Hockey-Bundesliga:Murmeltiertage

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Das Saisonziel ist "in weite Ferne" gerückt: Der Münchner Florentin Burkhardt beim 3:3 gegen Krefeld. (Foto: Claus Schunk)

Nach zwei Unentschieden gegen die direkten Konkurrenten aus Düsseldorf und Krefeld hilft den Männern des Münchner SC "nur noch ein Wunder" zum Klassenerhalt, wie Trainer Patrick Fritsche zugibt.

Von Katrin Freiburghaus, München

Geteilte Freude sei doppelte Freude, heißt es. Es darf als sicher gelten, dass sich der Urheber dieses Satzes nicht auf Sportarten bezieht, deren Regularien ein Unentschieden als möglichen Spielausgang vorsehen. Denn dass sich dort niemand über geteilte Punkte freut, illustrierten die Hockeyspieler des Münchner Sportclubs am vergangenen Wochenende: Nach dem 1:1 (0:0) gegen den Düsseldorfer HC lagen beide Teams erschöpft und enttäuscht auf dem Kunstrasen. Das 3:3 (2:3) gegen den Crefelder HTC am Sonntag bot den Zuschauern mehr, nützte dem MSC aber ebenfalls wenig. Dabei war der Tabellenletzte München, den vor dem Wochenende acht Punkte von einem Nichtabstiegsplatz getrennt hatten, mit großen Ambitionen in die ersten beiden Bundesliga-Heimspiele der Feld-Rückrunde gegangen.

"Ab jetzt geht es für uns darum, diese Saison anzunehmen und mit dem Klassenerhalt zu beenden", hatte Trainer Patrick Fritsche gesagt, "denn wir haben alle direkten Konkurrenten bei uns auf der Wiese." Doch die Initialzündung gegen die ersten beiden von ihnen blieb aus, und der Optimismus wich unerquicklichen Einsichten. "Man darf ehrlich sagen, dass der Klassenerhalt in weite Ferne gerückt ist und uns nur noch ein Wunder hilft", sagte Fritsche.

Sechs Spiele vor Saisonende sind es nun sieben Zähler bis zum rettenden Ufer, von wo als Drittletzter der Mitaufsteiger Düsseldorf winkt. Problematisch ist aber nicht allein der Umstand, dass die letzten Fünf der Liga nahezu ausschließlich gegeneinander punkten und dem MSC damit nur noch zwei realistische Siegchancen verbleiben, sondern dass der MSC am Wochenende phasenweise gutes Hockey spielte. Es war also kein schlechter Tag, der vor allem gegen Düsseldorf zwei mögliche Punkte mehr kostete, sondern erneut die Harmlosigkeit im gegnerischen Kreis. "Täglich grüßt das Murmeltier", sagte Fritsche genervt, "wir hatten uns in beiden Spielen was ausgemalt; dass wir uns für diesen Aufwand nicht belohnen, ist tragisch."

Ein Tor aus spielübergreifend elf Ecken war deutlich zu wenig. Im Spiel gegen Düsseldorf kam eine deutliche optische Feldüberlegenheit dazu, die aber lediglich Christian Schellinger (46.) zum Tor nutzte. Die Düsseldorfer trafen dagegen sechs Minuten später per Siebenmeter, der aus ihrer einzigen Strafecke resultierte.

Gegen Krefeld fand der MSC zunächst gar nicht ins Spiel. Nach sechs Minuten stand es bereits 0:2, gut 20 Minuten lang dominierten die Gäste das Geschehen und hätten weit höher in Führung gehen können. Der MSC rettete den Zwei-Tore-Rückstand jedoch ins zweite Viertel, in dem Felix Greffenius per Siebenmeter (22.) und Florentin Burkhardt per Eckentor zum Ausgleich trafen. Krefeld legte erneut vor, Fabian Humpfer glich zum 3:3 aus (38.). Fünf Minuten vor dem Schlusspfiff reichte dem MSC auch eine doppelte Überzahl nicht zum Siegtreffer: Krefeld hatte eine Gelbe Karte kassiert und Fritsche zusätzlich den Torwart für einen elften Feldspieler aus der Partie genommen - doch der Ball landete am Lattenkreuz. "Mit dem Glück, das wir momentan nicht haben, wären das die drei Punkte gewesen, die wir brauchten", resümierte Fritsche.

Wirklich erschüttert wirkte der MSC-Trainer indes nicht. Noch in der Liga zu bleiben werde zwar "brutal schwer", doch der Charakter seines Teams "und alles, was hier im Umfeld passiert", stimme ihn positiv für die Zukunft. Stiege der MSC zum Saisonende direkt wieder ab, wäre das zudem keine unrühmliche Ausnahme, sondern entspräche der Regel. In den vergangenen drei Spielzeiten erging es allen Aufsteigern so. Der MSC würde allerdings von einem Phänomen profitieren, das ihm gewöhnlich eher zum Nachteil gereicht: Er hat in der radikal verjüngten Mannschaft kaum externe Kräfte, die sich im Abstiegsfall anderweitig orientieren würden. Die Mannschaft dürfte von einigen Routiniers im Kader abgesehen also nahezu komplett bleiben. "Das ist ein spannendes Projekt", betonte Fritsche. Eines, in dem ein Schritt zurück in Liga zwei offenbar eher vorkommt als Durchhalteparolen. Denn Fritsche begann erst gar nicht damit, sich die Tabellensituation schönzurechnen. Er versprach lediglich sportliche Spektakel für die ausstehenden Spiele, denn Erstliga-Hockey, sagte er, das mache trotz allem "schon wirklich Spaß".

© SZ vom 23.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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