Handball-Relegation:Letzter Einsatz für den Fall der Fälle

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Der abgestiegene TuS Fürstenfeldbruck tritt zu einem Relegationsturnier an. Die Zeichen verdichten sich, dass dessen Sieger Drittligist bleiben darf

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Es geht schon wieder, sagt Martin Wild, er hört sich auch wieder besser an. Der Trainer der Fürstenfeldbrucker Handballer war noch vor Wochenfrist gehörig angeschlagen, als er von Spielmacher Falk Kolodziej und Kreisläufer Markus Dangers, die in der abgelaufenen Saison ein kongeniales Duo bildeten, über deren Vereinswechsel in Kenntnis gesetzt wurde. Diese Vorstellung ist mittlerweile nicht mehr ganz so verstörend, Wild wirkt wieder recht zuversichtlich, wenn er über seine Mannschaft spricht. Hiobsbotschaften sind zumindest keine hinzugekommen, der TuS-Trainer klingt sogar kämpferisch. Den Klassenerhalt, so erklärt er, muss man noch nicht aufgeben. Es gibt da diesen letzten Strohhalm, die Relegation am kommenden Wochenende, die Aussichten sind etwas besser geworden.

64 Mannschaften sollen in der dritten Liga an den Start gehen, 63 stehen fest. Fehlt noch der Aufsteiger aus der Oberliga Niedersachsen, die am Relegationswochenende den letzten Spieltag hat. Der bereits feststehende Meister Nienburg hat abgewunken, Nachrücker wäre nur der Zweite, doch dem Vernehmen nach erachten die dafür in Frage kommenden Klubs den Sprung nach oben als zu groß. "Die Zeichen verdichten sich", sagt Wild, fest stehe aber nichts, die Entscheidung fällt wohl erst mit Ende der Meldefrist am 30. Juni. Für den Fall der Fälle werden die Viertletzten der vier Drittliga-Gruppen Nord, West, Ost und Süd in einem Turnier einen Nachrücker ausspielen. Weil der West-Vertreter Gladbeck bereits zurückgezogen hat, spielt Bruck an diesem Samstag in Köthen um 15 Uhr gegen den Verlierer der Partie Köthen (Gruppe Ost) gegen Beckdorf (Gruppe Nord) und dreieinhalb Stunden später gegen den Gewinner dieses Spiels.

Das ist natürlich nicht optimal, sagt Wild, denn der Sieger des ersten Turnierspiels in Sachsen-Anhalt genießt eine deutlich längere Pause. Aber Schwierigkeiten haben den Brucker Trainer in dieser Spielzeit selten aus dem Konzept gebracht. Neben Abwehrchef Andreas Kraus werden Korbinian Sparn sowie Torhüter Michael Luderschmid wegen unverrückbarer Termine fehlen, der Relegationstermin mitten in den Pfingstferien darf als nicht sonderlich glücklich angesehen werden. Außerdem hat sich Johannes Stumpf im Training die Bänder im Sprunggelenk gerissen, sein Einsatz ist fast ausgeschlossen.

Immerhin hat der beste Brucker Torschütze signalisiert, dass er wohl beim TuS bleiben wird. Ein wichtiges Signal, besonders nach den Weggängen von Kolodziej und Dangers. Der Spielmacher wird sich dem Drittligisten HSC Bad Neustadt anschließen, Dangers geht zum HBW Balingen-Weilstetten II, der ebenfalls in der dritten Liga angesiedelt ist - und die Option erste Bundesliga bietet.

Der Rest des Kaders bleibt wohl in seiner jetzigen Form bestehen, sagt Wild, wenngleich sich der ein oder andere mit seiner Zusage noch ein wenig Zeit lässt. "Es ist schon noch eine kritische Situation", denn weitere Weggänge wären wohl nur schwerlich zu verkraften, ohne die sofortige Rückkehr in die Drittklassigkeit ernsthaft zu gefährden. Daran dürfte auch der bisher einzige Zugang nichts ändern, Linksaußen Philipp Ball wird vom Bayernliga-Absteiger SV Anzing wechseln () - er war in der abgelaufenen Saison immerhin Siebter der Torschützenliste.

Die Relegation spielen auch die Akteure, die den TuS verlassen werden. "Eine Selbstverständlichkeit", wie Wild anfügt, sowie ein nicht unerheblicher Faktor, wenngleich Kolodziejs Schulter lädiert ist.

Der Trainer hatte stets betont, dass er die Süd-Gruppe stärker einschätzt als die anderen, den Beweis kann seine Mannschaft in Sachsen-Anhalt nun antreten. Ein Unterfangen, für das ein einigermaßen vollständiger Kader keinesfalls hinderlich wäre. Wild hat Köthen und Beckdorf zwar eingehend auf Videos studiert, er und seine Mannschaft treffen dennoch auf weitgehend unbekannte Gegner. Beckdorf jedenfalls, so viel ist bekannt, hat einen routinierten Kader, der weit unter den Erwartungen geblieben ist: "Die wollten sich im oberen Drittel platzieren", sagt Wild. "Die Mannschaft ist gespickt mit ehemaligen Zweitligaspielern", weshalb er sie doch als klaren Favoriten ansehe. Doch am Gegner will man sich beim TuS ohnehin nicht unbedingt ausrichten, vielmehr gelte es, die eigenen Stärken in die Vergleiche einzubringen. Wie ernst der TuS diesen letzten Strohhalm nimmt, beweist auch die Tatsache, dass die Brucker Mannschaft bereits am Freitagnachmittag angereist ist, um ausgeruht die letzten Aufgaben einer langen Saison angehen zu können.

Wenn es nicht klappen sollte? Dann werde sich auch nicht so viel ändern, sagt Martin Wild, der das Vorbereitungsprogramm für die kommende Saison schon ausgegeben hat. Die Vorbereitung startet bereits Ende Juni, das Programm steht. Egal für welche Liga.

© SZ vom 30.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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