Landesliga-Derby:Zu früh gefreut

Lesezeit: 2 min

Einen Schritt voraus: Wie hier Stefanos Bavas (rechts) Oberweikertshofens Afdal Tomangbe enteilt, blieb Gastgeber Olching letztlich knapp vorne. (Foto: Günther Reger)

Das abgeschlagene Südwest-Schlusslicht Oberweikertshofen holt ein 0:3 beim SC Olching auf, verliert aber doch noch mit 3:4.

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Obwohl Maximilian Schuch gerade den Ausgleich zum 3:3 erzielt hatte, beschlich Uli Bergmann ein schlechtes Gefühl. Die Fußballer des SC Oberweikertshofen hatten im Landesligaduell beim SC Olching einen 0:3-Rückstand bravourös zum 3:3 aufgeholt, da noch zwölf Minuten zu spielen waren. Die Spieler waren verständlicherweise aus dem Häuschen und feierten diese Wendung überschwänglich an der Eckfahne, ganz in der Nähe der lautstärksten Olchinger Fangruppe. Doch nur wenige Sekunden nach dem Wiederanstoß durch die Olchinger passierte genau das, was Manager Bergmann befürchtet hatte. Martin Held erzielte prompt das 4:3 für Olching. Das Ergebnis hatte auch beim Schlusspfiff Bestand. Der SC Olching festigte damit seinen Platz unter den Top Vier der Liga, Oberweikertshofen bleibt weiterhin abgeschlagenes Schlusslicht.

"Es hat sich hier Kempten wiederholt", meinte Bergmann sichtlich fassungslos. Auch im Spiel bei den Allgäuern vor sechs Wochen habe die Mannschaft einen Ausgleichstreffer stark bejubelt und umgehend den Knockout kassiert: "Wir sind nicht abgebrüht genug." Zur Halbzeit hatte Oberweikertshofen im Lokalderby mit 0:3 zurückgelegen und die 250 Zuschauer stellten sich auf ein Schützenfest der bis dahin überlegenen Olchinger ein. Ender Dag, Christos Nikiforidis und Bernhard Dehmel hatten für Olching getroffen. Doch plötzlich nahmen die Gäste das Heft in die Hand. Den verwandelten Foulelfmeter von Maximilian Schuch zum 1:3 (53.) registrierte Olchings Trainer Dario Casola noch spürbar gelassen. Doch er bemerkte auch, dass seine Akteure nicht mehr konzentriert zur Sache gingen und die Linie verloren hatten. "Wir kamen immer einen Schritt zu spät", beklagte Casola hinterher. Die Mannschaft habe das Spiel wohl schon zur Pause als gewonnen abgehakt. Mit zwei Schüssen aus schrägem Winkel erzielte Schuch mit seinen Treffern zwei und drei den umjubelten Ausgleich. Schuch, 25, galt mal als hoffnungsvoller Torjäger, war aber in den vergangenen drei Jahren abgetaucht. Mit seinem Hattrick hat er nun fünf der 15 Tore des SC Oberweikertshofen markiert.

"Wir sind vorne zu schwach", analysierte Bergmann trotz dreier Treffer. Er beklagte, dass Stürmer Daniel Jais wieder einmal zwei Wochen nicht zur Verfügung steht, weil er als Model "irgendwo im Ausland" tätig ist. Jais hatte in der vergangenen Saison 15 Treffer erzielt, in dieser Spielzeit war er nur in neun von 18 Spielen dabei und steht noch bei null Toren. Trainer Nico Basta, zusammen mit seinem Bruder Riccardo seit fünf Spielen in Oberweikertshofen im Amt, trauerte natürlich dem verlorenen Punkt hinterher, vielleicht wäre gar mehr möglich gewesen. "Die Mannschaft hat Charakter bewiesen", arbeitete er das Positive heraus, "wir hätten das Spiel locker drehen können." Unerklärlich war ihm die völlig verkorkste erste Halbzeit seiner Mannschaft. "Da waren wir nicht auf dem Platz", bemühte er eine übliche Floskel.

"Wir schaffen das noch", meinte Basta und versuchte trotz der 13 Punkte Rückstand auf den Nichtabstiegsplatz Optimismus zu verbreiten. Sein Gegenüber Dario Casola redete ihm gut zu und bescheinigte dem Gegner gar, dass er wesentlich besser sei, als es der Tabellenplatz aussage. Casola selbst befindet sich nach dem erneuten Sieg in einer komfortablen Lage. Nach der Niederlage von Neuburg ist sogar Platz zwei in Reichweite, dennoch vermied Casola jeden Anflug von Euphorie: "Heute haben wir Glück gehabt", befand er merklich zurückhaltend. Denn er weiß im zweiten Jahr seines Trainerdaseins um das "schwierige Umfeld" in Olching. "Hätten wir nach der 3:0-Führung heute verloren, wäre die Unruhe wieder groß gewesen", fügte er noch an. Der Trainer dämpft Erwartungen, wo er kann, vor allem die in Richtung Bayernliga. "Wir stabilisieren uns und sind auf einem richtigen Weg, sollten aber nicht abheben." Zumal in Mikolaj Simon, 31, eine wichtige Stütze der Mannschaft im Winter zu einem längeren USA-Aufenthalt aufbrechen und nicht mehr zur Verfügung stehen wird.

© SZ vom 05.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: