Glosse "Linksaußen":Sibirisches Durcheinander

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Gruppenbild mit EM-Pokal: Auf dem Rathaus-Balkon präsentierte Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (re.) zusammen mit EM-Botschafterin Celia Sasic, dem offiziellen Maskottchen Skillzy und EM-Botschafter Philipp Lahm (v.l.) den Pokal. (Foto: Tobias Hase/Referat für Bildung und Sport/oh)

Kaum dürfen erste handverlesene Fans in die Fußballstadien, stellt die Bundesliga den Betrieb ein. Kaum dürfen Amateurfußballer endlich wieder in Gruppen trainieren, ist Sommerpause. Was tun? Vielleicht ein bisschen Urlaub machen, aber wo?

Von Andreas Liebmann

Noch ist es nicht zu spät für einen Kurzurlaubstipp für die Pfingstferien. Sibirien, zum Beispiel: Im Dezember gab es dort einen Kälterekord, minus 49 Grad. Aber für dieses Wochenende werden etwa in Jekaterinburg 30 Grad plus erwartet. Da dürften selbst Kataris neidisch werden. Man könnte die Kirche auf dem Blut besuchen, die aussieht wie ein weißes Kremlchen und so heißt, weil an ihrem Standort 1918 die Zarenfamilie ermordet wurde. Wer eine Erfrischung braucht, mag eine Runde durch den Baikalsee schwimmen, 636 Kilometerchen lang und nur ein paar Steinwürfe von Jekaterinburg entfernt. Knapp 3000 Kilometer, um genau zu sein, Sibirien ist überschaubar. Wer also noch nichts vorhat und kein systemkritischer Blogger ist ...

Andererseits kann man auch einfach hierbleiben. Jetzt, wo die Graupelschauer nachlassen und fast schon ein Hauch von Frühling in der Luft liegt, auch wenn das Jahr eigentlich knapp zur Hälfte vorbei ist. Aber soll man dem Wetter groß einen Vorwurf machen? Auch sonst ist ja so manches Timing durcheinandergeraten.

Nur ein paar Stichpunkte: Kaum durften erste handverlesene Fans in die Fußballstadien, stellte die Bundesliga den Betrieb ein. Amateurfußballer dürfen endlich in Gruppen trainieren, dummerweise ist die Winter- bei ihnen gerade lückenlos in die Sommerpause übergegangen. Überall wird im Training zurzeit durchgezählt, eine Art Masseninventur: Ehemalige Mannschaftskameraden müssen einander vermutlich erst wieder namentlich vorgestellt werden nach der langen Zeit ("Ach, du bist das? Bist du grau geworden - ..."). Für Hallensportler ist die Situation besonders skurril, weil sie nun an ihre Netze, Körbe und Platten zurückkehren dürfen, die sie sonst um diese Jahreszeit etwas vernachlässigen, mangels Saison und wegen des Sommerwetters. Auch diese Zwischenphase wird enden - doch was dann? Der Fußballkreis Zugspitze hat sein Pilotprojekt soeben um ein Jahr verschoben, wegen der Unsicherheit, ob es denn diesmal im August losgehen könne. Vielleicht käme dann ja doch eine vierte Welle. Aaargh!

Zum Trost: Mit der Sonne kommt die EM nach München. Der EM-Pokal war bereits am Freitag hier, um - kein Witz - fotografiert zu werden: mit den Botschaftern Celia Sasic und Philipp Lahm, Bürgermeisterin Katrin Habenschaden und Maskottchen Skillzy; am Rathausbalkon, vor der Bavaria und, ähm..., am Eisbach.

Die weiteren Aussichten: Auch St. Petersburg ist einer der Austragungsorte. Liegt leider nicht in Sibirien, daher nur 13 Grad. Und die nächste WM findet wirklich im Winter statt. Leider auch kein Witz.

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