Handball 3. Liga:Fatale Rhythmusstörungen

Lesezeit: 2 min

"Es ärgert mich, dass wir so einfache Fehler machen": HSG-Trainer Claus Lohmann sah nach gutem Beginn zu viele verpasste Gelegenheiten seiner Mannschaft. (Foto: Claus Schunk)

Die HSG Würm-Mitte startet gegen Freiburg konzentriert, ist gegen den Tabellenführer letztlich aber chancenlos.

Von Nico Horn, Gräfelfing

Wer am Samstagabend ein Symbol für das Spiel der HSG Würm-Mitte suchte, konnte es in der ersten Reihe des Wildkatzen-Fanblocks finden. Dort schlugen zwei junge Kinder energisch auf ihre Trommeln, um den HSG-Handballerinnen im Spiel gegen den Tabellenführer aus Freiburg den Takt vorzugeben. Sie trommelten mit so viel Verve, dass man fürchten musste, das Fell der Instrumente könnte jeden Moment platzen. Bisweilen übertrug sich diese Energie auf die Platte. Doch während den trommelnden Jungs die kleineren Rythmusstörungen maximal als Schönheitsfehler auszulegen waren, kam die HSG einige Male zu oft aus dem Takt.

Die Folge: Trotz einer kämpferisch tadellosen Leistung verlor der Tabellenvorletzte letztlich deutlich mit 22:35. Mit einem Sieg gegen den Primus hatte Trainer Claus Lohmann freilich schon vorab nicht gerechnet: "Freiburg wirkt oft gar nicht so stark, aber sie sind es wirklich." Lohmann beobachtete unter anderem ein "starkes Zusammenspiel" der Gäste. Zudem sei Freiburg eine Mannschaft, die wenig Fehler mache - ganz im Gegensatz zu seiner Mannschaft. "Es ärgert mich, dass wir so einfache Fehler machen." Vornehmlich deswegen musste Würm-Mitte am Ende über sich ergehen lassen, was Lohmann später als "Show" bezeichnete.

Dabei hatte die HSG wie schon vergangene Woche in Haunstetten den weitaus besseren Start erwischt. Gerade einmal 3:11 Minuten waren gespielt, als sich Freiburgs Coach Ralf Wiggenhauser gezwungen sah, die erste Auszeit zu nehmen. Ein klares Zeichen, dass Lohmanns Plan perfekt aufgegangen war. Am Kreis wurde konsequent gedoppelt, was die Gäste offensichtlich überraschte und zu Fehlern zwang. Doch Würm-Mitte nutzte die sich bietenden Chancen nicht. "Wir waren gut im Spiel. Aber wenn du nicht triffst, hilft dir das auf Dauer nichts", fasste Lohmann das Dilemma treffend zusammen. "In der Anfangsphase haben wir sicher fünf Tore liegen gelassen."

Die anfängliche 2:0-Führung war dann auch schnell verspielt. Im Anschluss an die Auszeit agierten die Freiburgerinnen konzentrierter. Belma Beba (2 Tore) und Vera Laipple (3), für gewöhnlich die Stützen des HSG-Angriffs, fanden nur langsam ins Spiel. Folglich reihte sich im Angriff Fehler an Fehler. "In der momentanen Phase ist das Gift für die Mannschaft", sagte Lohmann. Da auch die Abwehr zunehmend Probleme mit Nadine Czok bekam, der mit acht Treffern besten Schützin der Partie, stand zur Pause ein 10:15-Rückstand. Zum Ärger Lohmanns, der ja eigentlich einen ordentlichen Beginn seines Teams gesehen hatte: "Zur Halbzeit kann es auch unentschieden stehen."

Doch auch in der zweiten Hälfte kam Würm-Mitte nie mehr in Schlagdistanz. Da nützten auch die teilweise schön anzusehenden Szenen der HSG-Topscorerin Isabell Toth (5) nichts. Auf jeden gelungenen Spielzug folgte mindestens eine unglückliche Aktion. Wenn mal kein Abspielfehler zu einem frühzeitigen Ballverlust führte, scheiterte man an Pfosten oder Latte. Das HSG-Spiel unterliege momentan eben Murphys Gesetz, so Lohmann: "Was schief gehen kann, geht schief."

Nach 45 Minuten war das Spiel entschieden - 16:26. Die HSG versuchte es dennoch mit einer siebten Feldspielerin im Angriff, wofür die starke Torhüterin Patricia Contro auf die Bank ging. Doch der gewünschte Effekt in Überzahl blieb aus. Stattdessen kam selbst Gäste-Torfrau Zoe Ludwig zu einem Treffer, weil Contro nicht rechtzeitig in ihr Gehäuse zurückkehrte. Die vielen Gegentore zum Schluss, die Lohmann "schon ein bisschen ärgerten", waren somit zumindest zu einem Teil selbst verschuldet.

Letztendlich wird sich der Ligaverbleib der HSG sowieso in anderen Spielen entscheiden. Fünf Punkte müssen auf den rettenden neunten Platz aufgeholt werden. Blöd nur, dass am kommenden Samstag gleich wieder ein Top-Team wartet: der Lokalrivale HCD Gröbenzell. Dieser hatte am Wochenende spielfrei, was Trainer Hendrik Pleines ermöglichte, seinen nächsten Gegner auszuspionieren. Lohmann grübelte indes, ob er etwas Positives aus der Niederlage fürs Derby mitnehmen könne. Viel wollte ihm nicht einfallen: "Mei, Gröbenzell wird schwer."

© SZ vom 28.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: