Ismaning - Wolfratshausen:Rendezvous mit Andreas Brehme

Lesezeit: 3 min

Matchwinner aus der Bezirksliga: Wolfratshausens Marian Knecht (li.), hier gegen Ismanings Nils Ehret, traf im Bayernligaderby gleich dreifach. (Foto: Claus Schunk)

FCI-Coach Elfinger hadert nach der 2:3-Derby-Pleite gegen den BCF. Es ist die fünfte Niederlage für Ismaning in Serie. Trainer Elfinger gibt sich dennoch kämpferisch.

Von Christian Bernhard, Ismaning/Wolfratshausen

Warum Weltklasse-Stürmer auch Weltklasse-Gehälter beziehen, ist relativ leicht zu erklären. Sie schießen in der Regel die Tore - und diese entscheiden Fußballspiele. Nun ist die Bayernliga ein gutes Stückchen von der Weltklasse entfernt, dieses Prinzip gilt aber auch dort. In Ismaning standen sich am Samstagnachmittag zwei Mannschaften gegenüber, die oft davon profitiert haben, dass sie über torgefährliche Angreifer verfügen. Mijo Stijepic, 38 Jahre alt, hat alleine in der Bayernliga 99 Treffer erzielt, der FC Ismaning weiß, was er an ihm hat. An diesem Tag sollte es aber nicht sein: Stijepic schoss in der ersten Halbzeit aus wenigen Metern über das leere Tor und beförderte den Ball nach der Pause erst gefühlvoll an den Pfosten, dann per Kopf an die Querlatte. Marian Knecht, Angreifer des BCF Wolfratshausen, ließ in der zweiten Hälfte ebenfalls einige gute Möglichkeiten liegen. Er hatte vor der Pause aber zweimal getroffen - und legte in der Nachspielzeit den dritten Treffer nach. Dieser entschied die Partie, Wolfratshausen gewann das Derby mit 3:2 (2:2). Die Effizienz der Stürmer hatte den Unterschied gemacht.

Knecht setzte damit seinen fantastischen Lauf fort. Inklusive der drei aktuellen Treffer hat er in Wolfratshausens vergangenen fünf Partien neun Tore geschossen. Oder anders gesagt: Nur zwei BCF-Treffer in diesen Partien gingen nicht auf das Konto des 25-Jährigen, der in der vergangenen Saison noch in der Bezirksliga gespielt hat. Mit 16 Treffern ist er nun zusammen mit Lukas Riglewski und Sebastiano Nappo (beide Heimstetten) die Nummer zwei der Liga.

BCF-Coach Marco Stier will Torjäger Marian Knecht an einen höherklassigen Klub "vermitteln"

Für die Beschreibung von Knechts Leistungen in den vergangenen Wochen reichte seinem Trainer Marco Stier ein Wort: sensationell. Stier verwies darauf, dass er bereits vor seinem ersten Training mit dem Angreifer gesagt habe, aus Knecht "einen der besten Bayernliga-Spieler" zu machen. Das habe er "schon in kürzester Zeit angenommen". Knechts Stärke ist gleichzeitig Stiers Sorge. So einen Spieler könne man auf Dauer nicht halten, erklärte der BCF-Trainer, der diesbezüglich aber schon einen Plan hat. Er wolle Knecht "persönlich woanders hin vermitteln", denn: "Er kann auf jeden Fall höherklassig spielen."

Bis dahin sind die Wolfratshauser weiterhin auf die Tore ihres Angreifers angewiesen. Und die alleine reichen oftmals auch nicht. Es braucht noch etwas anderes. "Heute hatten wir endlich mal das Glück", sagte Stier. Des einen Glück ist bekanntlich des anderen: "Wir hatten heute einfach auch Pech", klagte Rainer Elfinger. Ismanings Trainer musste an "diesen blöden Andi-Brehme-Spruch" über Fäkalien am Fußballstiefel denken, sprach ihn aber nicht aus. Neben den vergebenen Torchancen ärgerte sich Elfinger auch über den Schiedsrichter, der seiner Meinung nach mehrere Platzverweise gegen den BCF und einen "glasklaren" Elfmeter für den FCI übersehen hatte. "Spielentscheidend" seien die Entscheidungen der Unparteiischen gewesen, schimpfte Elfinger. Sein Team hatte dem BCF aber auch zu viel angeboten. In der ersten Hälfte ließen die Ismaninger trotz der Tore von Maximilian Siebald (17.) und Manuel Ring (41.) zu viel liegen - und ermöglichten den Gästen bei zwei Kontern dank Knecht (30., 43.) jeweils den Ausgleich. "Billig und blöd" nannte Elfinger die zwei Gegentore, "da haben wir schlecht verteidigt".

FCI-Übungsleiter Rainer Elfinger zeigt sich trotz der fünften Pleite in Serie kämpferisch

Nach der Pause entwickelte sich - wie so oft bei Partien mit BCF-Beteiligung - ein offener Schlagabtausch. Beide Teams vergaben zahlreiche Möglichkeiten, die sich zusätzlich häuften, als sie zu zehnt agierten. Ring hatte nach einem harten Foul an Jona Lehr die rote Karte gesehen (63.), BCF-Verteidiger Vincenzo Potenza flog im Zuge der darauffolgenden Diskussionen wegen beleidigender Worte ebenfalls vom Platz. Als alles auf ein Remis hindeutete, war Knecht einen Tick schneller als Ismanings Torhüter Sebastian Fritz und drückte den Ball im zweiten Versuch zum Siegtreffer über die Linie (90.+2).

Dieser besiegelte die fünfte FCI-Niederlage in Serie, das Elfinger-Team rutschte hinter Wolfratshausen auf Rang 16 der Tabelle ab (20 Punkte). Mittlerweile ist der erste direkte Abstiegsplatz nur noch zwei Punkte entfernt. Elfinger gab sich trotz der Negativserie kämpferisch. Die Situation sei durch die Niederlage noch "brisanter" geworden, es sei aber nicht so, "dass die anderen unerreichbar wären", sagte er. "Wir kriegen unser Ziel schon noch durch, da bin ich mir sicher." Dabei helfen würde ein Punktgewinn im nächsten direkten Duell am anstehenden Samstag. Ismaning muss zum punktgleichen Aufsteiger Chiemgau Traunstein, der nach drei Erfolgen in Serie im Aufwind ist und mit mehr als 700 Besuchern im Schnitt über den höchsten Zuschauerschnitt der Liga verfügt. Die Treffer bei den drei Siegen gingen übrigens allesamt auf das Konto der Traunsteiner Angreifer.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: