Juniorenfußball:Auf Abstand

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Redebedarf: Trainer Sebastian Hoeneß im Gespräch mit Kapitän Alexander Lungwitz. (Foto: imago/Lackovic)

Bayern Münchens U19-Talente bringen sich beim turbulenten 4:4-Unentschieden gegen den A-Junioren-Bundesliga-Spitzenreiter Stuttgart um den Sieg und müssen die deutsche Meisterschaft nun wohl abschreiben.

Von Christoph Leischwitz, München

Als ob der frische Wind draußen nicht gereicht hätte, musste Sebastian Hoeneß auf dem Weg in die Kabine erst einmal ganz viel Luft aus den Backen pressen. Für objektive Zuschauer wie Jörg Schmadtke und Marcel Schäfer vom VfL Wolfsburg, die für das anschließende Bundesliga-Spiel ihrer Mannschaft in München weilten, war das Spitzenspiel des Dritten gegen den Ersten höchst unterhaltsam gewesen; für den Trainer der FC Bayern-A-Junioren aber höchst anstrengend. "Es ist sehr bitter, wir haben eine große Chance vergeben", sagte der 36-Jährige nach der Partie gegen den VfB Stuttgart. Eine Chance, das Rennen um die Meisterschaft in der Staffel Süd/Südwest sieben Runden vor Saisonschluss noch einmal spannend zu machen. Jetzt aber sei es angesichts von sechs Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter "vermessen, noch zu sagen: Wir wollen Erster werden." Immerhin bleiben nach dem spektakulären 4:4 (4:2) die Abstände gleich, denn der Zweite FSV Mainz 05 kam gegen den Vorletzten Stuttgarter Kickers über ein 1:1 nicht hinaus. Am letzten Spieltag empfängt Bayern Mainz.

Nach 29 Minuten steht es 4:2, doch nach der Pause geht bei Bayern nichts mehr

Im Grunde beschäftigt den Trainer nur ein einziges Problem. Allerdings eines, das dazu führt, dass seine Elf zweimal eine Führung herschenkt und den Gegner immer wieder stark macht: der Spielaufbau. Nach dem frühen 1:0 durch Jahn Herrmann per Foulelfmeter (3.) spielte Bayerns Innenverteidiger Flavius Daniliuc einen Pass in die Beine des Gegners. Das Stuttgarter Umschaltspiel funktionierte bestens, Eric Hottmann glich aus (9.). Und nur zwei Minuten später erzielte Kevin Grimm per Konter die Führung für die Gäste.

"Man hat ja mal wieder eindrucksvoll gesehen, wozu wir in der Lage sind", sagte Hoeneß. Das qualitative Gefälle zwischen Abwehr und Angriff wurde in den folgenden Minuten offensichtlich. Und das, obwohl in Oliver Batista-Meier der Stammspieler im Sturmzentrum seit Monaten verletzt fehlt. In der ersten Halbzeit wirkte der Angriff unaufhaltsam. Diesmal wirbelte Malik Tillman auf links, seine Spielweise ähnelt jener von Serge Gnabry; rechtsaußen sprintete und dribbelte Alex Timossi Andersson, Typ Wiggerl Kögl; und im Zentrum sorgte der zurzeit so treffsichere Joshua Zirkzee - Typ Ruud Gullit - für Unruhe. Er ließ sich ins Mittelfeld fallen, wenn das Spiel nach vorne mal wieder hakte, er verteilte Bälle, legte sie ab, schoss selbst - so wie in der 17. Minute, als er auf Zuspiel von Tillman zum 3:2 traf. Ausgeglichen hatte zuvor in der furiosen Anfangsphase Angelo Stiller (15.). Timossi Andersson erzielte dann nach einem sehenswerten Chip von Daniliuc in den Lauf das 4:2. Weil dies aber erst in der 29. Minute geschah, erlaubte sich der Stadionsprecher den Scherz, dass dieses Tor ja recht lange auf sich habe warten lassen. In der Tat hätte es zu diesem Zeitpunkt auch schon 6:4 stehen können.

Nach der Pause aber wurde das Spiel nach vorne zunehmend harmlos, die Gäste hatten die Schwachstellen der Bayern aufgedeckt und kamen ihrerseits noch zu zwei Toren (46., 80.). Eigentlich ist es in den Ausbildungsteams des FC Bayern ja gewollt, dass man sich spielerisch aus Zwangslagen befreit und übt, den Gegner zu bespielen. "Aber sie müssen schon lernen, selbst zu entscheiden, in welchen Situationen man den Ball dann auch mal raushaut", sagt Hoeneß über seine Abwehrspieler. Zumal sie in der zweiten Halbzeit Rückenwind hatten. Gesehen hatte man davon allerdings nicht mehr viel.

© SZ vom 11.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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