Handball-Bayernliga:Wildkatzen mit Biss

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Frauenteam der HSG Würm/Mitte überrascht als Bayernliganeuling

Von Stefan Galler, Gräfelfing/Planegg

Exakt 30 Jahre ist es her, dass sich die Handballvereine aus dem Würmtal zusammengetan haben: Der TSV Gräfelfing, der TV Planegg-Krailling und die DJK Würmtal wollten damals bessere Bedingungen schaffen, um einerseits höherklassige Teams im Junioren-, aber auch im Seniorenbereich zu etablieren. Und andererseits auch den Breitensport zu fördern - so steht es in der Präambel der HSG Würm/Mitte, dieses 1986 aus der Taufe gehobenen Handball-Konstrukts.

Zwei Drittel dieser Maßgaben konnten recht problemlos erfüllt werden, als Breitensportverein bietet die HSG Hunderten Kindern, aber auch Erwachsenen eine sportliche Heimat. Seit vielen Jahren spielen zudem die älteren weiblichen Jugendjahrgänge in den höchsten Spielklassen. Das Problem sei jedoch stets gewesen, sagt Claus Lohmann, der aktuelle Trainer der Frauenmannschaft, "dass die Mädels nach der Jugend immer zu höherklassigen Klubs gewechselt sind". Genau daran hat der Klub unter seiner Regie in den vergangenen Jahren gearbeitet: "Wir wollten allen talentierten Handballerinnen, die nicht gerade in die beiden Bundesligen streben, eine Perspektive bieten", erklärt Lohmann. Junge Talente wurden ins Team integriert, Lohmann ließ attraktiven Tempohandball einüben - nun zeitigt das deutlich leistungsorientiertere Konzept erste Ergebnisse: Im vergangenen Jahr war die erste Frauenmannschaft souveräner Landesligameister, ein Weg, der sich auch aktuell fortsetzt: Nach acht Bayernligaspieltagen liegen die "Würmtaler Wildkatzen", wie sie sich nennen, als einziges ungeschlagenes Team punktgleich mit Tabellenführer Herzogenaurach (je 13:3 Zähler) auf Rang zwei.

Das habe auch viel mit Glück zu tun, gibt Martin Brenzel zu, der Sportliche Leiter unterstützt Lohmann auch als Co-Trainer: "Wir hatten viele Heimspiele, waren immer vollzählig. Klar sind wir als Aufsteiger das Überraschungsteam, aber ob das so bleibt, wird man sehen." Lohmann sieht es ähnlich: "Der Spielplan ist uns auch entgegengekommen, aber das muss man natürlich auch erst einmal nutzen. Wir sind jedenfalls definitiv kein Aufstiegskandidat", sagt der 54-Jährige. Zumindest noch nicht, denn mittelfristig könne er sich sehr wohl vorstellen mit den "Wildkatzen" die dritte Liga anzugreifen: "Wir haben im Würmtal auch wirtschaftlich keine schlechten Voraussetzungen, allerdings müssen wir uns natürlich schon finanziell anders aufstellen und auch anders verstärken."

Claus Lohmann weiß wovon er spricht, er trainierte früher den heutigen Drittligisten HCD Gröbenzell, den er von der Landesliga in die oberen Sphären der Bayernliga führte. Von 2010 ab war er dann beim TSV Ismaning und wurde mit den "Isis" im Herbst 2012 als Bayernligavizemeister in die dritthöchste Spielklasse geschwemmt, weil der eigentlich aufstiegsberechtigte HSV Bergtheim verzichtete. "Wir waren damals komplett unvorbereitet, ich wollte es eigentlich auch gar nicht", sagt der Coach heute rückblickend. Nicht einmal einen Monat nach dem Saisonstart warf Lohmann damals das Handtuch, für ihn eine Erfahrung, die er ins Würmtal mitgenommen hat. So etwas werde ihm nicht mehr passieren, sagt er.

Und so bastelt der Kriminalbeamte weiterhin an seiner Mannschaft, die er nach dem Aufstieg nur punktuell verstärkt hat: Verena Gangnus konnte vom TSV Herrsching zu ihrem Heimatverein zurückgeholt werden, die beiden groß gewachsenen Rückraumspielerinnen Anna Didion und Miriam Wilke kamen vom Bayernligaabsteiger TSV Allach. Das Trio hat sich gut eingegliedert ins Kollektiv, das vor allem von zwei Führungsspielerinnen geleitet wird. Kreisläuferin Jenny Oertel kam 2015 vom Drittligisten Gröbenzell und war davor unter anderem in Ismaning, Nürnberg und Bayreuth unter Vertrag; Rückraumschützin Vera Laipple spielte früher ebenfalls in Ismaning, beide bringen viel Routine mit. Und dann ist da noch Torjägerin Alexandra Müller, 21, die mit Ismaning 2013/14 sogar schon Junioren-Bundesligaluft geschnuppert hat.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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