Hallenhockey-Bundesliga:Lektion in Bestrafung

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Plötzlich unbeschwert: Eine Halbzeit lang hält der Münchner SC (am Ball Michael Rostek) gegen die favorisierten Mannheimer mit. (Foto: Claus Schunk)

Münchner SC gelingt Aufholjagd gegen Mannheim, doch der Gegner nutzt jeden Fehler

Von Carolin Ranz, München

Die Enttäuschung nach Spielende gegen den Mannheimer HC war den Hockeyspielern des Münchner SC anzusehen. Kapitän Felix Greffenius saß fassungslos und verärgert in der Halle und musste von den Mitspielern aufgebaut werden. Ihm war der Fehler unterlaufen, der zum 4:6 und damit zur Vorentscheidung geführt hatte. "Wir haben nichts zu verlieren", hatte Greffenius vor dem Spiel gegen Mannheim noch gesagt. Die 5:7-Niederlage nach einer überlegenen zweiten Halbzeit wog dann aber doch schwer. Zu groß war die Möglichkeit auf ein Unentschieden gegen den Tabellenführer der Feldsaison.

Dass der MSC in den Schlussminuten beim Stand von 3:5 überhaupt den Torhüter gegen einen Feldspieler auswechselte und um ein Unentschieden kämpfte, hatte nach der ersten Halbzeit wohl keiner mehr gedacht. 0:4 stand es zur Pause, der Favorit spielte intensiv und bestrafte jeden noch so kleinen Fehler. Dem MSC fehlte oft genau diese Kaltschnäuzigkeit. "Die kleinen Schlüsselmomente haben wir halt nicht gewonnen", sagte MSC-Trainer Stefan Kermas nach der Partie. Nach dem Seitenwechsel allerdings spielten die Münchner risikobereiter, bekamen mehr Zug zum Tor. "In der zweiten Hälfte war der Druck weg und wir kamen auf Betriebstemperatur. Diese Lockerheit hat uns heute gut getan", erklärte Kermas die Leistungssteigerung. Die Pässe wurden präziser, die Torchancen besser. Der erste Treffer von Greffenius in der 35. Minute wirkte wie eine Erlösung für die Münchner. Zwar erhöhten die Mannheimer direkt darauf per Siebenmeter wieder auf 5:1, doch die Stürmer des MSC profitierten vom verbesserten Mannschaftsspiel. Fabian Humpfer (37. Minute), Alexander Inderthal (48.) und Nikolai Duda (54.) brachten ihr Team bis auf 4:5 heran. "Das sah nicht nur besser aus, das war auch besser. Nur eben leider zu spät", sagte Kermas.

Allerdings hatte sein Team diese Aufholjagd viel Kraft und Energie gekostet, die Spieler wirkten in den Schlussminuten müder als ihre Gegner. "In der entscheidenden Spielphase kommen dann halt zwei individuelle Fehler", erklärte Kermas. Zunächst ein Eins-gegen-eins-Duell, bei dem Greffenius den Ball vor dem leeren Tor an den Gegenspieler verlor - 4:6. Zwar machte er diesen Fehler kurz darauf mit einem verwandelten Siebenmeter wieder gut, doch folgte direkt ein Ballverlust im Spielaufbau, der zum endgültigen Siegtreffer der Mannheimer durch Tim Haase führte. "Das ist heute halt von Mannheim richtig schönes Bestrafungshockey gewesen", fasste es Kermas zusammen. Mit der Mannschaftsleistung in der zweiten Halbzeit war Kermas aber zufrieden. Einer Top-Mannschaft ebenbürtig zu sein, ist eine angenehme Erkenntnis.

Gewonnen haben die Münchner am Samstag wohl an Selbstvertrauen. Die Stürmer, die im Auftaktspiel in Nürnberg torlos blieben, fanden ihre Treffsicherheit wieder. Und gegen Mannheim die zweite Halbzeit mit 5:3 Toren zu gewinnen, "ist erst mal eine Ansage", findet Kermas. Dass Mannheim nach der hohen Halbzeitführung vielleicht doch ein wenig die Konzentration verlor, ist für das positive Gefühl zweitrangig. Denn trotz der sieben Gegentore war die Defensive erneut die Stärke der Münchner. "Da war alles dabei. Von Raum- bis Manndeckung, es war alles griffig", analysierte Kermas. Wenige Möglichkeiten hatte der MSC aus dem Spiel zugelassen, vier der sieben Mannheimer Tore entstanden aus Strafecken oder Siebenmetern, die letzten beiden Treffer gingen ins leere Tor.

Trotz dieser Teilerfolge muss die Niederlage aufgearbeitet werden. Nach zwei Spieltagen stehen die Männer des MSC ohne Punkt als Tabellenletzter da. Grund zur Sorge ist das für Kermas noch nicht. "Wir wussten, dass das passieren kann", sagte der Trainer. Die wichtigen Spiele stünden erst in den kommenden Wochen an, gegen Frankenthal und Frankfurt. Dafür will er in den Trainingseinheiten an der Offensive arbeiten. "Wir müssen schauen, dass wir die Bälle von außen vors Tor bekommen, und wie wir es schaffen, mehr in die Hallenmitte zu kommen und nicht nur an die Bande zu laufen", gibt Kermas vor. Am kommenden Wochenende gastiert Frankenthal in München, das gegen Mannheim am ersten Spieltag ein Unentschieden erkämpfte. Wenigstens ein Punkt sollte den Münchnern dann gelingen. Zu hohe Erwartungen will Kermas nicht aufbauen. Kein Wunder. Denn wie gut die Münchner ohne Druck spielen können, haben sie gegen Mannheim gezeigt.

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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