HCD Gröbenzell:Probleme mit der Ballmaschine

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"Total verkrampft" und zu hektisch agierte der HCD laut Trainer Pleines. Linksaußen Johanna Leubner kam gegen Pforzheim auf zwei Treffer. (Foto: Günther Reger)

Hauptsache, gewonnen: Die Gröbenzeller Handballerinnen mühen sich gegen die TG Pforzheim um ihre Topspielerin Kolasinac.

Von Nico Horn, Gröbenzell

Zehn Minuten waren noch zu spielen, als Hendrik Pleines wie wild tobte. Er schrie und fuchtelte mit den Armen. Für jeden in der Wildmooshalle war ersichtlich: Hier läuft es nicht nach Plan - ein bei den Gröbenzeller Drittliga-Handballerinnen offenbar besorgniserregender Umstand. Denn wer den HCD aufmerksam verfolgt, weiß, dass es oberste Prämisse ist, den vom Trainer ausgetüftelten Plan strikt zu befolgen. Durchbrechen die Spielerinnen das vorgezeichnete Konzept, führt das schon mal zu Niederlagen wie vor einer Woche in Freiburg - mindestens aber zu Bluthochdruck beim eigenen Übungsleiter.

Was Pleines so aus der Fassung brachte, war das konsequente Ignorieren seines Matchplans, was sein Team in der Endphase des Spiels zunehmend in Probleme mit den Gästen der TG 88 Pforzheim brachte. Also wollte der Coach das gegnerische Zentrum öffnen, so sollten die individuell kaum zu stoppenden Vera Bassel und Amelie Bayerl zu leichten Toren kommen. "Drei Minuten habe ich versucht, das reinzubrüllen. Schade, dass wir das nicht umgesetzt haben", erklärte Pleines hinterher. Warum es trotz des ganzen Dramas letztlich zum 37:32 (20:17)-Sieg gegen den Aufsteiger reichte, wusste Torjägerin Bassel: "Zum Schluss waren wir wieder diszipliniert und haben deren Fehler genutzt."

Über die vollen 60 Minuten sei er indes unzufrieden gewesen, sagte Pleines über eine Partie, die Gröbenzell auch sicherer hätte gewinnen können. Doch gleich zu Beginn entwickelte sich das, was der HCD-Trainer später als "total verkrampftes Spiel" bezeichnete. Im Angriff agierte Gröbenzell oft zu hektisch, was zu einigen unnötigen Ballverlusten führte. Dabei ist es gerade gegen Pforzheim fatal, den Ball vorschnell abzugeben, da er dadurch fast zwangsläufig in den Händen der momentan besten Schützin der dritten Liga landet: Desiree Kolasinac.

Schon in der ersten Halbzeit war die ehemalige Bundesligaspielerin nicht zu stoppen, Gröbenzell führte zur Pause trotz 20 Treffern nur mit drei Toren. Immerhin der schönste Treffer gehörte nicht Kolasinac, sondern dem HCD: Lisa Antl drehte sich am Kreis einmal um ihre Gegenspielerin, lag nach dem Absprung quer in der Luft und hämmerte den Ball ins rechte Eck. Ansonsten fehlten Highlights. "Ein schönes Handballspiel war das nicht", musste auch Pleines zugeben.

In die zweite Hälfte startete Gröbenzell besser, schien jetzt wacher. Die Halbzeitansprache von Pleines, der schimpfend in die Kabine gestapft war, hatte ihre Wirkung offensichtlich nicht verfehlt. Als Bassel, die mit elf Treffern beste HCD-Schützin, in der 48. Minute das 30:25 erzielte, konnte man den Eindruck gewinnen, als liefe nun tatsächlich alles nach Plan.

Doch nur zwei Minuten später war Pforzheim nach einem von 18 Kolasinac-Toren wieder in Schlagdistanz (31:29). "Ich glaube, wir haben nur einen einzigen Wurf von ihr geblockt", ärgerte sich Pleines über die schwache Verteidigungsleistung gegen die Topscorerin. Doch als die wie eine Ballmaschine feuernde Kolasinac drei Minuten vor dem Ende eine Zwei-Minuten-Strafe aufgebrummt bekam, gerieten die Gäste ihrerseits aus dem Konzept. Plötzlich unterliefen Pforzheim unerklärliche Fehler, Beatrice Mazzucco (8 Tore) stellte mit der Schlusssirene doch wieder den alten Fünf-Tore-Abstand her. Die nervenaufreibende Endphase sei laut Pleines nicht nötig gewesen, "wenn wir gut gespielt hätten". Gleichzeitig rechnete er seiner Mannschaft hoch an, "im richtigen Moment die Kurve gekratzt" zu haben: "Schön spielen ist dann auch mal egal."

Doch auch wenn in Sina Fischer eine erfahrene Stütze aufgrund einer Grippe fehlte, sind die Ansprüche in Gröbenzell natürlich andere, als sich Siege gegen Aufsteiger zu erkämpfen. "Wir haben schon schneller, schöner und präziser gespielt", fand Pleines, dessen Mannschaft Allensbach überholt hat und vorübergehend auf Platz zwei liegt. Wie lernfähig der HCD ist, wird sich gleich Anfang Dezember zeigen, wenn in der SG Kappelwindeck/Steinbach ein nicht zu unterschätzender Gegner nach Gröbenzell reist. Dann müsse man "wieder diszipliniert sein, so wie die Heimspiele zuvor", sagt Bassel. Dann, so ist es fest eingeplant, soll der Plan konsequent eingehalten werden.

© SZ vom 19.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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