Landesliga live:Kühl bis eisig

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Deisenhofen setzt sich bei Verfolger Freising durch und kann am nächsten Spieltag die Aufstiegsrelegation fixieren. Mit dem 1:0-Sieg haben die zweitplatzierten Deisenhofner einen direkten Verfolger abgehängt.

Von Fabian Dilger, Freising

Wer in Island aufwächst, wird mit Temperaturen sozialisiert, die für den normalen Mitteleuropäer irgendwo zwischen kalt und viel zu frostig liegen. Insofern war Hannes Sigurdsson, der Trainer des FC Deisenhofen, an diesem frischen Freitagabend im Vorteil: Mit seinen Isländer-Genen steckte er die kleine Trinkflaschen-Wasserdusche nach Spielschluss sicher besser weg als jeder seiner Spieler. Die Jubeltraube, die sich um den Trainer gebildet hatte, feierte bescheiden, aber dennoch verdient: Mit dem 1:0-Sieg beim SE Freising haben die zweitplatzierten Deisenhofner einen direkten Verfolger abgehängt. Am nächsten Spieltag kann der FC endgültig die Tickets zur Aufstiegsrelegation lösen, mit einem Sieg gegen Hallbergmoos, das andere Team in Lauerstellung.

Seit Mitte November und zwölf Spielen hat Deisenhofen nicht mehr verloren, die Serie soll noch im nächsten Spiel halten - damit kein Hauch von Zweifel an der Relegation aufkommt. "Wir marschieren bis zum Ende, es gibt keine Gnade oder Rabatt", sagte Sigurdsson nach dem Spiel. Der Teamgeist ist für ihn der Faktor, der seine Mannschaft seit einem halben Jahr unbesiegbar macht: "In jedem Spiel, in jedem Training sind wir eine Mannschaft, ein Team. Alles, was wir machen, machen wir zusammen." Besonders die mentale Komponente habe sich seit Saisonbeginn verbessert, der Ex-Profi lobte die Stabilität seiner Mannschaft: "Die Einstellung, wie die stehen, arbeiten und fighten bis zum Ende. Die haben eine unglaubliche Moral."

Sie können meist nur hinterherschauen: Freising (li. Kapitän Andreas Schredl) kommt gegen Martin Mayers Deisenhofner kaum zu Chancen. (Foto: Marco Einfeldt)

Arbeit und Moral, die Wörter klingen nach rustikalem Kick mit wenig Offensiv-Esprit, und das Spiel gegen Freising hatte sich diese beiden Plaketten ehrlich verdient. Das Landesliga-Spitzenspiel kam auf dem Papier als heißes Duell daher, tatsächlich brachten die Mannschaften aber wenig Zündendes auf den Rasen. Deisenhofen spielte das Match unterkühlt-effizient nach Hause, ließ defensiv fast keine Torchance zu und machte aus wenig Offensive ein Tor. "Sie haben uns jetzt nicht hergespielt", sagte Freisings Trainer Alexander Plabst. Mitspielen ließ Deisenhofen die Gastgeber aber auch nicht wirklich. "Wir haben eigentlich im ganzen Spiel nicht eine richtig klare Torchance gehabt", musste Plabst deswegen resümieren.

Die erste halbe Stunde war die Phase, in der die Freisinger noch am ehesten in Tornähe kamen. Die Gastgeber hatten sich offensiv ihre linke Seite als Wirkungsfeld ausgeschaut. Das brachte oftmals Vorstöße bis ins Halbfeld oder zur Grundlinie und ein Eckenverhältnis von irgendetwas wie 10:1 nach 30 Minuten. Die beste Chance hatte Didier Nguelefack, bei dessen Schuss aus spitzem Winkel Deisenhofens Torwart Enrico Caruso immerhin einmal nachfassen musste (21.). Vor der Pause kühlte sich das Spiel dann so weit ab, dass den 300 Zuschauern nur die Winterjacken zum Warmhalten blieben.

In der zweiten Halbzeit wurden die Deisenhofner beweglicher und aktiver, beide Mannschaften mieden in ihrer Vorwärtsbewegung aber das Spiel über die Zentrale, als sei dort ein tiefer Sumpf versteckt - lange Bälle auf beiden Seiten. In der 69. Minute bestätigte sich dann aber Sigurdssons Gewissheit: Wenn wir hinten sicher stehen, machen wir vorne irgendwie eines. Beim Treffer des eingewechselten Julian Allgeier lag die Betonung auf "irgendwie": Nach einer Pendelflanke, die zuerst von links keinen Adressaten fand, dann von rechts noch mal geschlagen wurden, hüpfte der Ball Allgeier am Fünfer vor die Füße, sein Schuss kullerte mehr ins Freisinger Tor, als dass er einschlug. Mit der Führung wurden die Gäste noch sicherer. Freising bekam fast gar keinen Fuß mehr in den gegnerischen Strafraum gesetzt, am Deisenhofener Sieg war nicht mehr zu rütteln.

Für den Freisinger Coach war der endgültige Rauswurf aus dem Aufstiegsrennen nur der Schlusspunkt einer "Peu-à-peu"-Entwicklung: "Ich bin grundsätzlich nicht enttäuscht. Wir haben uns ja nicht heute verabschiedet vom zweiten Platz, sondern über die ganze Rückrunde." Seit Mitte März hat der SEF nur noch einmal einen Dreier eingefahren. "Wir sind eine gute Mannschaft, aber die ganz obere Spitze ist wahnsinnig schwer für uns", urteilte Plabst, was die ganze Saison schon gut zusammenfasste.

© SZ vom 29.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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