Jazz-Orchester und Poetry-Slammer:Starke Worte und ungewohnte Töne

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Die Jazz-Streicher der Bluestrings und die Poetry-Slammerin Fee Brembeck sind die Tassilo-Preisträger aus dem Landkreis. Von der Verleihung haben beide weit mehr mitgenommen als eine Urkunde

Von Florian J. Haamann, Krailling/Fürstenfeldbruck

Für die beiden Tassilo-Sieger aus dem Landkreis war die Preisverleihung in Krailling gleich in doppelter Hinsicht ein großer Erfolg. Nicht nur, dass die Poetry-Slammerin Fee Brembeck und die Jazz-Streicher der Bluestrings jeweils für ihre herausragende Leistung ausgezeichnet wurden, nein, beide haben mit ihren Live-Auftritten einige der anwesenden Künstler und Veranstalter so sehr begeistert, dass sie direkt mehrere Folgeaufträge und Projekte angeboten bekommen haben.

Wie gut und - zumindest in Deutschland- einmalig die Musik der Bluestrings ist, das hat sich an diesem Abend gezeigt, versteht man erst wirklich, wenn man sie einmal live gesehen hat. Denn wer kann sich schon vorstellen, wie es klingt, wenn junge Streicher auf klassischen Instrumenten modernen Jazz spielen. Für diese innovative Art haben sie einen der Tassilo-Hauptpreise gewonnen. "Ich wurde direkt nach unserem Auftritt von mehreren Leuten angesprochen. Die Veranstalter des Ebersberger Jazz-Festivals, die ja ebenfalls einen Preis gewonnen haben, haben uns direkt für das nächste Jahr eingeladen", sagt Frank Wunderer, Gründer und Leiter der Bluestrings. Und auch die Jazzsängerin Jenny Evans, die ihnen den Preis übergeben hat, sei begeistert gewesen. "Sie hat mir gesagt, dass unsere Musik sie sehr inspiriert hat. Besonders gefallen hat ihr, dass es bei uns nicht einen Solisten gibt, der aus dem Ensemble heraussticht, sondern dass bei uns jeder Soli spielen darf und seinen Raum bekommt." Aber auch viele Wegbegleiter aus dem Landkreis haben sich mit den Bluestrings gefeiert. PJKO-Leiter Peter Michielsen, Michael Kaller, Chef des Puc, und Dorothee von Bary, die Vorsitzende der Bürgerstiftung für den Landkreis, gehörten an diesem Abend zu den ersten Gratulanten. "Die Außenwirkung, die wir jetzt durch den Tassilo-Preis bekommen, ist sehr wichtig für uns. Viele Leute, die sonst vielleicht nicht von uns gehört hätten, wissen jetzt, wer wir sind und was wir machen."

Brucker Preisträger unter sich: Frank Wunderer und Fee Brembeck. (Foto: Johannes Simon)

Aber natürlich bringt der Tassilo-Preis nicht nur immateriellen Ruhm mit sich, sondern er ist auch mit 2000 Euro dotiert. Geld, dass Wunderer in die Neugestaltung der Homepage stecken will. "Die Seite hat sich seit der Gründung nicht verändert und ist nicht mehr zeitgemäß. Es gibt keine Fotogalerien und unsere vielen Videos sind nur bei Youtube zu sehen. Mit einer neuen Seite können wir den Besuchern noch besser vermitteln, wofür wir stehen", so Wunderer. Die Finanzierungsfrage nicht nur für die neue Homepage beschäftigt Wunderer im Moment stark. Denn einer der jahrelangen Hauptförderer hat sein Engagement beendet. Wunderer sucht deshalb mit Hochdruck nach einem neuen langfristigen Sponsor. "Ich glaube so ein Preis hilft da enorm. Weil potenzielle Förderer sehen, dass eine Jury das Projekt für auszeichnungswürdig hält und dass es also kein völliger Quatsch sein kann", sagt Wunderer. Weiterhin verlassen können sich die Bluestrings unterdessen auf die Unterstützung der Bürgerstiftung, die das Projekt seit Beginn fördert.

"Ich bin so glücklich." Diesen Satz wiederholt die sonst so wortgewandte Poetryslammerin Fee Brembeck nach der Preisverleihung immer wieder mantraartig. "Und es war total schön, die ganzen Leute hier kennenzulernen. Mein Highlight war, dass Monika Gruber neben mir gesessen ist", erzählt die 22-jährige Eichenauerin. "Und als sie dann meinte, dass sie sich bei meinem Text zusammenreißen musste, damit sie nicht anfängt zu weinen, war ich schon gerührt. Sie hat dann noch gesagt, dass sie, das was ich mache, ganz groß findet und dass ich unbedingt weiter machen muss - weil es sowieso zu wenig Frauen auf der Bühne gibt."

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Fee, die nicht nur Poetry-Slammerin ist, sondern auch eine Lese-Reihe im Münchner Fraunhofer-Theater organisiert, hat einen Tassilo-Förderpreis gewonnen. Die 500 Euro Preisgeld würde sie gerne nutzen, um mal wieder in den Urlaub zu fahren. "Ich weiß, das klingt komisch, aber Urlaub heißt für mich nicht, dass ich mich dort auf die faule Haut lege. Ich würde nämlich gerne mit meinem zweiten Buchprojekt anfangen, aber dafür müsste ich mal aus dem Alltag hier rauskommen", sagt Fee. Worum es in ihrem Buch konkret gehen soll, weiß sie noch nicht. Aber in ihrem Kopf hat sie die Idee eines Roman, der mehrere Geschichten erzählt, in denen immer wieder Verbindungen zwischen den Figuren entstehen. "Die Geschichte soll auf jeden Fall ernster werden als mein erstes Buch."

In nächster Zeit könnte es mit dem geplanten Urlaub allerdings schwierig werden. Denn nach der Verleihung wurde sie unter anderem von den Verantwortlichen des Kulturvereins Wirtshaus Erdweg angesprochen, die ebenfalls einen Tassilo-Preis gewonnen haben. Dort wird sie also wohl genauso auftreten wie im Gymnasium Gröbenzell, wo sie nicht selbst slammen soll, sondern auch einen Workshop leiten wird. Und Anton G. Leitner, ebenfalls frischer Preisträger, möchte einen ihrer Texte in seinem Lyrik-Magazin drucken.

Und dann ist da noch die Kooperation mit den Bluestrings, auf die sich die beiden verständigt haben: Noch in diesem Jahr wollen unsere Preisträger gemeinsam einen Jazz-Slam hier im Landkreis veranstalten.

© SZ vom 13.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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