Golf:215 Argumente

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Anni Eisenhut hat besonders am letzten Loch mentale Stärke bewiesen und damit ihren bislang größten Erfolg gesichert. (Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Anni Eisenhut hat mit 15 Jahren die bayerische Golf-Meisterschaft gewonnen. Mit zunehmender Länge in ihren Abschlägen kommt sie auch ihrem Ziel immer näher: Sie will Profi werden

Von Karl-Wilhelm Götte, Starnberg

"Das ist nicht zu schaffen", raunten sich die Zuschauer am 18. Grün zu, als Anni Eisenhut bei der Bayerischen Golf-Meisterschaft der Frauen aus zwölf Metern zum Eagle-Put ansetzte. Eagle bedeutet, dass der Ball zwei unter dem vorgegebenen Platzstandard eingelocht wird. Die junge Spielerin vom Münchner Golfclub gab dem Ball exakt die notwendige Fahrt mit auf den Weg und bugsierte ihn damit tatsächlich aus beträchtlicher Ferne ins Loch. Die Zuschauer am finalen Grün in Hadorf applaudierten begeistert. Mit diesem Eagle, also mit nur drei Schlägen für das Par-5-Loch, hatte sie alles getan, um ihre Meisterschaftsambitionen zu wahren. Monika Isabella Hartl, 17, vom Nürnberger Golfclub am Reichswald hatte zwei Schläge Vorsprung, benötigte am letzten Loch jedoch fünf Schläge. Eisenhut und Hartl mussten folglich ins Stechen, das die Münchnerin auf der gleichen Spielbahn mit erneut erstaunlicher Nervenstärke und einem Birdie, also einem Schlag unter Par, für sich entschied.

Eisenhut war die eindrucksvollste Erscheinung dieser dreitägigen Golfmeisterschaften des Freistaats. Sie ist gerade mal 15 Jahre alt und hätte sich im Mai dieses Jahres mit dem bayerischen Titelgewinn in der Altersklasse (AK) 16 zufrieden geben können. Da sie den Golfkurs in Bamberg besser absolvierte als die Mädchen in der AK 18, wurde sie auch bayerische Jugendmeisterin. "2016 habe ich richtig Gas gegeben", sagt sie selbstbewusst. Eisenhut verbesserte ihr Handicap von Minus 1,8 auf Plus 1,7. Das ist eine enorme Steigerung, bedeutet das doch, dass sie einen 18-Loch-Kurs um drei Schläge besser bewältigt als noch zu Saisonbeginn.

Diese Steigerung hat vor allem damit zu tun, dass ihre Abschläge weiter fliegen als noch vor kurzer Zeit. "Länge ist alles", sagt Eisenhut und ergänzt: "Präzise und geradeaus muss der Ball aber auch fliegen, das ist wichtig." Mit dem Driver schafft die Gymnasiastin beachtliche 215 Meter.

Ihre Verbesserungen führt Eisenhut aber auch auf ihr umfangreicheres Fitnesstraining zurück. Dreimal zwei Stunden pro Woche macht sie zusammen mit ihrem Fitnesscoach vor allem Schnellkraft- und Stabilitätsübungen. Die hoch talentierte Golferin wohnt in Grünwald, ihre Eltern haben sie frühzeitig mit auf den Golfplatz genommen. Nicht so ganz freiwillig, wie sie erzählt: "Ich bin mitgegangen, weil ich musste." Mit acht Jahren hat sie dann ernsthaft mit dem Golfsport begonnen, mit großem Erfolg. Heute gehört sie zu den sieben Mädchen, denen der Bayerische Golfverband (BGV) eine Spitzenförderung angedeihen lässt. So gibt es einmal die Woche ein BGV-Stützpunkttraining in Eichenried. Mit ihrem Heimcoach Christian Moculescu trainiert sie in den Sommerferien zudem fast täglich im Golfclub München-Riedhof. Für den Münchner Golfclub spielt sie in der Frauen-Bundesligamannschaft und bei Meisterschaftsturnieren.

Anni Eisenhut hat Golf bei den Olympischen Spielen natürlich intensiv verfolgt. "Da würde ich gerne mal mitspielen, habe ich gedacht", erzählt sie. Die Spiele in Rio haben ihren Ehrgeiz zusätzlich angefacht und ihre Zukunftsambitionen nochmals bestätigt. "Ich will Golfprofi werden", sagt sie frei heraus, "darauf arbeite ich hin." Auch mit einem Mentalcoach des Golfverbandes, denn beim Golfen ist die mentale Komponente ein wichtiger Punkt. Das musste Eisenhut einmal mehr erfahren, als sie die zweite Runde mit drei Bogeys, eins über Par, begann. Auf den trockenen Grüns kreisten ihre Puts mehrmals ums Loch herum und fielen nicht hinein. "Nach den drei Bogeys habe ich auf meine Atmung geachtet", sagt die junge Golferin und der Ärger im Kopf ging schnell vorbei. Ärger mit der Schule hat die Gymnasiastin dagegen nicht. Sie ist eine gute Schülerin, da klappt das auch mit den notwendigen Schulbefreiungen für die Turniere.

© SZ vom 30.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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