Kickboxen:Kontrolliertes Selbstvertrauen

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German-Open-Sieger, WM-Zweiter, angehender Lehrer: Alexander Gleixner arbeitet trotz mangelnder Zeit hart für seinen Erfolg im Ring. „Du trainierst eigentlich wie ein Profi, lebst aber nicht so“, sagt der 26-Jährige, der nebenbei noch Jugendnationaltrainer ist. (Foto: Johannes Simon)

Alexander Gleixner kämpft bei den German Open in Neuperlach in seiner eigenen Liga. Dem Wahl-Münchner ist wichtig, dass sein Sport nicht mit Straßenschlägereien verwechselt wird - gelitten hat er trotzdem.

Von Nico Horn, München

Alexander Gleixner tigert auf der blau-roten Schaumstoffmatte herum. Er wirkt angespannt. Kein Wunder, schließlich steht ihm sein Dauerrivale, der Österreicher Roman Bründl, gegenüber. Bründl hat schon alles gewonnen, ist Welt- und Europameister, und auch Gleixner hat er an diesem Samstag bei den German Open der Kickboxer in der Multifunktionshalle des SVN München schon besiegt. In der Gewichtsklasse bis 89 Kilogramm konnte sich der beste Österreicher gegen den führenden Deutschen im Pointfighting knapp mit einem Punkt Vorsprung durchsetzen. Die Regeln im Pointfighting: Nach jedem Treffer oberhalb der Gürtellinie wird der Kampf kurz unterbrochen, bei Treffern darunter oder Fußfegern geht es direkt weiter. Gewonnen hat der Kämpfer mit den meisten Punkten.

Nun stehen sich die beiden Konkurrenten erneut gegenüber, im Finale des sogenannten Grand Champion, der offenen Gewichtsklasse. Mit seinen langen Beinen hält Bründl den Lokalmatadoren Gleixner auf Distanz. Seit einiger Zeit wohnt der Niederbayer Gleixner, 26, in München, die zum zweiten Mal in Folge in Neuperlach stattfindenden German Open sind also ein Heimspiel für ihn. Gegen Bründl nützt ihm das nichts. Nur ein Treffer gelingt ihm, am Ende verliert Gleixner mit 1:4 Punkten.

Nach dem Kampf ist er dennoch zufrieden: "Mehr war heute einfach nicht drin." Die Gewichtsklasse bis 94 Kilogramm hatte Gleixner da bereits gewonnen, in der Klasse bis 89 Kilo wurde er Zweiter - hinter Bründl.

"Ich würde die Österreicher gar nicht mehr einladen", ruft ein Zuschauer - kleiner Scherz

"Ich würde die Österreicher ja gar nicht mehr einladen", ruft ein Zuschauer nach dem Finalkampf durch die Halle im Münchner Osten - natürlich nur im Scherz. Denn über die hochklassige internationale Konkurrenz bei den German Open freuen sich alle. "Das ist wirklich großer Sport, was die beiden hier liefern", sagt Thomas Eichinger, Spartenleiter beim SVN und somit Ausrichter des Turniers, hinsichtlich der Kämpfe zwischen Bründel und Gleixner.

Und auch die einheimischen Sportler haben nichts gegen starke Kontrahenten einzuwenden. "Es ist sehr schön, dass einer wie Bründl zu so einem Turnier nach München kommt", sagt Gleixner und fügt hinzu: "Er hat, glaube ich, auch die Konkurrenz zu mir gesucht." Wahrscheinlich ist das so, immerhin kämpfen Bründl und Gleixner in ihrer eigenen Liga.

Um so weit zu kommen - Gleixner ist bereits WM-Zweiter - arbeitet der Wahl-Münchner hart. Früher trainierte er zwei Mal am Tag. Sein Referendariat an einer Dachauer Schule lässt mittlerweile nur noch ein Training pro Tag zu. Trotzdem würde sich Gleixner als Leistungssportler bezeichnen: "Du trainierst eigentlich wie ein Profi, lebst aber nicht so", sagt er. Immer wieder fährt er zum Training noch in seine alte Heimat Bad Abbach, Jugendnationaltrainer ist er auch noch nebenbei. Die Freundin mache zum Glück auch Kickboxen, erzählt Gleixner: "Die Beziehung würde sonst nicht funktionieren."

Bereits im Alter von 15 Jahren hat Gleixner mit dem Kickboxen angefangen, um mehr Selbstbewusstsein aufzubauen, wie er sagt. Heute wirkt es so, als habe er dieses Ziel erreicht. Er gibt sich selbstsicher und entschlossen, gleichzeitig aber auch locker. Zwischen seinen Kämpfen gibt er anderen Sportlern Tipps, lobt sie, erklärt ihnen, was sie noch besser machen können. Seine Erfahrung aus elf Jahren Kickboxen teilt Gleixner gerne.

Andererseits hat mehr als ein Jahrzehnt Kampfsport auch seine Spuren hinterlassen. "An meinem Körper? Da ist nicht mehr so viel heil", gibt der angehende Lehrer zu. Obwohl Gleixner hauptsächlich im Pointfighting antritt, wo es im Gegensatz zum Vollkontakt mehr um die Technik geht, als darum, den Gegner mit voller Kraft zu schlagen, hat er schon allerlei Verletzungen erlitten: Der Meniskus ist gerissen, auch die Bandscheibe hat schon mal Probleme bereitet, die Füße, durch die ständigen Tritte besonders stark belastet, sowieso.

Trotzdem macht es Gleixner Spaß, auf der Matte zu stehen. "Um dort Sport zu treiben, nicht um zu kämpfen", sagt er. Es ist ihm wichtig, dass Kickboxen nicht mit einer Straßenschlägerei verwechselt wird. Wenn man das freundschaftliche Verhältnis der Athleten bei den German Open erlebt, versteht man, was er damit meint.

Auch Roman Bründl gratuliert er nach dem Finale der offenen Gewichtsklasse ganz fair zu dessen Sieg. "Er war heute der Bessere", sagt Alexander Gleixner. Aber er will den Weltmeister weiter herausfordern. Schon in fünf Wochen hat er wahrscheinlich die Chance dazu, beim World Cup in Österreich. Dann hat Bründl ein Heimspiel, aber Gleixner ist optimistisch: "Schauen wir doch mal, ob da nicht mehr geht", sagt er und grinst.

© SZ vom 19.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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