Hachinger Planungen:Aus Miete ins Eigenheim

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SpVgg-Präsident Manfred Schwabl drängt auf mehr Professionalität und will das Stadion übernehmen. Vorher soll es die Gemeinde sanieren.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Diesmal sah es ganz anders aus: Volle Ränge waren im Bild, man bekam als Fernsehzuschauer den Eindruck eines gut gefüllten Stadions vermittelt. Das lag daran, dass die Live-Übertragung des Unterhachinger Heimspiels gegen den SC Paderborn - das Spitzenspiel der dritten Liga - im Gegensatz zu den Partien davor von der Gegengerade aus gefilmt wurde. Von jener Tribüne aus also, die wegen statischer Probleme seit knapp einem Jahr nicht mehr in Betrieb ist und deshalb zuletzt im Fernsehen immer den Eindruck vermittelte, in Haching werde unter Ausschluss der Öffentlichkeit gekickt. Weil sich das erst 17 Jahre alte Bauwerk senkt, haben sich Risse und Stolperfallen gebildet. Im Gegensatz zur Haupttribüne, die auf festem Untergrund steht, ist die Osttribüne auf dem Gelände einer ehemaligen Kiesgrube errichtet - das ist wohl der Grund für die Absenkung.

Das Stadion ist nun also im wahrsten Sinne des Wortes eine der Baustellen, mit denen sich Manfred Schwabl, der Präsident der SpVgg Unterhaching, derzeit beschäftigt. Aber es ist keineswegs die einzige, denn der emsige Klubboss ist dabei, den Verein zukunftssicher aufzustellen. Dazu gehört in erster Linie die sportliche Etablierung im Profibereich, schließlich steht das mittelfristige Ziel fest: Um wirtschaftlich überleben zu können, müsse man in "drei bis fünf Jahren" in der zweiten Liga spielen. Wobei bezweifelt werden darf, ob Haching fünf Jahre in der Drittklassigkeit durchhalten würde. Zwar sind die TV-Gelder im Sommer durch den Verkauf der Übertragungsrechte an die Telekom, die seit dieser Saison alle Spiele live anbietet, nach oben gegangen. Jedoch nicht in dem Maß, dass die Vereine kostendeckend arbeiten könnten.

"Wenn wir jetzt nicht die nötige Infrastruktur schaffen, dann gehe ich lieber wandern", sagt Schwabl

Weitere Geldgeber müssen her - und da ist Schwabl offenbar einen Schritt weiter. Vor dem Spiel am Samstag ließ er durchblicken, dass die Einigung mit einem Sponsor für die Trikotbrust womöglich nicht mehr lange auf sich warten lässt. Ins Detail wollte er nicht gehen, schließlich war in den vergangenen Jahren mehrmals in der Öffentlichkeit über eine unmittelbar bevorstehende Lösung der Sponsorenfrage spekuliert worden - einen Abschluss gab es aber nie. Bis Weihnachten wird die Mannschaft mit ihren Trikots für die BR-Benefizaktion "Sternstunden" werben. Darüber hinaus scheint es sich beim künftigen potenziellen Partner nicht um das in der Schweiz ansässige Cashback-Unternehmen Weeconomy zu handeln, mit dem Schwabl im Sommer intensiv verhandelt hat. Für dessen Einstieg hatte der Unterhachinger Gemeinderat schon mal den Weg bereitet und einer Umbenennung des Stadions in "Wee-Arena am Sportpark" zugestimmt. Schwabl wollte das damals nicht allzu hoch hängen und sagte, dass dieser Beschluss die Grundvoraussetzung für weitere Verhandlungen gewesen sei. Mittlerweile lägen die Gespräche auf Eis. Weeconomy ist inzwischen Hauptsponsor beim Eishockey-Zweitligisten Bad Tölz, der seit dieser Saison in der Wee-Arena spielt. Nach eigenen Angaben ist Weeconomy in 18 Ländern aktiv und plant weitere Expansionen.

Das Stadion spielt in den strategischen Plänen des Präsidenten jedenfalls eine zentrale Rolle, egal wie es einmal heißt. Wie im Oktober bekannt wurde, will die SpVgg die Spielstätte, die bislang Eigentum der Gemeinde ist, möglichst bald selbst betreiben. Damals hatte Schwabl die Ambitionen bestätigt und mit der Einbindung in eine Gesamtstrategie begründet, um den Verein ordentlich aufzustellen. Man müsse die nötige Infrastruktur schaffen. "Wenn wir das jetzt nicht tun, kann ich gleich aufhören hier, dann gehe ich lieber wandern", sagte Schwabl damals. Die Idee ist, dass die Gemeinde das Stadion zunächst noch saniert, ehe dann die Eigentumsrechte auf den Verein übergehen, der wiederum einen Erbpachtzins bezahlt und künftig alle anfallenden Kosten selbst trägt, etwa für den Ausbau der Geschäftsstelle. Diese will Schwabl - wenn das statisch möglich ist - um eine zusätzliche Etage aufstocken, um dort Räume zu bekommen, die man vermieten könnte, um dadurch neue Einnahmen zu generieren. Man sei in guten Gesprächen, wie Schwabl sagt: "Beide Seiten wollen grundsätzlich diese Lösung, weil sie für alle nur Vorteile bringt."

Ins Detail will der Präsident nicht gehen, vermutlich ist der Knackpunkt weiterhin die Frage, ob die Gemeinde tatsächlich jetzt die Kosten für die Stadionsanierung tragen will. Ursprünglich hatte es aus dem Rathaus geheißen, dass Baumaßnahmen im Sportpark auf der Prioritätenliste der Kommune weit unten stehen und erst für 2020/21 vorgesehen seien. Andere Projekte wie Schulen oder Kindergärten hätten Vorrang, sagte ein Sprecher im Juli.

Mittlerweile soll es in der Gemeindeverwaltung jedoch ein Umdenken geben: Schwabls Plan findet dort angeblich durchaus Gefallen.

© SZ vom 20.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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