Hochschulsport:Fast wie die Fifa

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Der bei den Studierenden beliebte ZHS-Pokal heißt seit dieser Saison plötzlich Uni-Liga - und nichts ist mehr so, wie es war. Viele der teilnehmenden Teams stören sich an der Änderung des beliebten Formats und beklagen Willkür.

Von Nico Horn, München

Das Fußballturnier hatte noch gar nicht angefangen, da war Bernhard Trost und seinen Mitspielern schon die Lust vergangen. Jene Münchner Hochschulmeisterschaft, die sie seit Jahren lieben, war durch einen neuen Wettbewerb ersetzt worden: die Uni-Liga. Organisator der Hochschulmeisterschaft ist der zur TU München gehörende Zentrale Hochschulsport (ZHS). Auf dessen Homepage heißt es, das Format sei verbessert worden. Trosts Team Inter Joko München (IJM) sieht das anders. In einem auf Facebook veröffentlichten Brief an den ZHS schreiben sie von einer Entscheidung, die "in ihrer Art und in ihrem Ausmaß eher an die Fifa als an unseren geliebten Münchener Hochschulsport erinnert".

Trost und IJM stört besonders, dass der Wettbewerb, der früher ZHS-Pokal hieß, nun auf einem Kleinfeld ausgetragen wird. Statt elf Spieler sind nur noch sechs im Einsatz. "Fürs 6 gegen 6 können wir uns auch im Englischen Garten treffen", schreibt IJM. Ihrer öffentlichen Beschwerde haben sich einige langjährige Teilnehmer des ZHS-Pokals angeschlossen, etwa Olynited, die Mannschaft aus dem Olympischen Dorf. Fast 100 Likes hat der IJM-Beitrag inzwischen, 19-mal wurde er geteilt.

Viele Teams fürchten, dass mit der Einführung der Uni-Liga jene Komponenten wegfallen könnten, die das Turnier bisher ausmachten. So werden die Schiedsrichter jetzt von Mannschaften aus anderen Gruppen gestellt - die allerdings nicht immer auftauchen. Früher, als die Schiedsrichter vom Bayerischen Fußball-Verband kamen, gab es dieses Problem nicht. "Der ZHS-Pokal war perfekt", sagt Bernhard Trost. Vor allem sei er ein passender Ersatz für die Fußballer gewesen, die neben dem Studium nicht mehr im Verein spielen können. Freunde kamen zu den Spielen, hinterher ging man gemeinsam auf ein Bier. Von sofort an beginnen die Spiele statt um 18.30 Uhr teils schon eine Stunde eher und damit zu früh für viele Studenten. Trost befürchtet, dass auch weniger Zuschauer kommen.

Trotz allem spielt IJM dieses Jahr noch mit. "Das ist besser als die Alternative, gar nicht mehr zu spielen", sagt Trost. Vor zwei Wochen ging es los, eines von drei Spielen haben sie bisher gewonnen. Dass zumindest nicht zum ganz frühen Termin um 16.30 Uhr gespielt wird, haben sie bei IJM freudig zur Kenntnis genommen.

Auch die vom ZHS aufgeführten Gründe für eine Veränderung machen ihnen das Vorgehen ein bisschen klarer. Zum einen wird das ZHS-Gelände in der Connollystraße noch bis 2022 neu gebaut, weshalb es auf den eigentlich zahlreich vorhandenen Großfeldern eng werden könnte. Zum anderen weist der ZHS darauf hin, dass es zuletzt weniger Anmeldungen gegeben habe. Im vergangenen Jahr fiel die erste der vier Leistungsklassen weg, weil sich zu wenige Mannschaften registriert hatten. Vermutlich war auch das ein Grund für den Zusammenschluss mit der Uni-Liga - jedenfalls glaubt das Christoph Köchy, ihr Gründer. 2005 startete die erste Uni-Liga in Göttingen, München ist der 25. Standort. "Wir wollten schon immer eine Liga in Bayern haben", sagt Köchy. Zuletzt sei der Wunsch zur Veränderung aber eher beim ZHS gereift.

Die Kritik von IJM kann Köchy nachvollziehen, gleichzeitig sagt er: "Wir wollen keine finanzielle Heuschrecke sein." Der ZHS besitze weiter die Entscheidungsmacht und viele Mannschaften würden die umfassende Betreuung der Uni-Liga schätzen. "Bei uns ist immer jemand erreichbar." Tabellen und Ergebnisse werden ständig aktualisiert - das zumindest ist ein netter Nebeneffekt für die Teilnehmer: Beim ZHS-Pokal gab es diesen Service nicht.

Überhaupt scheint die langjährigen ZHS-Pokal-Fans wie IJM vor allem die dürftige Kommunikation zu stören. Die Uni-Liga gab Ende Februar die Münchner Teilnahme bekannt, was jedoch kaum jemand mitbekam. Der ZHS informierte erst im April über die Kooperation. Im Extremfall mussten Spieler gestrichen werden, die ursprünglich für das Großfeld angeworben wurden.

Bei IJM hoffen sie, dass "möglichst viele Teams ein Jahr in der Uni-Liga überstehen" und der ZHS seine Entscheidung im kommenden Jahr noch einmal überdenkt.

© SZ vom 28.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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