Landesliga live:Rollentausch bei der Eintracht

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Karlsfelds Andre Gasteiger (re.), hier gegen Taiki Fujita, hatte die einzig nennenswerte Chance seines Teams. (Foto: Toni Heigl)

Das 2:0 bei Tabellenführer Karlsfeld zeigt die großen Möglichkeiten von Bayernliga-Absteiger Unterföhring.

Von Karl-Wilhelm Götte, Karlsfeld

Man kommt nicht umhin, Andreas Faber den Löwenanteil an diesem Coup zuzugestehen. Wie er mit großer Übersicht bis in die Schlussminuten dieses Landesligaduells beim TSV Eintracht Karlsfeld die Fäden zog und so maßgeblich half, den 2:0-Auswärtssieg beim Tabellenführer über die Zeit zu bringen. Der Spielgestalter machte mit seiner großen Ballsicherheit und seinen überlegten Pässen den Unterschied zu einem Gegner, der an diesem Abend im diffusen Scheinwerferlicht des Karlsfelder Stadions kaum ins Spiel fand. Unterföhring ist damit nach einem missglückten Saisonstart in die erwartete Rolle des Mitfavoritenrolle in der Landesliga Südost geschlüpft.

"Ich habe schon vor Saisonbeginn gesagt, dass wir erst im September bei hundert Prozent sein werden", klärte Kapitän Faber nach Spielschluss auf. Viele Weggänge musste Unterföhring nach dem Abstieg aus der Bayernliga verkraften, neue Akteure hätten sich erst integrieren müssen. Besonders das 3:6 beim SB Rosenheim hatte dem Team zugesetzt, doch jetzt läuft es - und wie. Vergangenes Wochenende gelang ein 5:0 gegen den TSV Ampfing, nun das 2:0 beim Tabellenführer. Die Ergebnisse zeigen, dass besonders die Unterföhringer Abwehr sicher steht. Auch in Karlsfeld ließen die groß gewachsenen Innenverteidiger Michael Eder und Co-Trainer Luka Coporda die Karlsfelder Angreifer nicht zur Entfaltung kommen. Lediglich ein Mal konnte Eintracht-Torjäger André Gasteiger der Unterföhringer Abwehr nach einer halben Stunde Spielzeit entwischen. Doch er scheiterte am glänzend parierenden FCU-Torhüter Daniel Shorunkeh-Sawyerr.

Die Torchance Gasteigers war so ziemlich die einzige gute für Karlsfeld während des gesamten Spiels. Nach dem 0:0-Pausenstand übernahm dann Unterföhring das Kommando. "Wir wollten den Gegner erst einmal beobachten", erklärte Unterföhrings junger Trainer Zlatan Simikic geheimnisvoll, "dann haben wir das gemacht, was wir wollten." Was genau, wollte er nicht sagen. Er dürfte die spielerische Dominanz gemeint haben, die dann auch auf dem Platz unübersehbar war. Dabei hatte FCU-Torjäger Michael Marinkovic nach einem Zusammenprall mit Eintracht-Keeper Markus Eisgruber kurz vor der Pause verletzt passen müssen. Für ihn kam Marko Tomicic ins Spiel.

Unterföhring zeigte unter der Regie von Faber die eindeutig reifere Spielanlage. Faber war es auch, der Leonhard Mayer mit einem gekonnten Zuspiel in Szene setzte, der dann nach einer knappen Stunde mit einem platzierten Flachschuss ins rechte Eck die 1:0-Führung für Unterföhring markierte. Karlsfeld mühte sich fortan nach Kräften, lief sich aber immer wieder in der gegnerischen Abwehr fest. "Wir haben das Spiel nicht beruhigen können", stellte Eintracht-Trainer Jochen Jaschke hinterher fest. Was an einem sehr starken Gegner gelegen habe, der auch nach dem 0:1 noch viel Druck gemacht habe. "Ich muss Unterföhring loben, sie haben den Ball gut laufen lassen", meint Jaschke anerkennend.

Die Gäste erspielten sich nach dem 1:0 weitere Torchancen, so dass das 2:0 von Tomicic sechs Minuten vor dem Ende nur folgerichtig war. FCU-Trainer Simikic stapelte trotz des Aufwärtstrends tief, schließlich habe man einen Doppelabstieg aus der Regionalliga hinter sich: "Unser Ziel ist Platz drei bis sieben", verkündet der 30-jährige Coach, der vor zwei Jahren per E-Mail in Unterföhring als Co-Trainer in der Regionalliga angeheuert hatte, als der Serbe seiner Freundin nach München gefolgt war. "70 Mails habe ich damals verschickt, Unterföhring ist der einzige Verein gewesen, der geantwortet hat", erzählte Simikic.

Als Cheftrainer ist er erst seit drei Monaten im Amt und formuliert seine Ambitionen für die nahe Zukunft so: "Wir wollen eine gute Mannschaft aufbauen und in der nächsten Saison die Bayernliga angreifen." Andreas Faber wird dann sicherlich noch dabei sein. Er ist am vergangenen Samstag erst 31 Jahre alt geworden und zeichnet sich durch seine Treue zum Verein aus. Seit 14 Jahren spielt Faber, der auch als Teammanager fungiert, in Unterföhring. Etwa 400 bis 500 Spiele habe er schon für den Verein gemacht, so genau weiß er das gar nicht. Und Karlsfeld? "Die Niederlage ist kein Beinbruch, es ist immer noch alles super", resümierte Coach Jaschke nun nach dem zehnten Spieltag. Immer noch ist die Eintracht als Tabellenzweiter punktgleich mit Spitzenreiter Erlbach. Denn das, sagt Jaschke zufrieden lächelnd, hätte wohl keiner gedacht.

© SZ vom 09.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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