Landesliga live:Feuerwerk nur auf der Tribüne

Lesezeit: 2 min

Michael Dietl schoss das erste Landesliga-Tor in der Geschichte des TSV Eintracht Karlsfeld. Es blieb das einzige Tor für den Aufsteiger gegen Dachau. (Foto: Toni Heigl)

Drei Spiele, drei Niederlagen: Aufsteiger Eintracht Karlsfeld ist nach dem 1:3 im Derby gegen Dachau Letzter

Von Karl-Wilhelm Götte, Karlsfeld

Bengalos im Stadion von Eintracht Karlsfeld? Bisher war das kaum vorstellbar. Doch kurz nach dem 3:0 (54.) für den ASV Dachau im Derby der Fußball-Landesliga Südost hörte die offenbar frustrierte junge Karlsfelder Fangruppe auf der Tribüne auf zu trommeln. Dafür brannten dort plötzlich zwei Leuchtfackeln. Schiedsrichter Stefan Treiber (Königsbrunn) unterbrach das Spiel sofort. Zwei Jugendliche brachten nach 30 Sekunden die noch brennende Pyrotechnik aus dem Stadion. Als sich der Rauch verzogen hatte, pfiff Treiber das Spiel wieder an.

Inzwischen war Michael Lang, der Technische Leiter der Karlsfelder, hinter den Jugendlichen hergesprintet und hatte sie sich verbal zur Brust genommen. "Der Schiedsrichter wird das dem Fußballverband melden, ich rechne mit 400 Euro Strafe", meinte Lang nach seiner Rückkehr zur Mannschaftsbank. Er habe den beiden Jugendspielern gesagt, dass sie schon einmal Geld auftreiben sollten, um die Strafe zu zahlen. Die junge Fangruppe unterstützt den TSV schon länger mit Trommeln und Anfeuerungsrufen, dieser Vorfall aber sei überraschend gekommen. "Ich habe ihnen deutlich gesagt, dass wir ihre Unterstützung schätzen, aber dass Bengalos absolut verboten sind", sagte Lang. "Wir werden das vereinsintern lösen."

Abgesehen von diesem Zwischenfall hätten die Heimmannschaft nach dem 0:3 nur ein Gewitter und der daraus folgende Spielabbruch noch retten können. Für die Gäste wäre auch ein 7:2 möglich gewesen, aber sie begnügten sich am Schluss mit einem 3:1-Erfolg. Karlsfelds Trainer Luigi Marseglia war danach völlig bedient: "So geht man nicht in ein Derby."

Während des Spiels war von Unmut über die Leistung seiner Mannschaft nichts zu hören gewesen. Marseglia ist keiner, der an der Außenlinie lautstark seine Spieler kritisiert. Zu überlegen spielte der ASV ohnehin an diesem Abend. Das Schweigen des Eintracht-Coaches war gut zu verstehen. Die Gäste aus Dachau hatten viele Torchancen, kamen aber erst kurz vor dem Pausenpfiff zur 1:0-Führung nach einem Alleingang von Philipp Schmidt.

Der 24-jährige Stürmer war die prägende Figur des Spiels. Er schoss alle drei Dachauer Tore, hätte aber auch fünf oder sechs Treffer erzielen können. Auch Stefan Vötter und Lukas Schmitt vergaben Großchancen. Der 1,95 Meter lange Schmidt würde auch einen guten Strafraumstürmer abgeben, er kommt aber lieber mit Schwung aus dem Mittelfeld vor das gegnerische Tor. So war es beim 2:0 (50.), als allerdings Eintracht-Verteidiger Güngör Cakir für seinen Torwart Dominik Krüger unhaltbar abfälschte, und auch beim 3:0. "Nur im Strafraum stehen ist langweilig", meinte Schmidt, der aus Feldmoching kam und im zweiten Jahr beim ASV spielt. Sein zwei Jahre älterer Bruder Sebastian zeigte als Einwechselspieler ebenfalls beachtliche Wirkung. Den Ehrentreffer für den Aufsteiger zum 1:3 (61.) hatte Michael Dietl erzielt - es war das erste Landesliga-Tor in der Geschichte des TSV Eintracht Karlsfeld, immerhin. Doch das versöhnte Marseglia nicht mehr, zumal Verteidiger Thomas Oswald zehn Minuten vor dem Ende nach einem überflüssigen Foul kurz hinter der Mittellinie gegen ASV-Spieler Maximilian Kreitmair mit Rot vom Platz musste. "Wir haben Fehler über Fehler gemacht", sagte Marseglia. Ob Abwehr oder Angriff, nichts habe geklappt. Ein einziges geschossenes Tor in 270 Spielminuten spricht wahrlich nicht für Offensivkraft.

Drei Spiele, drei Niederlagen, Tabellenletzter: Der Saisonstart ist den Karlsfeldern gründlich missglückt, auch wenn es sich bisher in Hallbergmoos, Türkgücü und dem ASV um eher schwerere Gegner handelte, wie Marseglia anführte. "Der Kader ist breit genug", so der Trainer. Man werde wohl noch einige Spiele brauchen, um sich an die Landesliga zu gewöhnen. ASV-Trainer Frank Peuker sieht trotz drei Spielen ohne Niederlage keinen Anlass für Euphorie. "Wir wollen Platz fünf aus der vergangenen Saison bestätigen." Dachau ist Vierter.

© SZ vom 29.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: