Bayerische Golf-Meisterschaft:Die schwarze 13

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Am Anfang jubelte Christoph Kopp noch - im Schlussklassement belegte der Olchinger Platz fünf. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Putten im Wasser, Ball gegen den Baum: Bei den bayerischen Golfmeisterschaften in Starnberg bleiben fast alle Athleten hinter den Erwartungen zurück

Von Karl-Wilhelm Götte, Starnberg

Nicholas Meerkamp pfefferte seinen Golfball nach der Schlussrunde mit einem kräftigen Wurf in den Wald. Der 21-Jährige vom Golfclub Olching schien sich über die vergebene Chance zu ärgern, bayerischer Meister zu werden. "An Loch 13 hat es mich erwischt", begann Meerkamp, schon wieder gefasst, die Geschichte von seinem Doppelbogey zu erzählen, der ihm den möglichen Titel auf dem Kurs des GC Starnberg in Hadorf gekostet hatte. Für Meerkamp, der sich mit Platz zwei begnügen musste, sprang seine Klubkollegin Victoria Drechsler in die Bresche. Nach zweimaligem Stechen gewann sie erstmals die bayerische Meisterschaft der Frauen. Insgesamt war das Niveau der Meisterschaften allerdings wenig berauschend. Die meisten Akteure, die mit einem Plus-Handicap ausgestattet waren, blieben weit hinter ihren Vorgaben zurück.

Drechsler hatte sich am zweiten und dritten Tag der Meisterschaft dagegen sehr gesteigert. Nach der ersten Runde lag sie noch mit 76 Schlägen abgeschlagen auf Platz sieben. Titelverteidigerin Rachael Taylor (GC am Reichswald) war mit einer guten 70er-Runde zum Auftakt schon ziemlich außer Reichweite ihrer Konkurrentinnen. Doch Taylor schwächelte fortan nachhaltig und wurde mit einer abschließenden 77er-Runde in der Endabrechnung nur Vierte.

Drechsler schob sich am zweiten Tag mit 72 Schlägen bereits auf Rang fünf vor und zog auf der Schlussrunde mit drei Birdies, bei denen sie jeweils einen Schlag besser als der Standard der Spielbahn war, bis Loch 13 an allen Mitspielerinnen vorbei. "Dann fielen zwei, drei Puts nicht", berichtete Drechsler von ihren Bogeys, je einen Schlag über dem Standard, an Loch 13 und 14. Doch auch die Mitfavoritinnen patzten.

Ihren Sieg perfekt machen wollte die 20-jährige Olchingerin, die am US-College in Charleston studiert und dort auch Golf spielt, auf der Schlussbahn vor dem Clubhaus. Doch dann misslang ihr der zweite Schlag aufs Grün. Der Ball blieb nur wenige Zentimeter entfernt am Wasserhindernis vor Loch 18 liegen. Das war noch Glück für Drechsler, denn wäre der Ball ins Wasser geflogen, hätte es einen Strafschlag gegeben und der Titelgewinn wäre dahin gewesen. Doch wie sollte sie den Ball nahe dem Wasser spielen?

Drechsler zog kurzerhand ihre Golfschuhe aus, trat ins Wasser und schlug den Ball aufs Grün. Trotzdem kam ein Bogey heraus. Das bedeutete ein Stechen mit der erst 15 Jahre alten Monika Hartl aus Herzogenaurach, die niemand auf der Rechnung hatte. Das erste Stechen auf der 393 Meter langen Par-fünf-Schlussbahn brachte noch keine Entscheidung. Beide spielten einen Birdie. Auch das zweite Stechen endete wieder mit einem Birdie auf beiden Seiten. Erst das dritte Stechen entschied Drechsler dann mit Birdie zu Par für sich. Das junge Nachwuchstalent hatte dabei großes Pech, als ihr Birdie-Put am Lochrand kreiste und dann wieder aus dem Loch herauskugelte.

Bei den Männern verspielte Favorit Stefan Still (Münchner Golfclub), der Sieger der beiden Vorjahre, alle Titelchancen mit einer 78er-Runde am zweiten Tag. Still nutzte auch die gute Schlussrunde mit 69 Schlägen nichts mehr, er wurde am Ende nur Fünfter. Die Meisterschaft musste sich am Finaltag zwischen dem Nürnberger Marc-André Gehr (GC am Reichswald) und dem Olchinger Nicholas Meerkamp entscheiden. Der hatte plötzlich Probleme, wie viele andere Golfer auch, mit Loch 13. "Beim dritten Schlag habe ich einen Baum erwischt", berichtete der 21-jährige Meerkamp, der vom GC Eschenried kam und in Olching das Herren-Bundesligateam verstärkt. Loch 13 endete mit einem Doppelbogey und einer Schlussrunde mit 76 Schlägen. "So ist Golf", meinte Meerkamp lapidar. Gehr hielt sich dagegen mit 71 Schlägen nahezu schadlos und gewann die Meisterschaft mit sechs Schlägen Vorsprung vor dem gebürtigen Münchner Meerkamp. Benjamin Gerber vom GC Holledau folgte mit weiteren zwei Schlägen Rückstand und insgesamt 216 Schlägen auf dem dritten Platz.

Bei den Frauen blieb niemand unter dem Par-Platzstandard von 216 Schlägen, bei den Männern schafften das nur Gehr und Meerkamp. Dabei waren dort zwei Dutzend Golfer am Start, die mit ihrem Plus-Handicap Runden unter 72 Schlägen versprachen. Die meisten von ihnen landeten unter ferner liefen. Maximilian Lacher vom Münchner GC gehörte mit einem Handicap von Plus 3,7 zu den großen Favoriten, lag auch nach zwei Tagen noch aussichtsreich im Rennen, leistete sich auf der Schlussrunde aber gleich am ersten Loch einen Doppelbogey und weitere fünf Bogeys. Da nutzten auch vier Birdies nichts. Lacher wurde mit 75 Schlägen am Schlusstag nur Fünfter und blieb mit zwei Schlägen über Par weit hinter seinen eigenen Erwartungen zurück. Nach der Schlussbahn war er ebenso enttäuscht wie Meerkamp. Anstatt Golfbälle in den Wald zu schleudern, lief er aber nur mürrisch zurück ins Clubhaus.

© SZ vom 10.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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