Kolumne "Linksaußen":Einfach unverbesserlich

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Am Jahresanfang wollen alle alles ändern. Warum eigentlich? Ein Plädoyer für das "Weiter so", von Connys Wurtsstemmeln bis zu Kalles Gedichten.

Von Ralf Tögel

Und, wie sieht's aus mit den Vorsätzen? Sie haben doch sicher ein paar - weniger Alkohol, weniger fettes Essen, weniger am Computer zocken, weniger streiten, solche Sachen. Irgendwas hat sich doch jeder vorgenommen, stimmt's? Welcher Zeitpunkt eignet sich auch besser als der Jahresbeginn, um das bisherige Dahinvegetieren zu überdenken. Aber ergibt das Sinn, sein Leben umzukrempeln, um ein paar Wochen später den allgegenwärtigen Versuchungen zu erliegen? Darum: Nix muss anders werden, alles bestens, basta! Vielmehr gibt es so vieles, das sich bitteschön nie ändern soll - und schon gar nicht 2020.

Die knorrigen alten Herren zum Beispiel. Nein, die Rede ist weder von Huub Stevens noch von Uli Hoeneß, der ja nun wie eine alte Diesellok auf dem Abstellgleis steht - mal sehen, wann er wieder zu schnaufen und zu dampfen beginnt. Gemeint sind die echten Originale. Konrad Höß zum Beispiel. Alleiniger Weltrekordhalter in der Anzahl an Funktionen in einem Fußballverein: Torwart, Klofrau, Geschäftsführer, Wurstsemmelschmierer, Stadion-Architekt, Regenwurm-Dompteur, Bauarbeiter, Platzwart, Stadionarchitekt, Pressewart (was heute Head of Media heißt), Rasentraktorfahrer, Leiter der Sponsorenakquise, Ehemann, Fußball-Manager, Kassier, Scout - und Visionär! Hat er es nicht gesagt, dass beim FCP ohne ihn alles den Bach runtergehen wird? Und siehe da, schon schmeißt Manager Roman Plesche die Brocken hin. War doch klar, ohne den Conny läuft auf Dauer nix. Jetzt muss der Jahrhundert-Präse nur noch ein bisschen im Exil warten, dann wird er mit Blaskapelle und vielleicht dem nicht weniger originellen Sascha Mölders als Antrittsgeschenk ins Stadion marschieren. Man kann es kaum erwarten.

Und natürlich muss auch der ewige Sveti weiter in München auftauchen. Ist ja momentan ein bisschen fad in der Trainerlandschaft. Werner Lorant und Louis van Gaal sind längst weg, Lorant bleibt lieber in seinem Campingwagen am Waginger See, als auf einen Espresso im Löwenstüberl vorbeizuschauen. Die haben auch ohne den weißgrauen Bürstenkopf genug Chaos, noch etwas, was bitte so bleiben soll. Immerhin der Sveti schaut regelmäßig in München vorbei, um ein bisschen Stimmung in die Bude im Westpark zu bringen. Waren das Zeiten, als der Serbe noch die Bundesliga aufmischte. Ein Jahr hat der 70-Jährige ja noch Vertrag beim FC Barcelona, einmal kommt er noch von Berufs wegen, dann, das hat er der SZ verraten, will er ganz nach München zurückkehren. Ist beim FC Bayern nicht gerade ein Interimstrainer am Werk? Kann man drüber nachdenken.

Apropos nachdenken. Wer sich ein bisschen Mühe gibt, dem fallen haufenweise Dinge ein, die unbedingt bleiben müssen wie sie sind: Die herrlich depperten Trikots der Herrschinger Volleyballer; dass Fußball-Regionalligist Türkgücü pro Woche einen neuen Profi verpflichtet; knackige Vereinsnamen wie Hypo Tirol Alpenvolleys Haching; die total lustige Wiesn-Olympiade für Münchner Sportprofis; Kalle Rummenigges Gedichte ...

© SZ vom 13.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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