Handball:Keine große Sache

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Am Samstag wird Louis Oberosler bei den Allacher Bundesliga-A-Junioren im Tor stehen, nicht beim Zweitligisten TuS Fürstenfeldbruck (hier im Spiel gegen Großwallstadt). (Foto: Günther Reger)

Zweitligist TuS Fürstenfeldbruck muss dem anstrengenden Weihnachtsprogramm Tribut zollen und verliert nach zwei Siegen nun zu Hause gegen den TV Großwallstadt.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Louis Oberosler steht gerade mal eine Minute im Tor, da gelingt ihm seine erste Parade und der Ball fliegt aus der Gefahrenzone. Oberosler ballt beide Fäuste vor seinem Körper, reißt den Mund weit auf wie ein brüllender Löwe und blickt mit entschlossen-kämpferischem Gesichtsausdruck hinüber zu den Teamkollegen auf der Ersatzbank, die seinen Jubel erwidern. Martin Wild, sein Trainer, signalisiert ihm Beifall klatschend: Weiter so!

Acht Paraden listet die Statistik schließlich für den jungen Handballtorwart an diesem Samstagabend auf. Das Zweitligapunktspiel des TuS Fürstenfeldbruck, für den Oberosler 42 Minuten zwischen den Pfosten stand, gegen den TV Großwallstadt geht dennoch deutlich mit 31:40 (14:17) Toren verloren. Das macht es auch ein bisschen tragisch, dass die Brucker sich 40 Gegentore einfangen, obwohl ihr Keeper seine Sache so gut gemacht hat.

Nachwuchsmann Oberosler, im September 18 Jahre alt geworden, gehört noch zum A-Jugend-Bundesliga-Team des TSV Allach und per Doppelspielrecht zusammen mit seinen gleichaltrigen Allacher Mannschaftskollegen Stefan Seitz und Cedric Riesner bereits jetzt zum Brucker Zweitligateam. Linkshänder Seitz ist auf der rechten Seite im Brucker Spiel schon beinahe eine etablierte Kraft, Cedric Riesner darf sich diesmal in den letzten zwanzig Minuten in der Abwehr verdingen und für seine im Wortsinne zupackende Art ebenfalls Lorbeeren verdienen.

Trainer Martin Wild spricht von einem Mammutprogramm über die Weihnachtstage

Dass in der ersten Partie, die je eine Brucker Handballmannschaft an einem Weihnachtsfeiertag bestreiten musste, am Ende nichts zu holen ist, dürfte auch dem "Mammutprogramm der letzten Wochen" geschuldet sein, wie Martin Wild es nennt. Was er aber keinesfalls als Ausrede gedeutet haben möchte. Dreimal binnen acht Tagen mussten Fürstenfeldbrucks Handballer zuletzt zu einem Punktspiel antreten und nahmen dabei immerhin zwei Siege mit, gegen Konstanz eine Woche zuvor und beim EHV Aue am Tag vor Heiligabend. 27:26 gewannen sie im Erzgebirge und landeten dabei ihren ersten Auswärtssieg der Saison.

Das Sportjahr freilich ist noch immer nicht zu Ende, am kommenden Mittwoch steht noch die Partie beim TV Hüttenberg an, dann macht die zweite Bundesliga wegen der Weltmeisterschaft in Ägypten vier Wochen Pause.

"Wir waren einen Schritt langsamer", befand Trainer Martin Wild (im Gespräch mit den Spielern bei einer Auszeit) nach der Niederlage. (Foto: Günther Reger)

Zeit zum Durchschnaufen steht dann für die Brucker Panther nur bedingt an, die bekanntlich auch noch ein Berufs- oder Studentenleben neben dem Handball bewältigen müssen und im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten keine Profis sind. Zudem werden wohl auch die beiden ausgefallenen Spiele gegen Bietigheim und Rimpar Ende Januar nachgeholt. Gegen Großwallstadt fiel Trainer Wild auf, dass "wir einen Schritt langsamer waren".

Die Partie nimmt insbesondere nach der Pause fulminant Fahrt auf, nach nur sieben Minuten sind schon zwölf weitere Tore gefallen und die Großwallstädter 17:14-Pausenführung weiter ausgebaut. Das Spiel geht hin und her, doch die Gastgeber, die nur beim 3:2 (5.) und 4:3 (7.) geführt haben, können den Rückstand nicht mehr verringern. Auch weil das Brucker Spiel am Samstag nicht wie am Schnürchen laufen will, sich Abspielfehler häufen und die gewohnheitsmäßig offensiv formierte Brucker Abwehr die TVG-Angreifer nicht immer rechtzeitig bremsen kann. Deshalb reicht auch die passable Zahl von 31 eigenen Toren - die zweitbeste Ausbeute bislang in einem Zweitligaspiel - nicht aus.

Ende der Bescheidenheit: Ein Punktspiel gegen den großen TV Großwallstadt ist nicht mehr außergewöhnlich

Vor fünf Jahren waren beide Mannschaften schon einmal in einem Punktspiel aufeinandergetroffen, damals noch in der dritten Liga. Die Fürstenfeldbrucker hatten ihr Heimspiel seinerzeit 29:27 gewonnen und Trainer Martin Wild im Vorfeld darüber sinniert, dass keiner je daran geglaubt hätte, dass der TV Großwallstadt als einer der ganz großen Namen im deutschen Handball überhaupt einmal zu einem Punktspiel in Fürstenfeldbruck antreten würde.

Nun, vor einem Duell in der zweiten Bundesliga, ist solcherart Bescheidenheit auch aus Brucker Sicht nicht mehr notwendig. Großwallstadt spielte bis dato eine durchwachsene Saison, hatte vor dem Sieg vom Samstag zuletzt zwei Unentschieden und zwei Niederlagen zu Buche stehen und bislang nicht öfter als die Panther gewonnen, allerdings zwei Spiele mehr absolviert.

Entsprechend froh ist deshalb TVG-Trainer Ralf Bader mit dem "extrem diszipliniert umgesetzten" Auftritt der Seinen, der sich in der zweiten Halbzeit immer mehr verfestigt. Jugendnationalspieler Pierre Busch macht aus elf Versuchen elf Tore und Torhüter Jan-Steffen Redwitz erweist sich als sicherer Rückhalt. Eines freilich hat ihm Louis Oberosler im TuS-Trikot voraus: Der 18-jährige Youngster vereitelt nicht nur Torchancen, sondern macht auch selbst ein Tor, als er den Ball übers gesamte Spielfeld in den leeren Großwallstädter Kasten schickt (47.). Dasselbe Kunststück gelingt auch noch Cedric Riesner, und so haben die beiden Nachwuchstalente allen Grund, mit sich und der Welt zufrieden zu sein. Erschöpft sitzen sie nach der Partie am Spielfeldrand und lauschen den Trainerstatements. Martin Wild hat für beide nur Lob parat.

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