Heimstettener Derbyniederlage:Pipinsried besiegt Riedmüller

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Wer wird denn gleich ins Gras beißen: Kasim Rabihic, zweimaliger Torschütze, lässt nach dem 2:0 enttäuschte Heimstettener zurück. (Foto: Toni Heigl)

Der Torwart wehrt sich vehement, aber alleine gegen eine Niederlage im Kellerderby der Regionalliga. SVH-Trainer Schmitt sagt nach der 0:2-Niederlage, sein Team habe den Abstiegskampf nicht angenommen.

Von Gerhard Fischer, Pipinsried

Der Torhüter Maximilian Riedmüller wurde am 1. März 2009 für den verletzten Thomas Kraft eingewechselt. Riedmüller wird diese Partie des FC Bayern II bei Carl Zeiss Jena vermutlich nie vergessen - es war sein erstes Profispiel. Später war er dann dritter Mann hinter Manuel Neuer und Tom Starke.

Gut zehn Jahre später, am 11. Mai 2019, gingen Riedmüller und Kraft nicht weit voneinander entfernt ihrer Arbeit nach. Kraft, mittlerweile bei Hertha BSC angestellt, spielte in Augsburg. Riedmüller verhinderte mit fast eintausend Glanzparaden in Pipinsried, dass sein SV Heimstetten mit 0:10 verlor. Tatsächlich unterlag Heimstetten 0:2.

Das mit dem 0:10 ist nicht so weit hergeholt: Neulich verlor der SVH mit diesem lausigen Ergebnis gegen den FC Ingolstadt II (noch ein Spiel, das Riedmüller nicht vergessen wird).

Pipinsrieds Keeper Reichlmayr bekam in 90 Minuten keinen gefährlichen Ball aufs Tor

Heimstettens Trainer Christoph Schmitt spannte in der Pressekonferenz beide Spiele zusammen, das 0:10 gegen Ingolstadt und das soeben erlittene 0:2 in Pipinsried. "Meine Mannschaft hat den Abstiegskampf nicht angenommen", sagte er, "wir haben auch heute Tugenden vermissen lassen, die dafür einfach essenziell sind." Er musste sie gar nicht nennen, diese Tugenden, jeder hatte gesehen, dass den Gästespielern Mut und Wille fehlten. Schmitt redete übrigens so ruhig wie ein Mensch, der entweder seine Wut nur mühsam zügeln kann; oder wie einer, der resigniert hat. Heimstetten ist am vorletzten Spieltag am Ende der Tabelle angekommen. Die Chance, in der Regionalliga zu verbleiben, ist noch da. Aber wer oder was sollte Christoph Schmitt noch Hoffnung machen? Riedmüller?

Neben Schmitt saß ein aufgekratzter Pipinsrieder Spielertrainer Fabian Hürzeler. "Was der Riedi heute gehalten hat, war schon überragend", lobte er den Tormann des Gegners. Genauso euphorisch sprach er über sein eigenes Team. "Wir haben heute den Druck gespürt, aber wir sind gut damit umgegangen", sagte er, "und was mir wichtig ist: Wir haben Fußball gespielt." Er betonte gespielt. Schön sollte es sein. Und schön war es auch, was Pipinsried an diesem Nachmittag den 520 Zuschauern dargeboten hat.

Die ersten beiden Angriffe gehörten zwar Heimstetten, aber schon eine Szene in der siebten Minute ließ erahnen, was die Pipinsrieder an diesem Tag auszustrahlen gedachten: Oliver Wargalla, vor einem Jahr noch Kreisligaspieler, umdribbelte selbstbewusst, ja fast schon übermütig vor dem eigenen Strafraum zwei Gästekicker und leitete den eigenen Angriff ein. So agiert man nicht, wenn man Angst hat.

Maximilian Riedmüllers anstrengender Arbeitstag begann nach 15 Minuten: Erst lenkte er einen Heber von Amar Cekir zur Ecke, dann blockte er einen Kopfball von Wargalla und schließlich hielt er einen Flachschuss des aufgerückten Luis Grassow. All das geschah binnen 240 Sekunden. Grassow muss übrigens auch erwähnt werden, wenn es um die Pipinsrieder Erfolgsgeschichte dieses Tages geht. Gut, der SV Heimstetten war - vor allem in der ersten Halbzeit - harmlos wie ein zahnloser Schoßhund. Aber dass FCP-Tormann Thomas Reichlmayr in 90 Minuten keinen einzigen Ball aufs Tor bekam, das lag auch in der umsichtigen Abwehrarbeit der Gastgeber, allen voran an Luis Grassow, der im Zentrum der Defensive stand.

In der 24. Minute demonstrierte Pipinsried das, was Hürzeler hernach als "Fußball gespielt" huldigte. Der Spielertrainer war selbst an diesem sehenswerten Angriff beteiligt, der an der Mittellinie begann und im Strafraum von Maximilian Zischler veredelt werden sollte. Zischler schoss, aber Riedmüller brachte eine seiner eintausend Hände an den Ball. Dass es zur Pause 0:0 stand, war ebenso eigenartig wie ungerecht.

Nach der Pause konkurrierten Riedmüller und der Pipinsrieder Kasim Rabihic um den besten Eindruck. Der Torwart wehrte sich weiterhin vehement, etwa gegen Rabihic (Riedmüller nahm dem zaudernden Trickser den Ball vom Fuß), aber er musste sich auch zweimal geschlagen geben. 56. Spielminute: Pipinsried spielt mal wieder schönen Fußball, Hürzeler schickt Philipp Schmidt in den Strafraum, der passt zurück auf Rabihic und der Zehner trifft aus 14 Metern ins Tor.

Beide Mannschaften haben am letzten Spieltag ein Ziel: die Relegationsplätze erreichen

86. Spielminute: Der eingewechselte Fadhel Morou rast mit großen Schritten auf und davon, kommt dem Gästetor immer näher, schießt, als er Riedmüller in Lebensgröße (1,89 Meter) vor sich sieht - und trifft dessen linke Hacke. Von dort springt der Ball dem anderen Hauptdarsteller der zweiten Hälfte vor die Füße. Rabihic muss bloß noch einschieben, was ein Kinderspiel ist für einen Fußballer mit seiner technischen Begabung. Die Partie war entschieden. Riedmüller wird auch dieses Spiel wohl nie vergessen.

Der SV Heimstetten - gemeint sind Riedmüllers Vorderleute - war in der zweiten Halbzeit höchstens bemüht. Seine Versetzung in die Regionalliga Bayern der Saison 2019/20 ist sehr gefährdet. Das gilt allerdings auch weiterhin für den FC Pipinsried, der nach dem Sieg nun Vorletzter ist. Maximilian Riedmüller (pardon: der SV Heimstetten) empfängt am letzten Spieltag den FV Illertissen, Pipinsried fährt zum FC Schweinfurt 05. Sie haben ein gemeinsames Ziel: doch noch die Relegationsplätze zu erreichen.

© SZ vom 13.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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