Handball:Aufsteiger-Malus

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Für Fürstenfeldbrucks Kreisläufer Cedric Riesner (hier beim Wurf im Spiel gegen Nettelstedt) ist die Saison beendet. Dem 19-Jährigen riss in der Partie gegen den ASV Hamm-Westfalen ein Kreuz- und ein Innenband. (Foto: pmk/imago images)

Zweitligist TuS Fürstenfeldbruck unterliegt dem ASV Hamm-Westfalen durch einen umstrittenen Siebenmeter in letzter Sekunde und verliert Kreisläufer Cedric Riesner mit Kreuzbandriss. Zeit für Frust bleibt wenig, am Samstag geht es nach Eisenach.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Knapp 25 Minuten waren gespielt, als Martin Wild auf das Spielfeld eilte. Cedric Riesner war zu Boden gesunken, ein gegnerischer Spieler war ihm ins Knie gefallen. Das passiert in einem Spiel hundert Mal, Wild wusste sofort, dieses Mal wird es Folgen haben. Die Befürchtungen des Trainers bestätigten sich am folgenden Tag, Riesner wird mit einem Kreuzband- und Innenbandriss für den Rest der Saison ausfallen. Somit fand der ohnehin gebrauchte Mittwochabend mit der mindestens unglücklichen 28:29-Niederlage beim ASV Hamm-Westfalen für die Handballer des TuS Fürstenfeldbruck am folgenden Tag die passende Pointe.

Der Gegner sagt, ein Unentschieden wäre gerecht gewesen. Trainer Wild kann es bald nicht mehr hören

Wild war da schon wieder einigermaßen gefasst. Einmal mehr hatte sich seine gebeutelte Mannschaft Lob und die Anerkennung der Konkurrenz verdient, am Tabellenstand aber hat sich nichts geändert. Der TuS bleibt mit 8:28 Punkten Schlusslicht, "abgehängt sind wir aber noch nicht", sagt Wild. Zum ersten Nichtabstiegsplatz fehlen nur drei Punkte. Die Spiele werden indes nicht einfacher, die Situation nicht besser.

An Riesner lässt sich die Malaise trefflich erklären: Der Kreisläufer, der kürzlich 19 Jahre alt geworden ist und dem Kooperationsprojekt mit den Bundesliga-Junioren des TSV Allach entstammt, hatte sich gerade einen Startplatz im Zweitligakader erkämpft. Riesner ist Allrounder, in Hamm war er auf Linksaußen aufgelaufen. In den verletzten Felix Kerst und Tim Kaulitz fehlen die etatmäßigen Linksaußen seit Wochen. Die Rückraumspieler Max Horner und Johannes Stumpf spielten angeschlagen, Wild konnte ihnen nur sehr dosiert Einsatzzeiten zumuten. Trotz allem brachten die Brucker Hamm in Bedrängnis, es war ein offenes Spiel mit ständig wechselnder Führung. Der einmal mehr famose Spielmacher Falk Kolodziej (5 Tore), der abgezockt aufspielende Stephan Seitz (6), der wie Riesner gerade 19 geworden ist und mit Zweitspielrecht für Allachs A-Junioren spielt, und vor allem Rückraumschütze Yannick Engelmann, der zehn Tore warf und auch mit äußerst ruppigen Aktionen der ohnehin robusten Hammer Abwehr nicht zu stoppen war, taten sich aus einem unermüdlich kämpfenden Kollektiv hervor. Als die Schlusssirene ertönte, leuchtete ein leistungsgerechtes 28:28-Remis von der Anzeigetafel. Allerdings hatten die Unparteiischen Sekunden vorher auf Siebenmeter gegen den TuS entschieden.

Der TuS kassiert den entscheidenden Siebenmeter - den man nicht hätte geben müssen - nach der Schlusssirene

Eine jener Entscheidungen, die man streng regelkonform so fällen kann - aber nicht muss. Derlei Pfiffe sind in den Partien der Panther oft zu hören, es gibt in jedem Spiel 50:50-Entscheidungen, auffallend oft zu Ungunsten des Außenseiters. Dem TuS eilt der Ruf der tapferen, aber chancenlosen Amateurtruppe im Reigen der Profiklubs voraus, mittlerweile hat sie dieser Aufsteiger-Malus einige Punkte gekostet. Es war die sechste Niederlage mit nur einem Tor, mit der Entscheidung kurz vor dem Ende. Das 28:29 in Hamm war besonders bitter, zumal der Gegner selbst ein Remis als gerechter empfunden hätte.

All das nützt dem TuS herzlich wenig, entsprechend geknickt schlichen die Panther vom Feld. Nach dem Spiel ging es sofort mit dem Bus nach Hause, Ankunft in München war am nächsten Morgen, von wo aus sich das Gros der Spieler direkt an den Arbeitsplatz begab. Wild gab trainingsfrei, dennoch waren am nächsten Abend fast alle zum freiwilligen Krafttraining in der Halle. "Es ist einfach bewundernswert, mit welcher Moral die Jungs die Anstrengungen und Rückschläge wegstecken und motiviert weitermachen."

Eisenach hat Nachverpflichtungen aus der ersten Liga, der TuS reaktiviert zwei Spieler

Das wird auch am Samstag so sein, wenn das Auswärtsspiel in Eisenach ansteht. Gegen die Thüringer hatten die Panther im ersten Spiel beim 26:36 Lehrgeld bezahlt. Aber der TuS hat sich entwickelt, Wild ist optimistisch, trotz allem. Eisenach hat in Torhüter Thomas Eichberger und Daniel Dicker zwei österreichische WM-Fahrer im Kader, und auf Verletzungen kürzlich mit den Nachverpflichtungen der Erstligaspieler Jannis Schneibel (Rhein-Neckar Löwen) und Daniel Hideg (Eulen Ludwigshafen) reagiert. Wild überlegt, für die Reise nach Thüringen Johannes Luderschmid und Christian Haller zu reaktivieren. Beide haben ihre Karrieren eigentlich beendet.

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