Handball-Drittligastart:Feinschliff für die Panther

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Fürstenfeldbrucks Handballer starten bescheiden in dritte Liga

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Kröger hing am Haken, Leindl auch. Ein paar ihrer neuen Trikots, die die Namen jedes einzelnen Protagonisten auf dem Rücken tragen, hatten Fürstenfeldbrucks Handballer eigens zur Vorstellung ihres neuen Teams mitgebracht in ein Modehaus in der Stadt. Alexander Raff, der neue Teammanager, zeigte auf die verschiedenen Sponsorenlogos, die auf den Sporthemden aufgedruckt sind, und auf die - weiterhin werbefreie - Brust. Die ist normalerweise jenem Gönner vorbehalten, der das meiste Geld gibt. Doch seit sich die Germeringer Firma Docuware nach nur einem Jahr überraschend wieder zurückgezogen hat, fehlt dem TuS ein Hauptsponsor. Der Etat für eine weitere Spielzeit in der dritten Liga ist dennoch kaum niedriger als jene 90 000 Euro vom Vorjahr, weil andere ein wenig mehr geben als bisher. Dennoch: "Das wird schwierig, weil wir finanziell mit komplett anderen Mitteln arbeiten als der Rest der Liga", weiß Alexander Raff, der das Amt des Managers jetzt von seinem Vater Erich übernommen hat.

Die Geschichte mit den kargen Finanzen kann Jahr für Jahr aufs Neue erzählt werden. Nie waren die TuS-Handballer auf Rosen gebettet, ganz besonders spüren sie das in einer semiprofessionell geführten Spielklasse wie der dritten Liga. Der HC Elbflorenz zum Beispiel, Handballklub aus Dresden und in der neuen Saison Ligakonkurrent des TuS, soll dem Vernehmen nach über 1,5 Millionen Euro verfügen. Die Brucker haben nicht einmal ein Zehntel davon. Dennoch versucht der Verein, die dritte Liga erneut zu stemmen. Erstmals nach den Aufstiegen 2006, 2010 und 2014 hat man es diesmal geschafft, in der dritthöchsten Spielklasse zu verbleiben - über eine Relegation, die aber erst Tage nach dem Turniersieg Gewissheit verschaffte über den Klassenerhalt. Anfang Juni war es da schon geworden, die Zeit fehlte dann in der Vorbereitung.

Weiter an Bord des TuS Fürstenfeldbruck: Der wuchtige Rückraumspieler Sebastian Meinzer. (Foto: Johannes Simon)

"Die Mannschaft ist noch nicht auf dem Niveau von letzter Saison", stellt Trainer Martin Wild, der gerade seine B-Lizenz als Lehrgangsbester erworben hat, deshalb fest. Er wolle nicht zu sehr auf die Euphoriebremse treten, fährt er fort, aber man dürfe nicht vergessen, dass er von der zumeist als Anfangsformation gestarteten Sieben im Vorjahr sechs Spieler ersetzen müsse. Neu hinzugekommen sind Tizian Maier (früher eigene Jugend, zuletzt TSV Friedberg), Philipp Ball (SV Anzing), Sebastian Scovenna (S.A.G. Villa Ballester/Argentinien), Vitus Batzer (früher eigene Jugend, zuletzt TSV Allach) und der junge Unterhachinger Nachwuchstorhüter Fabian Allmendinger (zuletzt SC Unterpfaffenhofen-Germering). Die beiden anderen Torhüter sind Lucas Kröger und Michael Luderschmid, der erst im Frühjahr aus Friedberg gekommen war und nun weitermacht, weil Dubravko Grgic, im Vorjahr Torwart Nummer eins, wochenlang nicht mehr gesehen wurde und keine Botschaft hinterlassen hatte, ob er seine Karriere fortzusetzen gedenkt. Zum Team gehören außerdem die Rückraumspieler Christian Haller, Sebastian Meinzer, Korbinian Lex und Frederik Hartz, die Kreisläufer Julian Prause und Tobias Prestele, auf der rechten Seite Gianni Huber und der erst 17 Jahre alte Alexander Leindl. Wieder dabei nach seiner Verletzung ist Rechtsaußen Marcus Hoffmann, der lange ausgefallene Rückraumspieler Maximilian Lentner beginnt wieder zu trainieren. Nur Linksaußen Andreas Knorr fällt länger aus. Im viertägigen Trainingslager in Meran gab es jetzt noch ein bisschen Feinschliff und die Erkenntnis, "dass wir, wenn wir unsere Leistung bringen, konkurrenzfähig sind", findet Manager Raff.

Für die neue Saison, die an diesem Samstag mit einem Auswärtsspiel beim TV Gelnhausen beginnt, wurde der TuS Fürstenfeldbruck in die Ost-Staffel eingeteilt. Fast 12 000 Kilometer müssen seine Handballer von September bis Mai durch Bayern, Hessen, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt reisen - 2500 Kilometer mehr als in der Vorjahressaison der Staffel Süd und fast doppelt so viele wie der Durchschnitt aller Drittligisten. Das liegt freilich auch daran, dass sie als einziger südbayerischer Drittligist keine Gegner im näheren Umkreis haben. Die nächstgelegenen sind nach dem Abstieg Friedbergs die nordbayerischen Konkurrenten Rödelsee und Auerbach.

Respektvoll zum Drittliga-Start: TuS-Trainer Martin Wild. (Foto: Günther Reger)

In die neue Saison transportieren wollen sie die Handballbegeisterung, die sie im Vorjahr mit einem Zuschauerschnitt von 700 und manchem Auftritt in der heimischen Wittelsbacher Halle vor mehr als 1000 Fans ausgelöst haben. Schon das erste Heimspiel am 5. September wird laut Trainer Wild "das Highlight schlechthin" werden: die Partie gegen den TV Großwallstadt, den langjährigen Bundesligisten und siebenmaligen deutschen Meister (zuletzt 1990), der sich zuletzt in der zweiten Liga verdingte und nach der Insolvenz in Liga drei gestrandet ist. "Dass der TV Großwallstadt mal zu einem Punktspiel bei den Brucker Panthern antreten wird, hätte sich keiner gedacht", sagt Wild mit ebenso viel Ehrfurcht wie Vorfreude in der Stimme. Dass die Konkurrenten in der Ost-Staffel diesmal erneut schwächer einzuschätzen sind als jene im Süden, glaubt Wild angesichts der Zweitligaabsteiger Großwallstadt, Baunatal und Hüttenberg nicht. Der Klassenerhalt wird für die Brucker wieder das Ziel sein, Tabellenzwölfter müssen sie dafür am Ende der Saison werden.

© SZ vom 29.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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