Handball 3. Liga:Im falschen Hemd

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Abwehrspezialist Andreas Krauß ersetzt den verletzten Maximilian Lentner, Fürstenfeldbruck macht so beim Sieg gegen Neuhausen aus der Not eine Tugend

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Wo Maximilian Lentner drauf steht, muss nicht Maximilian Lentner drin sein. Im Trikot mit der Rückennummer 39 steckte diesmal der Körper von Andreas Krauß. Für den 28-jährigen Handballer gibt es kein eigenes Oberhemd mehr beim TuS Fürstenfeldbruck. Krauß hatte zuletzt beruflich viel um die Ohren und das Handballspielen zur Nebensache erklärt. Er arbeitet bei der Bayerischen Landesbank und hat nebenbei in Frankfurt den Studiengang Finance absolviert. Gerade schreibt er an seiner Masterarbeit, und weil er deswegen wieder zurück ist im Brucker Landkreis, hat er sich auch bei TuS-Trainer Martin Wild gemeldet. Der kann den Abwehrspezialisten gut gebrauchen, zumal die Verteidigung derzeit "unsere Problemstelle" ist, wie Wild diagnostiziert. Nur eine einzige Mannschaft in der Dritten Liga Süd hat bislang mehr Gegentore eingefangen als der TuS, im Angriff klappt es besser: Da sind die Brucker zweitbestes Team.

Zum zweiten Mal nach dem jüngsten Auswärtsspiel in Köndringen war Krauß am Samstagabend dabei, es sollte sich lohnen: Die Brucker besiegten den TSV Neuhausen/Filder mit 35:30 Toren, und weil es sich bei den Gästen um einen unmittelbaren Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt handelte, war der dritte Heimsieg in Serie doppelt wichtig. Mit neun Punkten stehen die Brucker nun, da 13 von 30 Saisonspielen absolviert sind, einen Punkt und einen Rang vor den drei Abstiegsplätzen. Am Ende würde das reichen. Es wäre das erste Mal, dass es dem Verein gelänge, mehr als jeweils eine Spielzeit in der dritthöchsten deutschen Liga zu verbringen. 2006 und 2010 musste das Team gleich wieder absteigen.

Im richtigen Hemd: Marcus Hoffmann war mit acht Treffern als zweitbester Torschütze wesentlich am Fürstenfeldbrucker 35:30-Sieg beteiligt. (Foto: Lukas Barth)

Am Samstag entwickelte sich vor 520 Zuschauern in der heimischen Wittelsbacher Halle ein über weite Strecken umkämpftes Spiel zweier Mannschaften, die jeden Punkt benötigen. Die Gastgeber gingen beim 4:3 erstmals in Führung (11.) und gaben diese nur beim 7:8 noch einmal her (17.). Neuhausen blieb den Bruckern zwar auch nach deren 16:13-Pausenführung auf den Fersen, beim Stand von 23:18 (42.) aber war erstmals ein Fünf-Tore-Vorsprung erreicht, der auch bis zum Ende hielt. Vor allem Andreas Knorr auf der linken und Marcus Hoffmann auf der rechten Außenbahn erwiesen sich mit neun und acht Toren an diesem Abend als sichere Schützen. Zwischenzeitlich wehrte Robert Vuskovic zwei Siebenmeter ab. Er war dazu eigens für Stammkeeper Dubravko Grgic ins Tor gekommen, besser gesagt: geschlichen. Vuskovic wird zu Weihnachten mit dem Handballspielen aufhören, die Arthrose in der Hüfte lässt den Sport nicht mehr zu. Vuskovic war 2006 zum TuS gekommen und zwischenzeitlich fünf Jahre im Ausland. Zu Saisonbeginn hatte ihn Trainer Wild zum Comeback überredet. Dass er gesundheitlich nicht durchhalten würde, "hat sich schon seit der Vorbereitung abgezeichnet", sagt der 35-Jährige. Die Entscheidung, Schluss zu machen, fällt ihm schwer: "Während der Saison hört man eigentlich nicht auf." Doch für Ersatz ist gesorgt, nach der Weihnachtspause wird ihn Lucas Kröger ersetzen, der zuletzt ein Auslandssemester eingelegt hatte.

Nicht mehr zum Einsatz kommen wird in dieser Saison auch Maximilian Lentner, der mit Krücken am Spielfeldrand stand. Der groß gewachsene Rückraumspieler hat trotz seiner erst 22 Jahre ebenfalls Probleme in der Hüfte und muss mindestens ein halbes Jahr Pause einplanen. Sein Trikot wird er deshalb bis auf Weiteres an Andreas Krauß verleihen können. Der Fachmann für Verteidigungsaufgaben muss eigenen Aussagen zufolge "noch an der Fitness arbeiten". Und an seinem Angriffsspiel. In der 49. Minute fischte Krauß den Ball eindrucksvoll in der eigenen Hälfte heraus, schaltete in den Angriffsmodus um, lief allein auf das Gästetor zu - und scheiterte. Es ist ein offenes Geheimnis, dass er, der in den vergangenen Jahren kaum im Angriff eingesetzt wurde, vor dem Tor, na ja, Schwächen zeigt. Doch er wagte den Versuch, auch "weil ich noch nie ein Spiel verloren habe, wenn ich ein Tor gemacht habe", wie er hinterher schmunzelnd feststellte. Diesmal hat es auch so gereicht.

© SZ vom 02.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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