HCD Gröbenzell:Bedrohliche Stille

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Die siebenmalige Torschützin Vera Bassel (am Ball) war eine von wenigen Spielerinnen, die zu überzeugen wussten. (Foto: Günther Reger)

Hendrik Pleines, Trainer der Drittliga-Handballerinnen, übt nach der Niederlage bei Ketsch II deutliche Kritik an der Einstellung seines Teams.

Von Ralf Tögel, Gröbenzell

Man muss nicht immer brüllen, um gut verstanden zu werden. So leidenschaftlich Hendrik Pleines während eines Spiels seiner Mannschaft an der Seitenlinie werden kann, so ruhig und reflektiert äußert sich der Trainer der Gröbenzeller Handballerinnen für gewöhnlich in kleinerem Kreise. Auch nach der 27:29-Niederlage des HCD bei der Zweitligareserve der TSG Ketsch war kein Gebrüll aus der Kabine zu vernehmen, vielmehr teilte Pleines seinem Team mit, dass er wenig Lust verspüre, fortan mit Spielerinnen zu arbeiten, deren Arbeitsethos zu wünschen übrig lasse. Zum Wortlaut wollte er nichts sagen, es war aber so deutlich, dass sein Appell auf Verständnis stoßen werde.

In den vergangenen Wochen habe er eine arg nachlässige Herangehensweise im Training feststellen müssen, was sich nun erstmals auf dem Spielfeld fortgesetzt habe. "Das waren die ersten beiden komplett unnötigen Minuspunkte", stellte Pleines erbost fest, die Niederlagen in Freiburg und zu Hause gegen Allensbach waren knapp und seien gegen Spitzenteams passiert, die jüngste beim Vorletzten Ketsch II dagegen war das Resultat eines pomadigen Auftritts, so Pleines: "Wir waren überheblich und nicht in der Lage, den Kampf anzunehmen." Besonders ärgerte es den Coach, weil er sein Personal explizit vor einem bissigen Gegner gewarnt hatte. "Die haben um jeden Zentimeter gekämpft und wir dachten, das wird eine lockere Kiste." Auch dass in Verena Oßwald, die aus Gröbenzell nach Ketsch gewechselt ist, und Elena Fabritz zwei Spielerinnen im Kader waren, die dem Zweitligakader entstammen, kam nicht überraschend: "Beide haben schon in den vergangenen Spielen in der Reserve gespielt", so Pleines, in den Griff bekam seine Mannschaft das Duo dennoch nicht: Oßwald traf sieben Mal, Fabritz gelangen gar neun Treffer.

Ketsch ging schnell 3:0 in Führung, Gröbenzell kam zwar immer wieder auf, lag zur Halbzeit (11:12) nur ein Tor im Rückstand und hatte drei Minuten vor dem Ende durch Beatrice Mazzuccos fünften Treffer zum 26:27 aufgeschlossen. Aber Ketsch zeigte sich entschlossener, willensstärker und gewann verdient. Pleines beklagte hernach das Fehlen von kampfstarken Spielerinnen wie eben Oßwald, Katrin Friedrich, die zum Zweitligisten Herrenberg wechselte, Svenja Jaenicke, die ihre Karriere beendet hat, oder die verletzte Verena Obermeier. Auch dass Sina Fischer nicht eingesetzt werden konnte, habe sich negativ auf das Spiel ausgewirkt.

So wollte Pleines lediglich die unermüdlich rackernde siebfache Torschützin Vera Bassel von seiner Kritik ausnehmen, sowie Amelie Bayerl (3 Tore), die sich nach Kräften mühte, Struktur ins Spiel zu bringen. Der Anschluss an die Spitzenteams Freiburg und Allensbach (je 17:3 Punkte) ist vorerst dahin, freilich ist mit der dritten Niederlage des HCD (14:6) kaum ernsthafter Schaden entstanden. Pleines erwartet schon im nächsten Training "maximalen Einsatz". Der erkennbaren Einsicht "müssen nun Taten folgen", fordert der Coach unmissverständlich, der seinen Spielerinnen indes einen Aussetzer zugesteht: "Ich möchte jetzt auch nicht den Stab über die Mannschaft brechen."

© SZ vom 11.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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