Gilching löst Kirchheim in der Landesliga ab:Glücksgefühle im Regen

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Die Fußballer des TSV Gilching-Argelsried bejubeln den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. Erstmals schaffen sie den Sprung in die Landesliga. (Foto: Claus Schunk)

Der TSV Gilching gewinnt nach dem 1:0 im Hinspiel auch das Rückspiel in der Landesliga-Abstiegsrunde gegen den durch viele Ausfälle gehandicapten Kirchheimer SC. Der muss nach vier Jahren den Gang in die Bezirksliga antreten

Von Stefan Galler, Kirchheim/Gilching

Mit dem Schlusspfiff kam der Regen. Nicht irgendein netter kleiner Guss, der das Bier in den Bechern der Fans ein wenig verwässert hätte. Nein, es war ein Schauer von epischer Intensität, und jeder, der sich ihm ungeschützt stellte, war innerhalb von Sekunden bis auf die Unterwäsche durchnässt. Den Trainer des künftigen Landesliga-Neulings TSV Gilching-Argelsried scherte das nach dem 2:0 (0:0)-Auswärtssieg im Relegationsrückspiel beim Kirchheimer SC (Hinspiel: 1:0 für Gilching) überhaupt nicht. Während sich sogar seine Fußballer in ihren eigens für diesen Anlass angefertigten "Aufsteiger"-Trikots irgendwann unterstellten, hatte sich Wolfgang Krebs einen Ball geholt und versuchte aus 30 Metern die Querlatte des Tores zu treffen. Immer und immer wieder, der Aufstiegscoach gab noch nicht einmal auf, als er bei einem seiner Versuche auf dem glitschigen Boden ausrutschte und auf dem Hintern landete. Die Anhänger, die unter der Plane am Spielfeldrand standen, quittierten es mit frenetischem Beifall.

Viele derjenigen, die es mit dem Kirchheimer SC halten, hatten dagegen schnell das Weite gesucht. Um dem Regen zu entkommen und den Jubelszenen der Gäste, die "Super-Guiching, Super-Guiching" intonierten und - ehe Krebs mit seinem einsamen Zielschießen begann - einen kollektiven Diver vor den eigenen Anhängern hinlegten. KSC-Trainer Steven Toy versammelte seine Spieler im Regen zum Kreis und versuchte, tröstende Worte zu finden. Das war beim ein oder anderen bitter nötig, Bernhard Riedl etwa, seit 2010 im Verein und eine der Stützen in der nun zu Ende gegangenen vierjährigen Landesliga-Ära, konnte die Tränen nicht zurückhalten. Toy wirkte kurz nach dem Schlusspfiff schon wieder gefasst: "Wir hätten es heute auch gewinnen können. Und das trotz unserer Personalsituation." Fünf Stammspieler, darunter der rotgesperrte Spielertrainer selbst, konnten am Sonntag nicht mittun, dazu meldete sich Maximilian Leimeister nach dem Warmmachen wegen Hüftproblemen ab. Das war eine zu schwere Hypothek für die Kirchheimer. Toy wird aller Voraussicht nach bleiben und in der Bezirksliga einen Neuanfang wagen. "Ich habe immer gesagt, dass ich voll dahinter stehe, wenn der Verein den Weg mit mir weitergehen will. Und danach sieht es aus."

Gut 20 Minuten lang tat sich nicht viel vor rund 400 Zuschauern auf der Kirchheimer Sportanlage. Der KSC suchte die Lücke im engmaschigen Abwehrverbund der Gilchinger, die ihrerseits versuchten, mit langen Bällen das Mittelfeld zu überbrücken und die Stürmer Nick Schnöller und Ramon Adofo in Szene zu setzen. Prompt erzwang Schnöller einen Abwehrfehler der Kirchheimer und legte den Ball für den nachgerückten Sebastian Bootz auf, doch dessen Schuss flog über den Querbalken (21.). Die Gäste aus dem Landkreis Starnberg setzten weiter Nadelstiche, einmal musste KSC-Keeper Michael Franz in bester Manuel-Neuer-Manier 20 Meter vor dem eigenen Tor gegen Adofo klären (23.), später brannte es im Strafraum der Kirchheimer, als Rupert Poschenrieder abermals vor Adofo nur noch mit einem Flugkopfball zum eigenen Torwart retten konnte (41.). Von Kirchheimer Seite war offensiv nur wenig zu sehen; brenzlig wurde es allerdings, als Eugen Martin mit aller Gewalt in den Strafraum zog, allerdings in letzter Sekunde abgeblockt wurde (26.). Mittelstürmer Fabian Loens blieb zunächst unauffällig, bei seinem einzigen Torschuss verletzte er sich am Knie und musste in der Pause ausgewechselt werden, Ein weiterer herber Rückschlag für die personell ohnehin arg gebeutelten Kirchheimer.

Nach der Pause ein ähnliches Bild: Gilching diszipliniert - und dann auch mit dem Tor: Ein Freistoß aus dem rechten Halbfeld flog in den Sechzehner, Adofo lief perfekt ein, legte quer und Jonas Schmid drückte die Kugel aus sechs Metern ins Netz zum 0:1 (59.). Wer weiß, ob die große Kirchheimer Aufholjagd in Gang gekommen wäre, hätte Thomas Scherer mit seinem Kopfball ins Tor und nicht das Lattenkreuz getroffen (64.). Anschließend ließen die Gastgeber jedenfalls die Flügel doch etwas hängen, Adofo krönte schließlich seine starke Leistung und traf nach Vorarbeit von Maximilian König zum 0:2 (88.).

Als alle wieder trocken waren, zog Gilchings Abteilungsleiter Stefan Schwartling sein Fazit: "Unsere Mannschaft hat genau das getan, was sie tun musste. Wir sind so weit, wollten unbedingt in die Landesliga. Vielleicht zehn Prozent mehr, als es die Kirchheimer wollten."

© SZ vom 06.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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