Vor zwei Jahren hatte die Jury bereits lange mit dem Gedanken gespielt, den pragmatischen Idealismus der Erdweger Bürger auszuzeichnen, dann aber beschlossen, die weitere Entwicklung der "Interessengemeinschaft Wirtshaus" abzuwarten. Doch dieses Mal gab es keinen Zweifel: Für seine denkmalschützerische Arbeit und sein beispielhaftes bürgerschaftliches Engagement hat der Kulturverein Erdweg einen Tassilo-Hauptpreis mehr als verdient.
Erdweg im Landkreis Dachau liegt an einer viel befahrenen Staatsstraße. Ein solcher Ort hat es schwer, einen inneren Kern auszubilden. Über Jahrzehnte hinweg war das große, verwahrloste Wirtshaus am Erdweg aus dem 15. Jahrhundert Sinnbild des Scheiterns. Jetzt ist das Gebäude Symbol einer kulturellen Renaissance der Gemeinde mit etwa 6000 Einwohnern. Jetzt hat Erdweg eine Mitte. Und die verdankt der Ort ausschließlich den Bürgern.
Allen voran einer Gruppe mit dem lapidaren Titel "Interessensgemeinschaft Wirtshaus am Erdweg" um Helmut Schmid, Hubert Baur, Franz Baur, Monika Sedlatschek, Dieter Schneefeld, Rudolf Mayer und Hans Daurer, dem eigentlichen Initiator, der leider nicht mehr lebt. Gemeinsam sanierten sie das Gebäude in fast 2500 Arbeitsstunden, machten daraus einen Treffpunkt für den ganzen Ort und schufen eine Bühne im Tafernsaal.
Die Interessengemeinschaft hat sich inzwischen in den Kulturverein Erdweg verwandelt, der seit zwei Jahren Veranstaltungen organisiert. Er hat es leicht, weil sich Künstler und Kabarettisten von selbst melden, um auf der Bühne im Tafernsaal zu spielen.
Angesichts der Begehrlichkeiten könnte der Kulturverein sich darauf beschränken, nur bekannte Kabarettisten und Musiker nach Erdweg zu holen, aber Gesa Blaas, Karen Barkham, Bernhard Kellerer und Birgit Kaubisch wollen auch die lokale Kultur fördern und veranstalten beispielsweise künstlerische Workshops für die örtliche Jugend.