Handball 3. Liga:Fürstenfeldbrucker Schweigefahrt

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"Wir waren wirklich gut vorbereitet": Martin Wild suchte nach Erklärungen für die Niederlage, fand aber keine. Der Trainer bleibt kämpferisch. (Foto: Johannes Simon)

TuS steht nach 28:29-Auswärtsniederlage auf einem Abstiegsplatz

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

50 Menschen bietet ein moderner Reisebus im Durchschnitt Platz, Ausflüge in derart komfortablen Gefährten - etwa zu Sportveranstaltungen - sind in der Regel eine lustige Sache. Aus eben solchen Gründen hatte sich am vergangenen Samstag eine Reisegruppe aus Fürstenfeldbruck nach Neuhausen auf den Fildern aufgemacht, eine 12 000-Seelen-Gemeinde südlich von Stuttgart im Landkreis Esslingen. Zum Spiel der dort ansässigen Drittliga-Handballer gegen den TuS Fürstenfeldbruck, einer für die Gäste eminent wichtigen Angelegenheit. Denn die Brucker hatten sich in der Vorwoche das Privileg zurückgeholt, den Klassenerhalt wieder selbst bestimmen zu können, mit einem fabelhaften 32:28-Heimsieg gegen Köndringen/Teningen. Damit dies auch noch zwei Spieltage vor Saisonende so bleibt, war ein Erfolg in Neuhausen unabdingbar.

Als Martin Wild am späten Samstagabend sein Mobiltelefon zur Hand nahm, um über das gerade Geschehene zu berichten, war er sehr gut zu vernehmen. Zu gut. In dem Bus, aus dem Wild telefonierte, war es still wie in einer Gruft. Und so muss sich die Reisegruppe wohl auch gefühlt haben, denn die Brucker Handballer hatten diese überlebenswichtige Partie in Baden-Württemberg gerade mit 28:29 Toren verloren.

Wild ist im Normalfall ein eloquenter Plauderer, dem nach Spielen schon mal die Worte aus dem Mund purzeln. Jetzt aber musste er um jede Silbe ringen, das Spiel hatte ihm zugesetzt. "Der Gegner war nicht einmal besonders gut", befand der Brucker Trainer, was nicht sonderlich verwunderte, denn Neuhausen steht als Absteiger bereits fest. Dann sagte er aber den entscheidenden Satz: "Wir waren nicht gut heute, in den ersten 20 Minuten richtig schlecht." Damit steht der TuS als Tabellen-14. wieder auf einem Abstiegsplatz.

2:1 führte der Gast, um dann völlig auseinanderzufallen. Nach 15 Minuten hatte Martin Wild bereits zweimal versucht, die Seinen mit einer Auszeit wachzurütteln. Es half alles nichts, "wir haben in der Abwehr überhaupt keinen Zugriff bekommen". In "unserer normalen, offensiven Verteidigung", wie Wild anmerkte, die den TuS durch ihre zupackende, aggressive Arbeitsweise normalerweise auszeichnet. Nicht an diesem Abend: Nach 20 Minuten führte Neuhausen 11:3. Wild stellte um, auf eine wenig geliebte, defensive 6:0-Variante, fortan war es "ein Kampfspiel". In puncto Einsatz ist seiner Mannschaft ohnehin nie ein Vorwurf zu machen, das Team habe einmal mehr "alles reingehauen", so Wild. Zunächst mit Erfolg, zur Pause war der TuS auf 10:13 herangekommen, lieferte sich im zweiten Durchgang einen offenen Schlagabtausch mit dem Gegner. Und tatsächlich, trotz einer an diesem Abend "miserablen Chancenverwertung", wie der Trainer meinte, schaffte der TuS den 28:28-Ausgleich. "Volles Risiko" habe man dann gehen müssen, erklärte Wild, denn nur ein Sieg hätte weitergeholfen.

Die Brucker balgen sich mit dem TSV Rödelsee um den viertletzten Platz, der als Letzter den Klassenerhalt sichert, Neuhausen und der abgeschlagene TSV Friedberg stehen als Absteiger fest. Nach einem 33:28-Erfolg gegen Kornwestheim hat Rödelsee aber den TuS wieder überholt, vor allem die beiden slowenischen Legionäre Ivancic und Hribar auf Seiten der Unterfranken, beide ehemals international beschäftigt, haben mit zusammen 18 Treffern ganze Arbeit geleistet.

Der TuS jedenfalls kassierte mit der Schlusssirene den entscheidenden Treffer, die Chancen auf den Verbleib in der dritten Liga sind signifikant gesunken. Bisher, so sagte der Trainer noch, sei sein junges Team so gut mit derlei Drucksituationen umgegangen. Warum nicht am Samstag? "Ehrlich, ich habe keine Antwort."

Zu den verbleibenden beiden Partien freilich fand Wild noch Worte: "Wir geben nicht auf", Rödelsee ist nun zwar zwei Punkte besser, erwartet aber im kommenden Spiel Tabellenführer Leutershausen. Der TuS hat den besseren direkten Vergleich, zwei Siege sind Pflicht. Es wird schwer, und die Brucker haben es nicht mehr selbst in der Hand. Das merkte Wild noch an. Dann war Stille.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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