fehlt, setzt Griesgraber auf zwei wichtige Rückkehrer.

Der Trainer sieht in der Verletztenmisere den Grund für die prekäre Situation: "Wenn wir mit einigermaßen komplettem Kader hätten spielen können", erklärt Griesgraber, "wäre der Klassenerhalt jetzt kein Thema." Er sei trotzdem "überzeugt, dass wir das noch schaffen", zumal Griesgraber mit Fries fest in der Relegation rechnet. Der 29-Jährige sei genau der Leader, der momentan fehlt. Zuletzt beim 0:2 in Egg und nun gegen Kaufbeuren musste das Trainerteam mit "elf, zwölf Mann" auskommen, so Griesgraber. Auch Spieler aus der zweiten Mannschaft sind keine Option, erklärt er, die kämpfe in der Kreisliga ebenfalls um den Klassenerhalt.

Uli Bergmann im Übrigen glaubt ebenfalls fest an ein gutes Ende, würde aber auch im Falle des Abstiegs dem Klub treu bleiben: "Dann gibt es einen Neuanfang in der Bezirksliga", sagt der Manager. Man darf damit rechnen,dass sich in jedem Fall wieder einiges tut beim SCO, mehr will Bergmann nicht sagen: "Über die Trainer rede ich jetzt nicht." Auch Griesgraber will noch nicht so weit denken, er sagt: "Das werden wir dann sehen."

© SZ vom 08.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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