HCD Gröbenzell:Tränen in der Zwischen-Welt

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Vierzehn Treffer, aber nur acht Tore: Vera Balk (re.), gegen Trier eine der besten Spielerinnen auf dem Platz, scheiterte sechs Mal an Pfosten oder Latte. (Foto: Günther Reger)

"Manchmal fehlt uns noch die Cleverness": Der Aufsteiger wartet nach dem dritten Spiel in der zweiten Handball-Bundesliga auf erste Punkte.

Von Raphael Weiss, Gröbenzell

Nach dem Spiel gegen Trier flossen bei Gröbenzell bittere Tränen. Nicht, weil der Zweitliga-Aufsteiger gerade die dritte Niederlage im dritten Spiel kassiert hatte. Nicht, weil das Ergebnis von 23:32 Toren sehr viel deutlicher ausgefallen war, als es gerecht gewesen wäre. Der Grund für die Tränen war der Abschied von Lisa Sagert, die 15 Jahre lang in Gröbenzell das Tor hütete und sich nun zum Medizinstudium nach Graz verabschiedet.

Weil sich in Theresa Bauer eine andere Gröbenzeller Torfrau am vergangenen Wochenende schwer verletzt hatte, stand Ines Flesch beim HCD zwischen den Pfosten. Die 36-jährige hatte lange beim ESV Regensburg gespielt und ihre Karriere bereits beendet. Jetzt kehrt sie zurück - zumindest für vier Spiele und mit falschem Namen auf dem Rücken. "Wenn sie länger bleibt, kriegt sie von mir persönlich ein eigenes Trikot", sagte Co-Trainer Harald Fischer. Die Partie gegen die DJK/MJC Trier fing für Flesch sehr gut an. Gleich drei Siebenmeter hielt sie zu beginn und damit auch ihre Mannschaft im Spiel. Die gute erste Halbzeit hätte mit etwas mehr Glück auch mit einer Führung für Gröbenzell enden können. Vera Balk, eine der besten Spielerinnen, forderte immer wieder die starke Trierer Abwehr heraus, erkämpfte sich Wurfgelegenheiten und traf alleine in der ersten Halbzeit vier Mal die Latte. Am Ende hatte sie sechs Mal Aluminium und acht Mal ins Tor getroffen. "Das nagt natürlich an einem, aber Vera hat, wie der Rest der Mannschaft, heute einen überragenden Charakter bewiesen", sagte Fischer.

Gröbenzell lief fast die gesamte erste Hälfte einem Rückstand hinterher. Zwanzig Sekunden vor der Pause hatten sie die Gelegenheit zum Ausgleich: Bei eigener Überzahl passten die HCD-Spielerinnen den Ball hin und her, auf der Suche nach einer Gelegenheit zum Abschluss. Doch eine Ungenauigkeit später hatte die erfahrene Rumänin Gabrielle Szabo den Ball und stürmte alleine auf das Tor von Flesch zu. Zur Pause stand es 10:12 statt 11:11.

"Wir spielen gegen Mannschaften, die gespickt sind mit Erst- und Zweitliga-Spielerinnen. Für die meisten von uns war es das dritte Spiel in der zweiten Liga, das sind natürlich Welten", sagte Fischer. "Manchmal fehlt uns noch die Cleverness."

"Da tut mir die Mannschaft leid", sagt Co-Trainer Fischer. Die Niederlage sei zu hoch ausgefallen

Die zweite Halbzeit startete denkbar schlecht für den HCD. Innerhalb von drei Minuten lag er mit 10:15 zurück, und Trainer Hendrik Pleines musste früh zum Mittel einer Auszeit greifen. Pleines motivierte die Mannschaft, schrie und versuchte, seine Spielerinnen wach zu bekommen. Mit Erfolg. Direkt im Anschluss wurde Balk zwei Mal hart gefoult, was jeweils zu einer Zwei-Minuten Strafen für die Gäste führte.

In der Folge kämpften sich die Gröbenzellerinnen wieder heran, der Rückstand schmolz auf zwei Tore. In dieser Phase drehte die erst 17-jährige Lisa Antl auf, erkämpfte sich immer wieder Abschlussgelegenheiten. Doch immer, wenn es knapp wurde, zeigten die Gäste aus Trier, warum sie als Favoritinnen galten.

Gröbenzell steckte nicht auf. Jedes Mal, wenn Trier sich einen großen Vorsprung erspielt hatte, kämpften sie sich wieder heran. Näher als bis auf zwei Tore kamen sie dem Gegner und dem Sieg aber nie mehr. "Es war ein schweres Spiel. Eine tolle kämpferische Leistung von unseren Gegnerinnen", sagte Triers Coach Andy Palm. Zehn schwache Minuten des HCD reichten seiner Mannschaft, um ein umkämpftes Spiel am Ende deutlich zu gewinnen.

"Da tut mir die Mannschaft leid", sagte Fischer. "Der Sieg war absolut verdient, aber sicher drei Tore zu hoch. Wir wussten, dass es zu Beginn vier schwere Spiele werden." Am nächsten Wochenende geht es nach Ketsch zu den Kurpfalz Bären, die gut in die Saison gestartet sind. Bleibt die Frage, ob Flesch länger beim HCD ist. "Ines wäre die absolute Ideallösung. Charakterlich passt sie perfekt in unser Team", sagt Fischer. Wenn sie sich bis zum Wochenende entscheidet, darf sie auch endlich im eigenen Trikot auflaufen.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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