Am, sagen wir mal, zehnten Spieltag hätte sich das Garchinger Trainerteam vermutlich sehr aufgeregt über solch eine Schlussphase. Dann hätte man die späten Gegentore anhand von Videoaufnahmen ausgiebig analysiert, womöglich wäre man sogar psychologisch geworden, um diese Probleme aufzuarbeiten. Aber am 31. Spieltag? "Ganz ehrlich, Hauptsache drei Punkte", sagt VfR-Co-Trainer Günter Edahl. 3:2 gewannen die Garchinger beim 1. FC Nürnberg II, und mit diesem Sieg konnten sie das Bundesliga-Ambiente im WM-Stadion noch mehr genießen als ohnehin schon. Immerhin habe man nun ein kleines Polster zu den direkten Abstiegsrängen, sagte Edahl. Auch wenn der Abstand auf den ersten Nichtabstiegsrang gleich geblieben ist: Der FC Schweinfurt 05 gewann am Sonntagnachmittag mit 3:1 gegen den FC Augsburg II.
Es war zudem kein glücklicher Sieg gewesen. "Spielerisch war das ganz gefällig, was Nürnberg gemacht hat", fand Edahl zwar. Doch man habe die Profi-Nachwuchskicker meist sehr gut vom eigenen Tor fern gehalten, meistens landeten deren Schüsse laut Edahl "in der zweiten oder dritten Etage". Dabei fehlt bei Garching neben einigen Langzeitverletzten nun auch der erfahrene Abwehrchef Daniel Steinacher mit einem Innenbandriss.
Selbstverständlich kam die Führung für Garching überraschend: Dennis Niebauer traf mit einem Freistoß, den Gerrit Arzberger herausgeholt hatte, aus gut 20 Metern ins linke Kreuzeck. "Das war natürlich der Türöffner", sagte Edahl, "Standards sind in solchen Spielen besonders wichtig. Wir haben danach gut nach vorne gespielt, gut gekontert." Und Garching zeigte vor dem gegnerischen Tor nun auch wieder jene Effizienz, die in den Wochen nach der Winterpause so gefehlt hatte. Vor allem Stefan Prunitsch. Nachdem die Garchinger vor der Pause eine kurze Druckphase der Franken überwunden hatten, traf der 24-jährige Angreifer nach einem langen Pass von Mike Niebauer. Prunitsch hob den Ball locker über Club-Keeper Samuel Radlinger hinweg, lief dann zur Sicherheit noch einmal hinterher, weil die Kugel immer langsamer wurde - dann kullerte sie aber doch ins Netz (53.). Besonders schön anzusehen war dann das 3:0, ebenfalls von Prunitsch, erzielt mit einem platzierten Schlenzer (71.). Die Vorarbeit hatte der kurz zuvor eingewechselte Oliver Hauck geleistet.
Doch offensichtlich wähnte sich die Garchinger Abwehr nun schon in Sicherheit, die guten Chancen für die Gastgeber häuften sich jedenfalls. Zunächst setzte der ehemalige Spieler von 1860 München, Ivan Knezevic, einen Schuss an die Latte (75.), dann traf Julian Wießmeier mit einem Heber über Garchings Torwart Stefan Wachenheim zum Anschluss (80.). Und machte es mit einem sehenswerten Seitfallzieher noch einmal richtig spannend, allerdings gelang ihm der Kunstschuss zum 2:3 erst in der Nachspielzeit. In dieser holte sich dann Valentin Vochatzer noch eine taktisch motivierte gelbe Karte ab, dann war Schluss.
Man habe auch gut gegen den Ball gearbeitet, betonte Edahl. Der Aufsteiger machte damit seine taktische Flexibilität deutlich. Trainer Daniel Weber hat im Laufe der Saison oft betont, dass seine Mannschaft gar nicht defensiv ausgerichtet spielen könne, sondern stets das Spiel machen wolle. Nun fällt ausgerechnet gegen die spielstärkeren Profi-Nachwuchsteams die Bilanz recht gut aus: In zwölf Partien gelangen immerhin vier Siege und vier Unentschieden.
Unterdessen wurde ein weiterer Weggang zum Saisonende bekannt: Doppeltorschütze Stefan Prunitsch zieht aus beruflichen und privaten Gründen nach der Saison an den Bodensee. "Er hat zurzeit einen sehr guten Lauf", sagt Edahl über den Angreifer, der vor eine Woche beim 2:1 gegen Schalding-Heining auch schon getroffen hatte. "Vielleicht hilft er uns ja noch, kommende Saison weiter in der Regionalliga zu spielen."